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Wer hat Alice umgebracht?

Wer hat Alice umgebracht?

Titel: Wer hat Alice umgebracht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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darüber freuen, dass er so locker war, oder mich über seine Unverschämtheit ärgern? Bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, ergriff Elliot das Wort.
    „Cameron, Lindsay kann jetzt keine blöden Sprüche gebrauchen. Sie steckt schuldlos in Schwierigkeiten und benötigt unsere Hilfe.“
    Nach dieser klaren Ansage zählte der Bildhauer seinem Neffen noch die wichtigsten Fakten über den Mord, meine Verhaftung und meine Flucht auf. Er ließ kein Detail aus. Offenbar hatte Elliot mir wirklich gut zugehört. Sofort wurde Cameron ernst wie ein Sargträger. Er setzte sich neben mich auf die Küchenbank und legte mir sanft seine große Hand mit den langen, kräftigen Fingern auf die Schulter. Und ich musste mir eingestehen, dass mir diese einfache Berührung sehr gut tat.
    „Sorry, Lindsay. Manchmal kann ich einfach nicht meine große Klappe halten. Das ist wohl auch der Grund, warum ich es in keinem Job sehr lange aushalte.“
    Ich lächelte.
    „Arbeitest du deshalb nicht mehr als Aktmodell?“
    „Nein, mir gefällt das stundenlange Stillsitzen nicht. Da hätte ich ja gleich Beamter werden können.“
    „Als Beamter würdest du aber nicht nackt im Büro sitzen.“
    Ich war froh, dass ich inzwischen wieder einigermaßen schlagfertig sein konnte. Cameron sollte nicht denken, dass ich eine schüchterne Provinztrulla wäre, die sich von seinem umwerfenden Aussehen so einfach blenden ließ. Immerhin war er kein Angeber, sondern benahm sich ganz locker. In seiner zerschlissenen Jeans und seinem schwarzen Sweatshirt sah er jedenfalls nicht aus wie eines dieser blasierten Bübchen aus reichem Elternhaus, von denen es an der Kunstakademie reichlich viele gab.
    Elliot ließ durchblicken, dass sich sein Neffe mit Gelegenheitsjobs durchs Leben schlug. Für einen Karrieristen hatte ich Cameron auch nicht gehalten, sein beruflicher Background war mir egal. Das spielte für mich wirklich keine große Rolle. In diesem Moment war ich einfach nur froh, dass auch er bei mir war.
    Ich fühlte mich gerade mal richtig gut. Aber das änderte sich schnell, als der Bildhauer sein Küchenradio anstellte.
    „… wurden insgesamt 33 Fans von Celtic Glasgow vorübergehend festgenommen. – Und hier noch eine dringende Fahndungsmeldung der Polizei von Glasgow: Gesucht wird die zweiundzwanzigjährige Studentin Lindsay Duncan. Sie hat braunes, schulterlanges Haar und dunkle Augen. Miss Duncan ist 166 cm groß und wiegt 60 kg. Bekleidet war sie zuletzt mit einer blauen Jeans und einer dunklen Windjacke. Die Verdächtige ist aus dem Polizeigewahrsam geflohen und gilt als sehr gefährlich. Möglicherweise ist sie bewaffnet.“

4. KAPITEL
    Ich fühlte mich, als hätte man mich in eine Kältekammer gesperrt. Schlagartig konnte ich keinen Finger mehr rühren. Cameron legte einen Arm um meine Schultern.
    „Hey, du bist ja plötzlich totenbleich geworden. Ist alles okay mit dir?“
    „Du traust dich ja was“, meinte ich und lachte bitter. „Du sitzt direkt neben einer gefährlichen Mörderin, ist dir das eigentlich klar?“
    „Für eine Killerin siehst du immer noch ziemlich harmlos aus, finde ich. Und hübsch dazu.“
    War das ein unbeholfenes Kompliment? Doch so richtig konnte ich mich darüber nicht freuen. Ich fragte mich, wie viele Passanten sich an die Begegnung mit mir erinnern würden. Wahrscheinlich war in den Fernsehnachrichten bald auch mein Foto zu sehen. Dann konnte es nicht mehr lange dauern, bis mich jemand entdecken und verraten würde.
    Es war, als hätte Elliot meine Gedanken gelesen.
    „Mach dich nicht verrückt, Lindsay. Wir brauchen jetzt einen Plan. Für mich steht fest, dass der wahre Mörder an der Kunsthochschule zu suchen ist. Das ist die einzige Möglichkeit. Der Killer muss sowohl Alice als auch dich kennen. Also wird er ein Student, ein Professor oder ein Angestellter sein.“
    Elliots Ruhe färbte ein wenig auf mich ab. Und sicher trug auch die körperliche Nähe zu Cameron dazu bei, dass es mir schon bald wieder etwas besser ging. Doch es blieb die nüchterne Erkenntnis, dass ich momentan für die Polizei offenbar die einzige Verdächtige in dem Mordfall war.
    „Ich bin zwar nicht als Student eingeschrieben, aber ich kenne eine Menge Leute an der Uni“, sagte Cameron. „Ich kann mich ja mal unauffällig umhören. Niemand weiß, dass wir uns kennen, wenn man mal von der kurzen Begegnung im Aktzeichenkurs absieht. Also wird sich niemand etwas dabei denken, wenn ich ein bisschen rumfrage. Vielleicht finde ich

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