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Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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»obwohl meine Frau sagt, daß ihr das langsam auf die Nerven geht. Sie erklärte mir, sie hoffe, daß ich annehmbarer aussehen würde, wenn ich wirklich einmal abkratze, weil unsere Verwandten sonst völlig aus der Fassung geraten würden.«
    Als ich durch die Verandatür hereinkam, küßte mich Mrs. Blessington lang und sehnsüchtig.
    »Valerie, Darling«, bemerkte Mr. Wilbrahams nervös, »das Publikum wird allmählich den roten Faden verlieren.«
    »Aber bin ich nicht eine leidenschaftliche Frau?«
    Er zuckte die Schultern. Er war der bedauernswerte Maestro, der es mit einer überempfindlichen Primadonna zu tun hatte, die jeden Augenblick von der Bühne rauschen oder ihr Konto bei seiner Bank kündigen konnte.
    Kurze Zeit hegte ich die Befürchtung, Mr. Wilbraham würde die Kontrolle über seine Truppe verlieren. Die Requisiteurin, Mrs. Ellison (Robbins-Moden) drohte uns zu verlassen, weil Mrs. Blessington in der Szene, in der sie Mr. Dale tot auffand, im Bikini auftreten wollte -»Ich könnte doch gerade im Swimmingpool gewesen sein!« -, und Mrs. Noakes wollte einen schwarzen Minirock und ein Spitzenhöschen als Kostüm - »Das hat man damals getragen, meine Liebe.« Der Dorfpolizist, Mr. Harcourt-Lumsley (Gerichtsschreiber/Versicherungsmathematiker), der keine Dialogszene hatte, erklärte, daß seine Rolle ähnlich komisch ausgelegt werden müßte wie bei den Keystone Cops, und machte unaufhörlich Kniebeugen und kniff Mrs. Noakes in den Hintern.
    Draußen war es drückend schwül geworden. Reverend Ron Flood entschuldigte sich, daß sich die Fenster nicht öffnen ließen; sie schienen während Reverend James Rumbolds langer Amtszeit stets geschlossen gewesen zu sein. Die Souffleuse zog mich zur Seite und gestand mir, sie verspüre ein Brennen in der Nierengegend. Da ich in der Garderobe nichts Abnormes feststellen konnte, bat ich sie, mir bei unserer nächsten Zusammenkunft eine Harnprobe mitzubringen.
    Ich hatte mein Dutzend Karten großzügig verteilt; zehn von ihnen antworteten, daß sie furchtbar gern kommen würden, aber leider an diesem Abend gerade Bereitschaftsdienst hätten. Churchford schien die ärztlich bestversorgte Gemeinde des Landes zu sein. Dr. Quaggy sagte zu. Ich wußte, daß er zu geizig war, um auch nur den Kugelschreiber eines Arzneimittelvertreters zurückzuweisen.
    »Aber du beschwerst dich die ganze Woche lang, wenn du ihn im Golfclub auf einen Drink einladen mußtest«, bemerkte Sandra.
    »Das ist mir die Sache wert. Es wird mir großes Vergnügen bereiten, ihn zu beobachten, wenn er den donnernden Applaus hört, den ich von meinen Mitbürgern bekomme. Bumbly Bill Hawsbury kommt auch.« Er war der älteste praktische Arzt in Churchford. »Er sagt, er ziehe alles diesem kretinhaften Blödsinn vor, den man jeden Abend im Fernsehen über sich ergehen lassen muß.«
    »Weißt du, daß Jim Whynn auch hingeht?«
    Ich nickte. »Ich hab im Echo gelesen, daß er sich das neueste Stück der Churchforder Laienspielgruppe ansehen wird, weil er natürlich ein leidenschaftliches Interesse für die Kunst hegt; schließlich hat sie großzügige Zuschüsse von einer Regierung erhalten, die die Kultur unseres Landes noch vor unsere Wirtschaft stellt.«
    »Ich wette, daß er sich davor drücken wird, jetzt da der Artikel über ihn in unserer Lokalzeitung erschienen ist.«
    »Gott weiß, was ich mit den restlichen Karten machen soll«, sagte ich düster zu Sandra. »Wenn die ersten beiden Reihen im Zuschauerraum leer sind, sieht es so aus, als hätte das Publikum Angst, sich von uns irgendeine Krankheit zu holen.«
    Kostümprobe.
    Eine echte Verandatür. Es verwirrte mich, daß die Souffleuse, eine zusammengerollte Ausgabe des Country Life in der Hand, mich auf der Bühne wie ein Schatten verfolgte.
    »Ich war vorher in den Diensten einer Herzogin«, bemerkte Mrs. Noakes im ersten Akt und zeigte ihr Spitzenhöschen. »Glaubst du nicht, daß ich die Herzogin betonen sollte, Lionel? Um hervorzustreichen, daß es für mich ein Abstieg ist, für sie arbeiten zu müssen?«
    »Aber Helen, Darling, du hast das sehr schön gespielt«, murmelte Mrs. Blessington. »Du sprichst wirklich wie ein Arbeiterkind, wenn du nicht versuchst, einen feudalen Akzent anzunehmen.«
    »Ich danke dir, Valerie«, sagte Mrs. Noakes eisig.
    Die Handlung, die sich hinter der Bühne abspielte, war viel interessanter. Mrs. Noakes, deren Mann Badezimmereinrichtungen und Einbauküchen herstellte, stammte aus einer Reihenhaussiedlung an

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