Wer Boeses saet
eine anonyme Person ohne jede Vorgeschichte. Diese Information machte definitiv die Hypothese zunichte, hier habe möglicherweise ein Zuhälter eine seiner Prostituierten bestraft.
François schlug die Beine übereinander. Sie kamen voran.
»Wurde die Familie schon benachrichtigt?«
»Noch nicht.«
»Haben Sie ihre Wohnung durchsuchen lassen?«
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen:
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir gerade erst den Bericht erhalten haben. Wir werden uns heute Nachmittag darum kümmern, falls wir Zeit dazu haben.«
»Und die Autopsie? Wann wird die stattfinden?«
»Um elf.«
Der Profiler registrierte die Information und dachte darüber nach, wie sie jetzt am besten vorgehen sollten. Es war sinnlos, seine Kollegen in diesem Stadium der Ermittlungen noch weiterzuquälen. Es würde sich noch früh genug zeigen, wo die wahren Unstimmigkeiten lagen.
Also fuhr er im selben sanftmütigen Tonfall fort:
»Wie stellen Sie sich unser weiteres Vorgehen vor?«
»Wir werden in alle Richtungen ermitteln. Die Nachbarschaft befragen, die Mautstationen, Tankstellen, Restaurants und Hotels überprüfen. Alles. Unser Mann muss sein Opfer bis zum Ockersteinbruch geschleppt haben. Also war er notgedrungen im Auto unterwegs.«
»Er hat sicherlich eines gestohlen.«
»Das überprüfen wir auch.«
»Wollen Sie Informationsanträge stellen?«
Ein zufriedenes Lächeln.
»Schon geschehen. An unsere Polizeidatenbank STIC , das Justizministerium, die polizeiliche DNS -Datenbank und den Geheimdienst. In zwei Stunden werde ich eine vollständige Liste sämtlicher Gewaltverbrechen erhalten, die in der Region begangen wurden, ganz gleich ob die Täter noch frei herumlaufen oder bereits verhaftet sind.«
»Ich nehme an, Sie haben auch an die psychiatrischen Einrichtungen im Departement gedacht?«
»Aber sicher. Die schicken mir den Lebenslauf eines jeden Verrückten, der jemals bei ihnen reingeschneit ist.«
Wieder eine selbstzufriedene Pause. Die ganze Mannschaft, die dicht hinter ihrem Chef stand, pflichtete ihm stumm bei.
François schloss sich rein der Form halber den Vorschlägen an. Die Zurschaustellung der Kompetenz ließ ihn kalt. Seiner Meinung nach hatten diese in alle Richtungen ausgeworfenen Angeln kaum eine Chance, einen Fisch von diesen Ausmaßen zu fangen.
Er wiederholte noch einmal ganz sanft:
»Ich denke, wir sollten uns eine Liste aller Baumärkte besorgen. Der Körper wurde auf eine ziemlich grobe Art bearbeitet, wahrscheinlich mit Hilfe einer Säge. Bei den Herstellern medizinischer Werkzeuge müssen wir auch nachforschen. Wegen des Skalpells, mit dem er möglicherweise das Gesicht abgenommen hat. Wir werden uns bei unseren Nachforschungen auf drei Departements konzentrieren: Vaucluse, Gard und Bouches-du-Rhône.«
Devaux starrte ihn böse an.
»Wir können auch alle Gärtner, Schreiner und Hobbybastler befragen, die sich hier so herumtreiben. Nicht zu vergessen die Chirurgen und die Metzger. Ist Ihnen klar, wie viele Verdächtige wir damit haben?«
»Absolut. Aus genau diesem Grund werden wir uns nur an die Zulieferer halten. Bis auf weiteres zumindest.«
Erster Waffengang. François brauchte Devaux nur anzuschauen, um zu wissen, dass er die Initiative nicht schätzte. Der Cowboy nahm sich Zeit, um sein Argument abzuwägen. Auf diese Weise machte er deutlich, dass er es war, der hier die Entscheidungen traf. Es folgte ein Nicken, das Hermann in Aktion treten ließ. Der Barde zückte ein kleines Notizbuch und notierte die Weisungen. Während er damit beschäftigt war, wandte Devaux sich wieder an François.
»Und was ist mit Ihnen? Könnten wir erfahren, welche Schlüsse Sie gezogen haben?«
Der Profiler begann, sich allmählich ein Bild von der Persönlichkeit des Mörders zu machen. Von seiner psychischen Veranlagung. Vor allem das Abnehmen des Gesichts weckte seine Aufmerksamkeit. Aber er war sich noch in gar nichts sicher und hatte ganz gewiss keine Lust, diesem blöden Spießer irgendetwas zu erzählen, denn er würde sofort alle Anerkennung für sich selbst einheimsen.
»Dazu ist es noch zu früh. Ich muss noch darüber nachdenken.«
Der Chef der Kripo von Avignon grinste höhnisch.
»Dann beeilen Sie sich mal mit Ihrer Erleuchtung. Falls Sie es nicht bemerkt haben sollten, draußen parken sechs Fernsehübertragungswagen. Es ist in unser aller Interesse, schleunigst eine Spur zu finden.«
Marchand tat so, als stimme er ihm zu. Dass der Fall von den Medien
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