Wenn Zauberhaende mich beruehren
C.T. Jordan oder Cole Jordan.
Als sie jetzt in der Morgendämmerung in ihrem Apartment saß, wußte Kady nicht recht, was sie noch unternehmen sollte. Für sie schien das Abenteuer Legend beendet zu sein. Es war am besten, erst einmal ein paar Stunden zu schlafen. Danach würde sie ihre Bewerbungen in den Kasten stecken und ein neues Leben beginnen.
Aber Kady brachte nicht einmal die Energie auf, in ihr Schlafzimmer zu gehen, also schob sie ihre Notizen von der Couch und streckte sich aus. Sie schlief sofort ein.
Und sobald sie die Augen schloß, begann sie auch schon zu träumen. Zunächst war alles wie immer. Der verschleierte Mann streckte die Hand nach ihr aus, und sie versuchte vergeblich, sie zu ergreifen. Und doch kam ihr der Traum irgendwie anders vor. Diesmal schien sie sich von ihm zu entfernen und erkannte an seinen Augen, daß er ungehalten über sie war.
»Jetzt«, sagte er, und zum ersten Mal hörte Kady seine Stimme. Sie war tief und merkwürdig rauh.
»Du mußt jetzt kommen«, sagte er. Seine Worte schienen ein Befehl und gleichzeitig eine Bitte zu sein. »Wenn du nicht kommst, kann ich nicht zurückkehren.«
Nach diesen Worten verschwand er, und Kady war allein in einer gespenstisch leeren Einöde. »Wo bist du?« rief sie und sah sich verzweifelt nach ihm um. »Wie kann ich zu dir kommen, wenn ich nicht weiß, wo du bist?«
Abrupt wurde sie wach. Ihr Gesicht war tränennaß. Einen Moment lang konnte sie sich nicht erinnern, doch dann überfiel sie die Verzweiflung, die diesen Traum begleitet hatte, mit all ihrer Macht. Wohin sollte sie gehen? Und wie? Mit dem wenigen Geld, das ihr zur Verfügung stand? Sie brauchte dringend einen neuen Job, sie mußte ihr wirkliches Leben in den Griff bekommen.
Spontan lief sie zu der Wand, die sich einmal geöffnet, den Zugang nach Legend gebildet hatte. Jetzt war es nur eine Wand. »Verdammt!« rief sie und schlug mit beiden Fäusten dagegen. »Ihr wollt, daß ich etwas tue, seid aber nicht bereit, mir zu helfen!«
In diesem Augenblick hörte sie Ruth Jordans Stimme. »Ich gebe Ihnen sechs Wochen. Wenn Sie bis dahin keinen Kontakt zu meinen Nachkommen aufgenommen haben...«
Sechs Wochen? Kady lief zur Couch, suchte nach ihrem Notizbuch und schlug es auf. Ihr Herz klopfte so heftig, daß sie kaum klar denken konnte. Wieviel Zeit blieb ihr noch? Aber selbst wenn sie alle Zeit der Welt hätte - wie sollte sie Ruth Jordans Nachkommen finden? Wie hießen sie? Wo lebten sie?
»Drei Tage«, sagte sie laut und starrte auf den Kalender. »Ich habe nur noch drei Tage.« Aber wo soll ich suchen? fragte sie sich und blickte wieder zur Wand hinüber, als würde dort die Antwort erscheinen.
»Verdammt noch mal, Ruth Jordan! Helfen Sie mir! Wo soll ich suchen?«
Kaum hatte sie die Worte über die Lippen gebracht, glaubte sie erneut Ruth Jordans Stimme zu hören. »Er ist in New York ... Er will keine Hilfe von mir, lehnt sogar jeden Kontakt ab ...«
»New York«, sagte Kady und lief ins Schlafzimmer, um zu packen. Mit dem Zug konnte sie in drei Stunden in New York sein.
Zwanzig Minuten später öffnete sie mit einer Reisetasche in der Hand die Tür ihres Apartments und wäre um ein Haar mit Gregory zusammengestoßen.
»O Kady, mein Liebling«, sagte er und wollte sie in die Arme ziehen. »Du ahnst ja nicht, wie sehr ich dich vermißt habe. Ich verzeihe dir alles und bitte dich, auch mir zu verzeihen. Ich hoffe, wir können ...«
»Würdest du mich bitte vorbeilassen? Ich muß zum Zug.«
»Zum Zug? Du kannst mich nicht verlassen! Wenn du das tust, werde ich ...«
Sie begriff, daß sie ihn so schnell nicht loswerden würde. »Hast du etwa Angst, auch noch die letzten Gäste zu verlieren?« fragte sie süffisant. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, in den letzten Tagen am Onions vorbeizugehen. Der einst so beliebte Gourmet-Tempel war keiner mehr, nachdem schon einen Tag nach Kadys Auszug ein Restaurantkritiker die Neuigkeit publiziert hatte.
»Also gut«, sagte Gregory mürrisch. »Du hast gewonnen. Was willst du? Zehn Prozent Beteiligung?«
»Wenn du mich fragst, ob ich zehn Prozent Beteiligung an den Norman House Restaurants möchte, dann ist meine Antwort nein. Und jetzt laß mich endlich vorbei. Ich muß nach New York.«
»Fünfzehn Prozent, aber das ist wirklich mein allerletztes Angebot.«
»Gut! Da ich auch das ablehne, kannst du zur Seite treten.« Kady wollte sich an ihm vorbeidrängen, aber er wankte und wich nicht.
»Was willst du denn noch von
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