Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
war bestimmt durch die Furcht vor ihm. Vor dem, was er ihnen antun konnte, wenn er frei kam. Sie setzten wohl kein großes Vertrauen in das Stück Stoff vor seinem Gesicht. Vielleicht hatten einige von ihnen nicht einmal bemerkt, dass seine Kapuze keine Sehschlitze besaß.
Jemand packte Roberts Hände und drehte sie gewaltsam um, sodass die Handflächen nach oben zeigten. Man presste seine Handrücken nun gegen die Oberfläche des Opfersteins, und um die Hände geöffnet zu halten, drückte jemand mit den Handballen gegen seine Finge. Einer oder mehrere andere hielten seine Arme, so, dass er sie nicht zurück zu ziehen vermochte. Die Ärmel des Gewandes wurden bis zu den Ellbogen zurückgeschoben.
Zig Hände hielten ihn in der gewünschten Position, eine Aufgabe, die der Priester ohne großen Kraftaufwand ganz alleine hätte bewerkstelligen können. Jedoch würde diese andere Art und Weise wohl zu einer unerwünschten Schwächung der Wahrnehmung führen. Niemand sagte ein Wort, die gesamte Aktion verlief, offensichtlich nach guter vorheriger Absprache, stumm. Keine Gesänge mehr, kein Wort von den Lippen des Priesters. Ein Stück kühles Metall legte sich in seine linke Handfläche. Es war die flache Seite einer Messerklinge.
Erkennst du, was das ist? schien die spöttische Stimme des Priesters ihn auf diese Weise zu fragen.
Dann drehte sich die Klinge um und die scharfe Schneide glitt mit leichtem Druck über die Innenseite von Roberts Hand, zerschnitt Haut und Fleisch. Im ersten Moment spürte er gar nichts, so, als seien seine Nerven völlig taub. Doch dann begann der Schmerz.
Langsam und äußerst sorgfältig setzte der Priester sein Werk fort, schnitt mit der Ruhe eines gut Geübten Linien und Bögen in die Handflächen. Alle Muskeln in Roberts Körper spannten sich, sein Arm wollte sich mit einem Ruck zurückziehen, obwohl Robert genau wusste, dass es sinnlos war, sich gegen den Griff von so vielen zu stemmen.
***
Einem bereitete diese Grausamkeit großes Vergnügen. Konrad hielt Roberts linkes Handgelenk und fixierte außerdem die Finger des Opfers mit einem kräftigen Druck der anderen Hand auf den Stein. Mit Wonne spürte er, wie sich die von seinen Handballen niedergedrückten Finger des erklärten Feindes krampfartig anspannten, jedoch unter dem Druck von Konrads halbem Körpergewicht sich nicht zu bewegen vermochten.
Blut quoll aus den zahlreicher werdenden Schnittwunden, doch Robert gab keinen Laut des Schmerzes von sich. Nur die Anspannung seines Körpers verriet deutlich, wie wenig er der Übermensch war, den er nach außen hin ständig zur Schau trug. Auch in die andere, die rechte Handfläche, ritzte der Priester seine Zeichen ein, betont langsam, aber extrem routiniert. Doch die linke Hand musste weiter festgehalten werden, denn das Spiel war hiermit noch nicht beendet. Zu Konrads Überraschung fügte der Priester sich selbst mit dem Messer einen Schnitt an der Kuppe des rechten Zeigefingers zu. Dann drückte er diese Fingerkuppe fest in die frischen Wunden auf Roberts Handflächen, fuhr die Zeichen so mit dem eigenen Finger nach. Die schmalen Schnittwunden wurden auf diese Weise auseinandergedrückt, das Blut quoll in dicken Tropfen heraus. Jetzt spürte Konrad das Zittern des Armes, den er am Handgelenk festhielt. Roberts Hand wollte sich mit aller Kraft schließen, die Finger drückten erstaunlich kräftig gegen Konrads Handballen.
Der rechte Arm entwischte den anderen Helfern sogar für eine kurze Sekunde, wurde jedoch sofort wieder in die alte Stellung gebracht. Noch immer war kein Geräusch von Robert zu hören, doch sein bebender Körper verriet, dass er Qualen litt. Die absolute Stille, mit der dieser Vorgang durchgeführt wurde, war wie eine feste Wand, die niemand zu durchbrechen wagte. Die Helfer schwiegen, konzentriert auf ihre Aufgabe. Auch diejenigen, die rundherum standen und am Geschehen unbeteiligt waren, bewahrten das Schweigen. Nur das Knistern des Feuers war zu hören, denn auch im Wald selbst herrschte eine unnatürliche Stille.
Rinnsale von Roberts Blut rannen auf den Opferstein, bildeten kleine Lachen. Die eingeschnittenen Zeichen auf den Handinnenseiten waren kaum mehr zu erkennen, die schmalen Wunden hatten sich in breite Kerben verwandelt, die sich schnell mit tiefrotem Blut füllten. Das Fleisch der Hände selbst war nur noch eine blutige Masse.
Als Konrad und die Helfer am Ende das Zeichen bekamen, loszulassen und zurückzutreten, sackte der eben noch unter
Weitere Kostenlose Bücher