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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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und einmal, gegen Abend, von zu Hause aus, die restlichen vier Störungen gingen auf Bruno Zabels Konto, wie Kai an der Nummer erkannte. Aber nicht einmal zum Abhören der Mailbox fühlte er sich an diesem Tag in der Lage, und als es am Nachmittag an der Haustür klingelte, legte er sich das Kissen auf den schmerzenden Kopf und wartete, bis Bruno wieder gegangen war, denn wer sonst außer dem ehemaligen Hubschrauberpiloten hätte etwas von ihm wollen können. Bestimmt drehte es sich wieder um so bedeutende Dinge wie die Reinigung des Grillrostes oder die Aufbewahrung seines Grillfleischs in den neonfarbenen Industriemarinaden.
    Als es draußen zu dämmern begann, ging er in die Küche runter und machte sich aus den Berliner Discountervorräten ein spätes, fettiges Katerfrühstück, und weil sein Magen nach einer kurzen Phase der Unentschiedenheit das Essen doch bei sich behielt, begann es Kai wieder besser zu gehen. Endgültig genesen vom Fehltritt des Vorabends fühlte er sich allerdings erst, nachdem er, gegen jede Vernunft, ein kaltes Bier aus dem Eisschrank getrunken hatte. Und dann war der Tag auch schon wieder vorbei.
    Am nächsten Morgen, van Harm hantierte recht ausgeschlafen an der Espressomaschine, klingelte es abermals an der Haustür. Doch es war nicht der Langzeitarbeitslose und augenscheinliche Dorfliebling Bruno Zabel, der draußen stand, sondern die Polizei. Ein Zivilist, vielleicht Anfang bis Mitte dreißig, der ganz ähnlich gekleidet war wie die jungen Türken aus seiner Nachbarschaft in Neukölln, absichtlich zerrissene Jeans, helles Kapuzensweatshirt, Turnschuhe. Nur waren seine Haare blond und nicht schwarz. Anders als im Fernsehen hielt er Kai zur Begrüßung keine Dienstmarke entgegen, sondern ein Ausweiskärtchen. Aber sehr kurz, wirklich nur ganz kurz, so dass van Harm, der bemüht war, einen legitimierenden Stempel zu finden, den Namen des Beamten nicht mitbekam, den dieser ihm gleichzeitig nannte, und auch den Dienstgrad nachträglich nur so halbwegs erraten konnte: Kriminalobergefreiter … nein, stopp: -oberwachtmeister oder Kriminaloberkommissar, irgendetwas in dieser Art.
    Nachzufragen traute van Harm sich jedenfalls nicht, bat stattdessen den Kommissar, in der Küche Platz zu nehmen. Und weil man besser freundlich war zur Staatsmacht und der Espresso sowieso gerade durchgelaufen war, stellte Kai das kleine dampfende Tässchen mit der fast perfekten crema vor dem Kommissar ab, rückte das silberne Zuckerdöschen in seine Nähe, und fragte sicherheitshalber nach, ob er vielleicht einen Aschenbecher brauche, was der Kommissar aber zum Glück verneinte.
    »Ich war gestern schon mal hier«, sagte der Kommissar dann.
    » Ja? «
    »Nichts weiter. Ich meine nur …«
    »Ach so, gestern, da war ich, lassen Sie mich überlegen, äh, ja, in der Kreisstadt«, sagte van Harm, und sofort stieg ihm das Blut in den Kopf, weil er die Polizei belogen hatte. Und das ganz ohne Not.
    »Jetzt beruhigen Sie sich erst mal«, sagte der Kommissar. Er trank einen Schluck Espresso, der ihm zu schmecken schien. »Ich will nur ein paar Informationen von Ihnen.«
    »Brauchen Sie vielleicht einen Stift? Und Papier?«, fragte van Harm, weil er sah, dass die Polizei hier ein Verhör beginnen wollte, aber weder Notizblock noch Diktiergerät mitgebracht hatte.
    Statt einer Antwort grinste der Kommissar und tippte sich mit dem Zeigefinger der rechten Hand gegen die rechte Schläfe. Was entweder bedeutete, dass er sich die paar Dinge, die Kai zu erzählen hatte, merken konnte, oder aber es war eine abgemilderte Art, ihm einen Vogel zu zeigen.
    »Wenn es ein mal brennt, na ja, kommt schon mal vor, aber wenn es gleich zwei mal brennt, und so kurz hintereinander …«
    »Dann nennt man das: Gesetz der Serie !«, warf van Harm dazwischen.
    »Na ja: wir woll’n mal die Kirche im Dorf lassen«, sagte der Kommissar, »das heißt … ich meine … also, auffällig ist es schon. Zumal auch unser Erkennungsdienst Komisches entdeckt hat. Wie ich gehört habe, waren Sie es, der das erste der beiden Feuer gemeldet hat, das in der Ausstellungshalle des Künstlerheims. Ich würde Sie deshalb bitten, mir einfach nochmal die Geschehnisse dieses Morgens zu erzählen. Auch die Details, die scheinbar unwichtig sind. Kann es losgehen?«
    »Es kann«, sagte Kai und holte aus, sehr weit. Begann mit seinem Entschluss, etwas für die eigene Fitness zu tun, weshalb er sich in die Kreisstadt begeben habe, um Sportsachen und Laufschuhe zu kaufen.

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