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Wer Boeses saet

Wer Boeses saet

Titel: Wer Boeses saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivier Descosse
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um eine Perversion handeln, die mit der Frage nach der Identität und mit Transsexualismus verbunden war.
    Anschließend erklärte er, wie der Mörder Kontakt zu den Jugendlichen aufgenommen hatte. Lucie und Pierre waren junge Menschen, die litten. Erstere prostituierte sich, Letzterer fühlte sich vom Bösen angezogen. Alle beide waren leichte Beute für einen älteren Mann, einen Guru, den sie vielleicht als ihre Rettung angesehen hatten. Ihrem Tagesablauf war zu entnehmen, dass sie ihren Henker freiwillig getroffen hatten. Und das war nur damit zu erklären, dass sie ihm vertrauten.
    »Bist du dir sicher, dass deine Behauptungen stimmen?«, fragte Hénon.
    »Ganz sicher. Unser Mann ist ein Wandervogel. Die Orte, die er aufsucht, sind nicht zufällig. Er ist dort verabredet, wo seine Opfer wohnen. Weil er bereits Kontakt zu ihnen aufgenommen und sie geortet hat.«
    Forestier bemerkte abschätzig:
    »Super, deine Theorie. Aber dieses Mädchen wurde nicht mit einem Gartenwerkzeug durchbohrt.«
    »Vorläufig wissen wir das noch nicht. Die verwendete Klinge ist vielleicht gar kein Messer.«
    »Was denn sonst?«
    »Das muss noch herausgefunden werden.«
    Der Polizist mit der Krawatte seufzte:
    »Du wirst dich niemals ändern, Marchand … Denkst dir immer irgendein Zeug aus. Hauptsache, es ist Wasser auf deine Mühle.«
    »Worauf es ankommt, ist, dass sie sich dreht, Guillaume.«
    Der Wortwechsel wurde immer schärfer. Hénon mischte sich ein.
    »Zumindest eines will nicht so recht passen. Das Mädchen ist nicht vergewaltigt worden. Wenn ich deiner Argumentation richtig gefolgt bin, dann hätte das aber der Fall sein müssen. Nach dem Beackern der Felder wird gesät, nicht wahr?«
    François war sich dessen bewusst, dass hier der große Schwachpunkt seiner Theorie lag, er verteidigte sie aber weiter:
    »Irgendetwas muss ihn daran gehindert haben.«
    »Na so was«, erwiderte Forestier ironisch. »Vielleicht hat er ja keinen hochgekriegt?«
    Aber klar doch! Ohne es zu wollen, hatte dieser Kripobeamte genau die Lösung gefunden, auf die François gehofft hatte. Der Mörder war impotent. Was bei Transvestiten und Transsexuellen häufig vorkam. Mehr noch als mit den Perücken, den Kleidern und der Schminke brachten sie damit unbewusst ihre passive Haltung zum Ausdruck.
    François lächelte. Das war so offensichtlich, dass er nicht darauf gekommen war.
    »Also, ich stelle mir das folgendermaßen vor«, sagte er. »Zunächst versetzt er seinem Opfer Messerstiche. Besser gesagt, er bohrt tiefe Löcher ins Fleisch, als wolle er zum innersten Kern vordringen. Die Löcher, die er früher gegraben hatte, in dem Körper, den wir in Grenoble gefunden hatten, dürften ihm nicht gefallen haben. Er musste weiter das Feld beackern. Gruben graben, in die er seinen Samen legen kann.«
    Er hielt inne und drehte sich zu Forestier um.
    »Zumindest in einem Punkt hast du recht, Guillaume. Sein einziges Problem ist, dass er impotent ist. Aber er weiß, dass diese Impotenz nur psychische Ursachen hat. Hin und wieder gelingt es ihm schon, eine Erektion zu bekommen. Vor allem, wenn es ungewollt geschieht. Bei ihm spielt sich alles im Kopf ab, dessen ist er sich bewusst, und wahrscheinlich hat ihn das dazu gebracht, sich Fragen über seine sexuelle Identität zu stellen und mit dem Gedanken daran zu spielen, eine Frau zu werden.«
    »Und?«, rutschte es Forestier heraus, der nicht überzeugt war.
    »Er weiß, dass er im entscheidenden Augenblick, im Moment des Rituals, in dem sich die Umwandlung vollziehen soll, ein Mann sein muss. Sexuell gesehen. Er möchte fest daran glauben, dass er dazu fähig sein wird, dass es funktionieren wird. Sein Verlangen ist so mächtig, dass sein Geist ihm folgen wird. Aber es passiert nichts. Zwischen seinen Beinen tut sich rein gar nichts. Da rastet er aus. Er schnappt sich einen Gegenstand, egal was, und lässt seiner Frustration freien Lauf. Er schlägt zu. Immer erbitterter. Er zerstört das Ideal, das er erneut nicht erreicht hat.«
    Der Profiler hielt inne. Ein paar Sekunden lang wagte niemand einen Kommentar abzugeben. Schließlich räusperte sich Hénon.
    »Interessant … Und was sollen wir jetzt konkret tun?«
    »Wir müssen uns das Profil des letzten Opfers anschauen«, antwortete François. »Ich bin mir sicher, dass die junge Frau auch große Probleme hatte.«
    »Ziemlich mager.« Forestier seufzte.
    »Hast du was Besseres vorzuschlagen?«
    »Noch nicht. Aber vertraue mir, ich werde was

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