Wer Boeses saet
Festnetz angerufen, weil sie meine Handynummer verloren hatte.«
»Jetzt komm mir nicht mit deinem Handy. Ich will nur von dir wissen, warum sie sich mit dir treffen wollte.«
»Weiß nicht mehr. Nur so zum Reden.«
François seufzte tief.
»Okay … Verplempern wir nicht länger unsere Zeit. Sie brauchte ein neues Book, und du warst der Einzige, der ihr eines machen konnte. Ist das richtig so?«
»Was?«
Er sperrte sich noch. Der Polizist versuchte es mit Bluffen.
»Vor dem Anruf bei dir hat sie mehrere Fotografen um Hilfe gebeten. Keiner hatte Zeit. Sie hat ihnen klargemacht, dass sie gut auf sie verzichten könne. Und weißt du, warum? Weil sie einen Kumpel hatte, der super Fotos macht.«
»Sie meinen mich?«
»Genau dich.«
»Ich bin nicht der einzige Hobbyfotograf.«
»Vielleicht. Aber sie hat deinen Namen genannt.«
Das war der Fangschuss. Maxime war auf seiner Sitzbank in sich zusammengesunken.
»Ich … Ich hab nichts getan.«
»Niemand macht dir hier irgendeinen Vorwurf. Du musst es mir nur erklären.«
Der Jugendliche versuchte, mit Julia Blickkontakt aufzunehmen. Suchte ihren weiblichen, mütterlichen Schutz in stürmischer Nacht. Sie lächelte ihn aufmunternd an.
»Lucie wollte, dass wir uns bei ihr treffen«, sagte Maxime. »Mein Vater hätte mich an einem Sonntagabend niemals rausgelassen. Ich musste warten, bis er schläft.«
»Wie spät war es da?«
»Halb elf. Wir haben etwa hundert Aufnahmen gemacht. Bis Mitternacht.«
»Und danach?«
»Ich hab nicht mit ihr geschlafen, falls Sie das meinen. Außerdem war ich sauer auf sie … Als sie mich anrief, erzählte sie mir noch, dass … Ach was, egal. Ich hab meine Fotosachen eingepackt und bin wieder nach Hause gegangen.«
»Und das ist alles?«
»Ja …«
»Warum hast du das nicht früher gesagt?«
»Ich hatte total Schiss …«
»Weswegen?«
»Na ja, wegen dem Mord … Ich hatte sie ja gesehen. Sie hätten doch denken können, ich wär’s gewesen.«
François schaute sich den Jugendlichen genau an. Er hatte schreckliche Angst gehabt. Könnte schon stimmen. In dem Alter dreht man schnell ein bisschen durch.
Der Polizist kam auf den wesentlichen Punkt zurück:
»Hat Lucie einen Anruf bekommen, als du bei ihr warst?«
»Ich weiß nicht …«
»Denk gut nach, mein Großer. Das ist fundamental wichtig.«
Der junge Mann konzentrierte sich. Vor Anspannung zuckte es wild in seinem Rattengesicht.
»Jetzt fällt’s mir ein … Wir hatten noch nicht angefangen. Ich war noch beim Einstellen der Beleuchtung. Ihr Handy hat geklingelt.«
»Hat sie abgenommen?«
»Ja.«
»Erzähl.«
»Ich hab nichts verstanden. Sie hatte sich umgedreht.«
Eine Sackgasse. Schon wieder. Der Mörder war da, man konnte bereits seinen Atem spüren, aber man konnte ihn nicht fassen.
Julia ergriff das Wort. Seit Beginn der Befragung hatte sie den Mund noch nicht aufgemacht und Maxime nur beobachtet.
»Kannst du mir ein bisschen von deinen Fotos erzählen?«
Stille. Als traue der Bursche dem Ganzen nicht so recht.
»Was wollen Sie denn wissen?«
»Digital oder auf Film?«
»Digital.«
»Solltest du Abzüge machen?«
François sah sie eindringlich an. Worauf wollte sie hinaus?
»Nein«, antwortete er. »Lucie wollte sie gleich der Agentur mailen.«
»Hast du sie auf ihren Computer überspielt?«
Schweigen. Dann eine zögerliche Antwort.
»Ich weiß nicht mehr genau … ich glaube, ich hatte kein USB -Kabel. Wahrscheinlich habe ich ihr die Speicherkarte gegeben.«
Julia sah ihn unentwegt an.
»Konnte sie die denn lesen?«
»Ich denk schon. Ich hab nicht nachgefragt.«
Die junge Frau lächelte wieder.
»Danke, Maxime. Das hast du super gemacht.«
Sie sagte zu François:
»Kann ich mal kurz mit dir reden?«
Der Kommissar nickte. Er öffnete die Autotür zur selben Zeit wie sie.
»Der hält uns zum Narren«, erklärte Julia.
»Meinst du?«
»Der verschaukelt uns. Erst erzählt er uns Märchen, was dieses Treffen angeht. Dann sagt er, er habe kein Kabel gehabt, um die Fotos zu überspielen. Für so einen fixen Kerl ist das etwas merkwürdig. Und wie ist es zu erklären, dass wir bei Lucie keine Speicherkarte gefunden haben?«
»Sie trug sie vielleicht bei sich?«
»In ihren Taschen wurde nichts gefunden, als man die Teile zusammengetragen hat. Und denk doch mal nach. Warum hätte sie sie mitnehmen sollen? Um dem Mörder ihr Modelbook zu zeigen?«
François stützte sich auf der Karosserie ab. Das waren zwar erstaunliche Dinge, die
Weitere Kostenlose Bücher