Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Titel: Wer hat das Rind zur Sau gemacht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Pollmer , Andrea Fock , Monika Niehaus , Jutta Muth
Vom Netzwerk:
mindestens einem Test krebserregend. 14 Mit jeder Tasse Kaffee schlucken wir etwa zehn Milligramm «Krebsgifte». Demnach müsste man bei notorischen Kaffeetanten eine erhöhte Krebsrate vorfinden. Pustekuchen! Die Krebsrate ist bei Kaffeeliebhabern nicht erhöht, ganz im Gegenteil: Je mehr Kaffee jemand trinkt, desto seltener erkrankt er an Leber-, Gallen- und Prostatakrebs. 24,37 Insgesamt steigt mit dem Kaffeetrinken die Lebenserwartung sogar. 8,16,26
    Wohin Spielchen mit solchen Risikoszenarien führen können, zeigt das Beispiel Basilikum (
Ocimum basilicum
), ein Kräutlein, das sich nicht nur unter Gesundköstlern großer Beliebtheit erfreut. Dieses typische Mittelmeergewürz enthält den Aromastoff Methyleugenol, und der ist wie Cumarin lebertoxisch. Im Gegensatz zum Cumarin verspeisen wir hier aber ein «hartes» Kanzerogen. Methyleugenol erzeugt bei allen geprüften Tierarten Krebs – und zwar in ziemlich vielen Organen gleichzeitig, und das sogar beim Verabreichen geringer Dosen. Das dafür verantwortliche Stoffwechselprodukt entsteht auch im menschlichen Organismus. 18,19,27 Hier gibt es also im Gegensatz zum Cumarin ein deutlich höheres Risiko für den Menschen.
    Müssen wir Pesto jetzt verbieten? Sollten wir lieber freiwillig auf Tomaten mit Mozzarella und Basilikumblättern verzichten? Immerhin ist das Risiko, das von den üblichen Gehalten an Methyleugenol ausgeht, angesichts der Datenlage deutlich größer als das der meisten «Mediengifte». Aber es ist ein Unterschied, ob ein Einzelstoff an Käfignager verfüttert wird oder ob ein freilaufender Mensch Aromastoffgemische aus Gewürzpflanzen mit Zimtplätzchen, Pesto oder Bratkartoffeln nach Gusto verzehrt. Wäre Basilikum für den Durchschnittsmenschen genauso riskant wie für Versuchstiere, dann wären die Folgen bei italienischen Pestoliebhabern längst sichtbar geworden. Tierversuche können wertvolle Hinweise geben, entscheidend sind aber die Erfahrungen am Menschen – sofern man sie denn hat.
    Natürlich gibt es auch hier empfindliche Zeitgenossen. Wer Cassia oder Pesto nicht verträgt – jeder Mensch reagiert auf irgendwelche Substanzen empfindlich, die der überwiegenden Mehrzahl seiner Artgenossen nicht das Geringste anhaben können –, dem wird die Lust am Verzehr in vielen Fällen von ganz alleine vergehen. Ausnahmen wie Greiskraut im Rucola bestätigen die Regel: Bei tückischen Langzeitgiften versagt das körpereigene Rückkopplungssystem schon einmal. Dafür ist es individuell auf den jeweiligen Menschen ausgelegt und damit auch «klüger» als allgemeiner Expertenrat, und sei er noch so gut gemeint.

Ein Anschlag auf unsere Esskultur
    Zurück zum Cassiazimt: Onkologen schlagen ihn als Medikament gegen diverse Krebsarten vor. 3,21,22 Darüber hinaus befinden sich derzeit zahlreiche Cumarin-Derivate als Krebsmedikamente in der Entwicklung und Erprobung. 3,10,31,35 Zimt bzw. Cumarin und sein Metabolit Hydroxycumarin lindert Schmerzen, senkt bei Diabetikern den Blutzuckerspiegel und wirkt antibakteriell. Wegen dieser Wirkung wird Zimt nicht nur für Weihnachtsplätzchen, sondern sogar zur Herstellung von Zimtlatschen verwendet. Sie sollen Schweißfüßen wie Fußpilzen den Garaus machen. Liebe Campaigner: Wäre das nicht ein Thema für die nächste Kampagne? «Krebsgefahr in Zimt-Sohlen». Das dürfte so manchen Pantoffelhelden aus den Latschen hauen.
    Eine Risikobewertung von Nahrungsmitteln, die den potenziellen Nutzen negiert, ist ebenso fehl am Platz wie eine Risikobewertung, die nicht auf die möglichen Risiken der als «Alternative» empfohlenen Ersatzstoffe eingeht. Denn auch der teure Ceylonzimt enthält trotz seines edlen Geschmacks allerlei natürliche Inhaltsstoffe, die, für sich allein betrachtet, als «Risiko» gebrandmarkt werden könnten: Er bietet statt Cumarin das aus der Kunststoffindustrie bekannte Styrol sowie Eugenol, ein in der Zahnheilkunde populäres Betäubungsmittel in Füllungen. Beide Stoffe firmieren auf dem Papier ebenfalls als «krebserregend». Auch Safrol, das bei Ratten Leberkrebs hervorruft, ist in der edlen Zimtsorte enthalten. 12,15 Und nicht zu vergessen das Benzylbenzoat, ein Pestizid zur Bekämpfung von Milben – das allerdings gleichermaßen im Cassiazimt vertreten ist. 17,20
    Würden wir die Bewertungsmaßstäbe, die unsere «Verbraucherschützer» in der Öffentlichkeit in Sachen Zimt auf ihre Fahnen schreiben, auch für alle anderen Gewürze anwenden – sei es Safran, Nelken oder

Weitere Kostenlose Bücher