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Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Titel: Wer hat das Rind zur Sau gemacht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Pollmer , Andrea Fock , Monika Niehaus , Jutta Muth
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Nachbarinsel Riems «experimentiert man seit Jahrzehnten mit Tierviren herum, was der Insel zu DDR -Zeiten den Spitznamen ‹Seucheninsel› eingebrockt hat», berichtet der Fernsehjournalist Thomas Hein, der auch fürs ZDF tätig ist. «Hier befindet sich auch – inmitten eines Vogelschutzgebietes –, für die Öffentlichkeit aus gutem Grund unzugänglich und nur wenige Kilometer von der Insel Rügen entfernt, die größte Virengiftküche Deutschlands sowie ein Produktionsbetrieb für Tierimpfstoffe!» 17

Im Tal der Ahnungslosen
    Es mangelt in Deutschland nicht an erfahrenen und unabhängigen Journalisten. Doch ihre Expertise ist immer dann nicht mehr gefragt, wenn es darum geht, Propaganda zu verbreiten – in Fragen der Ernährung funktioniert die Selbstkontrolle der Medien im vereinten Deutschland besser als früher in der DDR . Da gab es die korrekten Infos wenigstens noch zwischen den Zeilen. Gegen die Masse des Infomülls in Medien und Internet hat der Einzelne kaum eine Chance. Hein und Kollegen mussten die Ergebnisse ihrer Recherchen anderweitig veröffentlichen. 17
    Hein: «Erschreckend war es für mich, dass es über die Massenmedien möglich ist, die Bewohner einer gesamten Insel für dumm zu verkaufen und dem Rest der Bevölkerung zu vermitteln, es hätte auf der Insel Rügen ein nie da gewesenes Massensterben stattgefunden. Redakteure aller großen Fernsehsender, Tageszeitungen und Zeitschriften waren vor Ort und hätten sich mittels einer einzigen Frage bei Anwohnern, Naturschützern oder Vogelkundlern informieren können.»
    Das Friedrich-Loeffler-Institut experimentierte, wie es sein Auftrag ist, mit Impfstoffen, unter anderem mit dem Subtyp H5N1. Für eine vermurkste Impfaktion gäbe es sogar einen historischen Präzedenzfall: Da Doktor Loefflers Untersuchungen der Maul- und Klauenseuche um 1900 mehrfach zum Ausbruch der Seuche in der Nähe von Greifswald geführt hatten, musste er mit seinem Institut auf die Insel Riems umziehen. Auch andernorts sorgt die Impfstoffentwicklung für Aufregung: Nach einem Bericht des
New Scientist
hat sich in Asien eine neue, für Geflügel besonders virulente Variante des H5N1-Virus entwickelt – gefördert, so vermuten Forscher, durch eine nicht sachgemäß durchgeführte Impfaktion. 20
    Fundorte und Strömungsverhältnisse in Bezug auf an Vogelgrippe erkrankten Schwänen im Februar 2006 . Nach: Zentralverband Europäischer Laufentenhalter, in: Mehr wissen, besser leben. Michael Kentz Depesche für Zustandsverbesserer 05 / 28 .  2 .  2006 . Zeichnung: Karl-Ludwig Leiter
     
    Die Tatsache, dass ein Tier oder Mensch Antikörper gegen ein Virus aufweist, heißt nicht, dass es oder er an dem Virus ernsthaft erkrankt oder gestorben ist. Es heißt nur, dass irgendwann einmal Kontakt zum Erreger bestanden hat. Die allermeisten dieser «Kontakte» verlaufen symptomlos. Deshalb besagen die Antikörper gegen den Erreger H5N1 in den toten Schwänen auf Rügen zunächst nichts über die Todesursache. Aber woran starben die Schwäne tatsächlich? Im Winter sterben nun einmal viele Vögel; viele Singvögel werden nicht älter als wenige Jahre. Die üblichen Todesursachen sind Kälte, Hunger und Parasiten.
    Selbst wenn die neue Vogelgrippe für Schwäne tödlich gewesen wäre, wäre sie insgesamt dennoch bedeutungslos: Bei den vom Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei und vom Friedrich-Loeffler-Institut getesteten 8244 toten Vögeln wurden lediglich in 194 Fällen Antikörper gegen H5N1 nachgewiesen, also bei gut zwei Prozent. 24 Von diesen 194 positiv getesteten toten Vögeln stammen übrigens 158, also über 80 Prozent, von der Insel Rügen, die meeresströmungstechnisch direkt hinter der Insel Riems liegt … Dieses Vogelgrippevirus war also, epidemiologisch gesehen, für Wildvögel nicht besonders gefährlich. Und noch weniger gefährlich war es offenbar für Menschen (s.u.).

Verdächtige Federbetten
    Die Tatsache, dass sporadisch H5N1-Antikörper beim Menschen gefunden werden, bestätigt die längst bekannte Erfahrung, dass die Erreger der Vogelgrippe ein großes Reservoir haben, in dem sie überleben und gelegentlich auch Säugetiere einschließlich des Menschen erreichen. 26,27,30 Doch viele verunsicherte Menschen verzichteten nicht nur auf Brathähnchen und Putenbrust, sondern ließen sich zudem mit einem unsicheren Impfstoff gegen eine in der Regel harmlose Infektion impfen. Es kam so weit, dass aufgeregte Anrufer wissen wollten,

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