Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Boeses saet

Wer Boeses saet

Titel: Wer Boeses saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivier Descosse
Vom Netzwerk:
Stimmenverzerrer benutzt.«
    »Ich glaub es nicht …«
    »Die Kids sind völlig aus dem Häuschen. Sie muss sie um jeden Preis beruhigen, wenn sie nicht will, dass ihr alles aus dem Ruder läuft.«
    »Woran denkst du?«
    »Sie sind alle verschwunden. Vielleicht hat sie sie gebeten, sich irgendwo mit ihr zu treffen.«
    »Das wäre riskant.«
    »Ja. Aber sie sind alle in Aufruhr. Und wenn man jemanden beruhigen will, ist nichts besser, als demjenigen von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten.«
    Die Tür wurde schwungvoll aufgerissen.
    »Also dann! Wir haben was gefunden!«
    Julia machte dem Polizisten ein Zeichen, dass sie gleich kommen würde. Dann sagte sie zu François:
    »Ich muss jetzt auflegen.«
    »Geht es voran?«
    »Kann man so sagen.«
    »Okay. Ruf an, sobald du was Neues hast.«
    Sie sprang aus ihrem Sessel, lief den Flur runter, dann durch die Tür. In einem Büro, das Kellermann zur Verfügung gestellt hatte, saßen die beiden IT -Experten und erwarteten sie. Akurate Frisuren, Schnurrbart, marineblaue Pullover mit weißen Streifen. Die Jedermanns unter den Gesetzeshütern.
    Julia nahm einen Stuhl und setzte sich zu ihnen. Überall lagen Kabel herum, es gab eine ganze Reihe von Bildschirmen und mit Software vollgestopfte Koffer. Die Militärs hatten sich mächtig ins Zeug gelegt. In dieser Technologieorgie fiel es schwer, die Computer der Verdächtigen auszumachen.
    Der Beamte, der auf den Namen Fayol hörte, ergriff das Wort. Martialischer, deskriptiver Tonfall, stereotype Sprache.
    »Beim PC Nummer eins, der einem gewissen Galthier gehört, ist die Festplatte vollständig gelöscht worden. Hier ist es unmöglich, was auch immer wiederherzustellen.«
    Julia verkrampfte sich.
    »Und die Nummer zwei?«
    »Wir haben ein Programm installiert, mit dem man das Passwort umgehen kann. Die Daten waren auch hier gelöscht, allerdings nur oberflächlich.«
    »Und das heißt?«
    Das Duo warf sich Blicke zu, die Bände sprachen. Fayol erläuterte:
    »Alle Computer verfügen über ein Programm zur Datenkomprimierung. Mit dessen Hilfe kann man Ordner löschen und damit gleichzeitig für Platz sorgen. Die Internetuser nutzen es manchmal auch, um zweifelhafte Verbindungen zu verbergen. Im Wesentlichen pornographische Websites.«
    »Aber?«
    »Wir haben das nötige Werkzeug dafür. Vorausgesetzt, die vorgenommene Manipulation hat nicht den Arbeitsspeicher der Festplatte verändert, was hier der Fall ist.«
    Julia runzelte die Stirn, um den Polizisten nicht zu kränken.
    »Verstehe …«
    »Mit unserer Software konnten wir sämtliche gelöschten Inhalte wiederherstellen. Ich denke, das dürfte Sie interessieren.«
    Ein Nicken, und schon legte sein Kollege los. Er hämmerte mit der Konzentration und dem Ernst eines Militärs im Kampfeinsatz auf den Tasten herum. Die Tastatur klapperte, und Julia hielt den Atem an. Sie sah Textreihen über den Bildschirm laufen, geschrieben in einer Sprache, die wie ein Bilderrätsel zu sein schien.
    »Die Liste der Verbindungen«, rief Fayol. »Sie wurden nach und nach gelöscht.«
    Julia kniff die Augen halb zusammen und versuchte, sich zusammenzureimen, was das bedeuten könnte.
    »Tut mir leid, aber …«
    Der Polizist nickte. Dann bearbeitete er erneut die Tastatur. In dem ganzen Wust erschien eine Reihe gelb unterstrichener Webadressen.
    »Wir haben uns das schon mal ein bisschen angeschaut. Da ist alles Mögliche dabei, im Wesentlichen ganz üble Sachen. Heavy-Metal-Websites, Gewaltverherrlichung, Satanisten-Blogs, die Liste ist endlos lang.«
    Das war keine große Überraschung. Julia hatte mehr erhofft.
    »Sonst nichts?«
    Der Polizist wirkte ein wenig pikiert.
    »Doch. Das hier ist das Interessanteste.«
    Er deutete mit dem Finger auf ein Kästchen. Wieder nur Hieroglyphen.
    »Das ist ein Video. Es wurde am dreizehnten Januar um ein Uhr fünfundvierzig gedreht.«
    Um die Zeit, als Pierre Jacquet ermordet wurde.
    »Kann man es sich ansehen?«, fragte Julia.
    »Ich muss Sie warnen. Das ist ziemlich speziell.«
    Der Film begann. Die Bilder waren von bescheidener Qualität, eine einzige Einstellung. Kein Ton. Julia hatte das Gefühl, der Raum um sie schrumpfe zusammen, als sie die Umgebung erkannte. Ein Betonzylinder, ein Metallboden: der Ofen in der Verbrennungsfabrik.
    Die Kamera zoomte auf einen Körper. Er lag auf dem Rücken, Füße und Handgelenke waren gefesselt. Er rührte sich nicht. Dann wurde der Ausschnitt noch kleiner. Jetzt war das Gesicht in Großaufnahme zu sehen.

Weitere Kostenlose Bücher