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Wer hat Alice umgebracht?

Wer hat Alice umgebracht?

Titel: Wer hat Alice umgebracht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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würden, dessen Wasser in der Dunkelheit fast schwarz aussah.
    Aber Cameron schaffte es, den Vauxhall wieder in den Griff zu bekommen. Doch nun befanden wir uns auf der Gegenfahrbahn! Ein riesiger Truck kam uns entgegen. Der Fahrer hupte erschrocken. Cameron riss das Lenkrad herum. Um Haaresbreite schrammten wir an dem Koloss vorbei. Mir lief der Angstschweiß in Strömen über den Rücken. Aber ich musste zugeben, dass sich der Abstand zu den Streifenwagen etwas vergrößert hatte. Doch die Cops gaben die Verfolgung nicht auf. Die lauten Polizeisirenen zerrten an meinen Nerven. Cameron holte alles aus dem betagten Fahrzeug heraus. Wir jagten durch die Wellington Street, am Hauptbahnhof vorbei, Richtung Kunsthochschule.
    Doch nun bestätigte sich Camerons Befürchtung. Vor uns tauchten noch mehr Streifenwagen auf. Die Polizeifahrzeuge kamen aus der George Street und aus der Regent Street. Deutlich konnten wir die rotierenden Warnlichter auf den Autodächern sehen. An den Absichten der Cops gab es keinen Zweifel. Sie wollten uns den Weg abschneiden.
    „Gut, dass ich dir keine Pumps gekauft habe“, witzelte Cameron düster. „Denn nun wirst du ziemlich schnell laufen müssen.“
    Gleich darauf zeigte sich, was er mit seinen Worten meinte. Cameron stieg in die Eisen, machte eine Vollbremsung. Der Vauxhall brach mit dem Heck aus, kam mitten auf der Fahrbahn zum Stehen. Mein Begleiter stieß die Fahrertür auf.
    „Los, schwing die Hufe! Die sollen uns nicht erwischen!“
    Plötzlich wurde mir klar, dass Cameron einiges wegen mir riskierte. Soweit ich wusste, war er noch nicht mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, bis heute. Aber momentan verhalf er einer polizeilich gesuchten Strafgefangenen zur Flucht. Ich bin keine Juristin, aber das war doch sicher Beihilfe oder so was. War das nicht der beste Beweis dafür, dass ich ihm etwas bedeutete?
    Für romantische Gefühle würde später hoffentlich immer noch genug Zeit sein. Jetzt mussten wir erst mal den kleinen Vorsprung ausnutzen, den wir immer noch hatten. Auch ich verließ das Auto und rannte hinter Cameron her. Er bog in die West Regent Street ein, was mir ziemlich unsinnig erschien. Dort, vor uns, stand doch ein quer gestellter Streifenwagen. Die Beamten konnten uns den Weg abschneiden und uns einfach verhaften.
    Doch er lief nicht lange auf die Cops zu.
    Plötzlich schlug Cameron einen Haken und stieß die Tür zu einem Sandwich-Shop auf, der so spätabends noch geöffnet hatte. Obwohl wir gar nicht bewaffnet waren, brach Panik unter den Gästen aus. Aber durch die großen Panoramascheiben war das massive Polizeiaufgebot nicht zu übersehen. Vermutlich hielt man uns für sehr gefährlich, aber in diesem Moment konnte uns das nur recht sein. Jedenfalls stellte sich uns niemand in den Weg.
    Cameron vergewisserte sich durch einen kurzen Blick über die Schulter, dass ich noch direkt hinter ihm war. Dann flankte er über die Verkaufstheke. Die Bedienungen sprangen kreischend zur Seite. Ich folgte seinem Beispiel und war nun froh, dass ich das Minikleid und die blickdichte Strumpfhose trug. Eine bessere Kleidung für eine schnelle Flucht vor der Polizei konnte man sich kaum vorstellen. Obwohl ich, abgesehen vom Volleyballtraining einmal pro Woche, eigentlich keinen Sport trieb, war ich recht fit. Oder verlieh mir der Stress, den die Flucht bedeutete, ungeahnte Kräfte?
    Ich wusste es nicht. Jedenfalls folgte ich jetzt Cameron durch einen schmalen Gang. Anscheinend kannte er sich hier aus, jedenfalls war er sicher nicht zufällig in diesen Sandwich-Shop gelaufen. Hinter dem Gebäude gab es einen kleinen Hof, der von einer hohen Mauer umrahmt wurde. Cameron ging in die Knie und stemmte sich gegen die Wand.
    „Los, klettere auf meine Schulter und spring dann über die Mauer.“
    „Und du?“
    „Ich komme hinterher.“
    Jetzt war keine Zeit für lange Debatten, also stieg ich auf Camerons Schultern. Im letzten Moment bemerkte ich, dass die Mauerkrone mit zerbrochenen Glasflaschen gespickt war, wahrscheinlich als Schutz gegen Einbrecher. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Ich sprang hinüber, ohne die Steine oder das Glas zu berühren. Auf der anderen Seite war eine finstere Gasse. Meine Knochen wurden bei der Landung kräftig durchgerüttelt, aber ich hatte mir nichts gebrochen.
    Gleich darauf landete auch Cameron neben mir. Er nahm mich schweigend bei der Hand und lief schon wieder los. Anscheinend hatte er das Orientierungsvermögen einer Fledermaus. Ich jedenfalls

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