Wer hat das Rind zur Sau gemacht?
norddeutschen Obstanbaugebieten mit ihren zahllosen Wassergräben ist die Bioproduktion folglich stark eingeschränkt. 35 Nicht zuletzt hemmt Kupfer den Abbau herkömmlicher Pestizide, daher ist sein Einsatz in der Landwirtschaft generell unerwünscht. 13
Auch auf Säugetiere wie den Menschen hat Kupfer entsprechend unangenehme Wirkungen. Vor allem auf seine Leber und Nieren. 44 Erwartungsgemäß sind Säuglinge und Kleinkinder besonders empfindlich, und genau sie sind es, denen wohlmeinende Öko-Eltern nur Bio-Obst oder -Gemüse geben. Die Kleinen können auf erhöhte Kupfermengen in der Nahrung vor allem mit Leberzirrhosen reagieren. 25,26,38 Zudem stehen die Kupferverbindungen unter dringendem Verdacht, die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen sowie embryotoxisch und teratogen zu wirken. 14 Und viele Frauen stellen ihre Ernährung auf Bio gerade dann um, wenn sie schwanger werden wollen oder sind.
In den Niederlanden und Dänemark wurden Kupferspritzmittel inzwischen verboten, und die EU hat sich bereits für ein europaweites Verbot ausgesprochen. 24 In Dänemark brach daraufhin die Bio-Obstproduktion zusammen, deutsche Bio-Obstbauern haben dasselbe zu befürchten. Zwischenzeitlich hat auch das UBA eine Studie in Auftrag gegeben. Diese kommt zu dem Schluss, dass Kupferpräparate in der Landwirtschaft ein Umweltrisiko darstellen. 21 Im Falle der Wein-, Obst- und Gemüseproduktion ist der Ökolandbau also eine vermeidbare und unnötige Form der Umweltvergiftung.
Biowaffen statt Chemie
Das zweite im Ökolandbau unverzichtbare Pestizid sind Bt-Präparate auf der Basis von
Bacillus thuringiensis
. Dieses Bakterium produziert einen winzigen Eiweißkristall, dessen Verzehr für viele Insekten tödlich ist. Das Zeug ist für den Menschen zwar deutlich harmloser als die meisten chemischen Pestizide, aber auch biologische Präparate haben so ihre Tücken. Wenn auch andere als erwartet: Der Bacillus produziert nämlich widerstandsfähige Sporen, die ihm helfen, ungünstige Lebensbedingungen zu überdauern. Die Sporen keimen aus, sobald die Zeiten wieder besser sind. Dummerweise lassen sie sich nicht so leicht aus dem Bt-Präparat entfernen und werden offenbar auch nicht immer zuverlässig abgetötet.
Das kann üble Folge haben. In Dänemark ergab die Untersuchung einer Reihe ungeklärter Lebensmittelinfektionen, dass die Kunden nach dem Verzehr von Biogemüse erkrankt waren. Das Grünzeug war mit
Bacillus thuringiensis
-Sporen kontaminiert. Mit gentechnischen Analysemethoden wurde nachgewiesen, dass es sich definitiv um den von den Ökolandwirten verwendeten Bakterienstamm handelte. 12 Die deutsche Lebensmittelüberwachung hat daraus offenbar ihre politischen Lehren gezogen: Sie führt einfach keine Untersuchungen auf Bt-Präparate durch, schließlich wissen auch die Kollegen im Labor, welche Ergebnisse erwünscht sind und welche das berufliche Vorankommen blockieren.
Doch den Bt-Präparaten wohnt eine noch weit größere Brisanz inne: Wie Mikrobiologen jüngst herausfanden, gehören
Bacillus thuringiensis, Bacillus cereus
– ein übler Lebensmittelvergifter – und
Bacillus anthracis
, der Erreger des Milzbrands, ein und derselben Art an! 18 Ihr Ergbut auf dem Bakterienchromosom ist identisch. Die drei Kandidaten unterscheiden sich voneinander nur durch kleine, zusätzliche DNA -Ringe, sogenannte Plasmide, die auch gerne gelegentlich untereinander ausgetauscht werden. Auf Bioprodukten fanden sich in der Hälfte aller Stichproben Stämme des
B. thuringiensis
, die die Fähigkeiten zur Bildung von Enterotoxinen und Cytotoxin K von
B. cereus
übernommen hatten und damit das Potenzial, lebensgefährliche Darminfekte auszulösen. 12
Wenn
B. thuringiensis
sein Plasmid verliert, erhalten wir den Erreger des Milzbrandes,
B. anthracis
. 18 Diese Verwandlung ist keine große Sache – es ist ja dieselbe Art. Ein Plasmid geht bei der Teilung schon mal verloren, zumal sich Bakterien bekanntlich mit immenser Geschwindigkeit vermehren, also teilen. Der Milzbrand gehört zu den berüchtigtsten biologischen Waffen der Welt, weitaus gefürchteter als Senfgas oder Agent Orange. Um unmittelbar für den Menschen infektiös zu sein, bedarf es allerdings einer gewissen Dosis. Die behandelten Pflanzen können jedoch infektiös für Nutzvieh sein. Paarhufer wie Schwein und Kuh, also unsere wichtigsten Nutztiere, sind die bevorzugten Opfer des Milzbrandes. Über sie kann der tödliche Erreger dann den Menschen erreichen.
Es gibt einen höchst
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