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Wer Boeses saet

Wer Boeses saet

Titel: Wer Boeses saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivier Descosse
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tiefe, ein wenig überraschte Stimme:
    »Ja?«
    François sah nur das Profil seiner Kollegin. Sie entschuldigte sich, dass sie hier einfach reingekommen war, und spielte die Komödie perfekt. François konnte der Stimme des Mannes anhören, dass er keinerlei Argwohn hegte.
    Er wartete nicht länger. In weniger als einer Sekunde trat er in dessen Gesichtsfeld.
    »Polizei. Hände hoch. Sofort.«
    Der Mann schien nicht zu verstehen, was das sollte.
    »Was ist denn …«
    Der Kommissar wurde lauter.
    » HÄNDE HOCH !«
    Der Kahlkopf hob langsam die Ellbogen und legte seine Hände in den Nacken. Julia schob ihn ins Haus, während François sich schnell umschaute. Eine große Eingangshalle, Möbel aus hellem Holz, in der Verlängerung ein saalartiges Wohnzimmer. Links davon eine Wendeltreppe.
    Die junge Frau zückte ein Paar Handschellen. Mit genau aufeinander abgestimmten Bewegungen packte sie den Verdächtigen am Handgelenk, drehte ihm den Arm auf den Rücken und ließ die Handschellen zuschnappen. Marchand hielt noch immer seine Waffe auf ihn gerichtet.
    »Sind Sie allein?«
    »Mein Sohn ist in seinem Zimmer. Aber, Scheiße, was soll der ganze Zirkus?«
    Selbstsicherer Tonfall. Nicht die geringste Spur von Angst. Zum ersten Mal sah François sich sein Gesicht genau an. Seine Züge strahlten Willensstärke aus, er war der Typ alter Haudegen mit Stiernacken und schwarzen Augen. Nicht ein Haar auf dem Schädel. Er trug einen cremefarbenen Wollpulli direkt auf der Haut. Unter dem Stoff ahnte man die Brustmuskeln eines Sportlers.
    »Sind Sie Gérard Galthier?«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Lucie Barmont. Sagt Ihnen das was?«
    Ihm klappte der Mund auf.
    »Ja …«
    »Wir haben sie gestern Nachmittag in der Nähe des Ockersteinbruchs gefunden. In Stücke gehackt.«
    »Was?«
    »Verstehen Sie jetzt, warum wir hier sind?«
    Urplötzlich überfiel ihn heftige Panik.
    »Ich war’s nicht. Ich hab nichts damit zu tun.«
    Der Kommissar sah Galthier fest in die Augen und versuchte, seine Reaktionen zu analysieren. Unmöglich, zu einer klaren Meinung zu kommen. Er senkte seine Automatikwaffe und befahl Julia: »Bringen Sie ihn nach nebenan.«
    Der Kahlköpfige rebellierte.
    »Mein Sohn. Er ist da oben.«
    »Na und?«
    »Er wird das nicht verstehen.«
    »Da hätten Sie vorher dran denken müssen.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nichts damit zu tun habe.«
    »Das werden wir sehen.«
    Vom ersten Stock ertönte die Stimme eines Jugendlichen.
    »Papa?«
    Galthier antwortete sofort in einem autoritären Tonfall.
    »Es ist für mich, Maxime.«
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Bleib in deinem Zimmer.«
    Eine Tür knallte. François blickte Julia an, dann den Verdächtigen. Dieser flehte ihn an, den Jungen da rauszulassen. Die junge Frau machte dem Zögern ihres Vorgesetzten kurzerhand ein Ende, indem sie den Mann beim Bizeps packte und in den Salon schob.
    Der Raum war groß. In die Decke eingelassene Halogenlampen sorgten für eine kühle Beleuchtung. Alles wirkte neu, alles war Standardware. François zwang ihn, sich in einen Ledersessel zu setzen und blieb vor ihm stehen. Julia ging um ihn herum und stellte sich hinter ihn.
    »Wir hören«, sagte der Kommissar barsch.
    Der Mann hielt den Kopf gesenkt. Er fühlte sich offenbar sehr unwohl.
    »Ich habe dieses Mädchen nicht umgebracht.«
    »Das haben Sie schon gesagt. Erklären Sie mir lieber, was Sie letzten Sonntag mit ihr gemacht haben.«
    Ein ausweichender Blick. Die Angst machte einem deutlich spürbaren Unbehagen Platz.
    »Ich bin geschieden … Ich bin zweiundfünfzig Jahre alt. In meinem Alter lernt man nicht mehr so einfach Frauen kennen.«
    »Kommen Sie zur Sache.«
    »Ich habe mich bei Meetic registrieren lassen. Ich wollte das mal ausprobieren.«
    François begriff sofort.
    »Und dann sind Sie auf Lucie gestoßen.«
    »Ja … Das heißt …«
    »Was?«
    »Ein Freund hat sie mir sozusagen empfohlen. Ein junges Mädchen, nicht gerade schüchtern, hübsch. Sie wohne um die Ecke und biete Massagen an. Man müsse ihr nur ein bisschen was zustecken, wenn man mehr wollte.«
    Der Polizist zog sofort das Blatt mit den »Kunden« des Opfers heraus.
    »Ist das einer von denen hier?«
    Galthier sah sie sich an. Kurz darauf wies er auf das fröhliche Gesicht eines Typen in seinem Alter.
    »Fabien Perez. Wir arbeiten in derselben Firma. Er hat mir geraten, mich da registrieren zu lassen.«
    »Und dann zu Lucie Kontakt aufzunehmen?«
    »Genau …«
    Bisher hatte die Erklärung Hand

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