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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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alles anders läuft als sonst, habe ich beschlossen, alleine in den Urlaub zu fahren.«
    »Alleine?«
    »Du hast richtig gehört.«
    » Ganz alleine?«
    »Das kann dir doch vollkommen egal sein, Kai. Du musst nur so viel wissen: Ohne dich und ohne die Kinder.«
    »Und wohin?«
    »Ich wüsste zwar nicht, was dich das angeht, aber sei es drum: Nach Mallorca.«
    Immerhin bin ich noch dein Ehemann, wollte van Harm beinahe ausrufen, ließ es dann aber doch lieber bleiben und entgegnete nur kleinlaut: »Ach so.«
    »Und an dieser Stelle kommst du ins Spiel. Denn die Kinder wollen weder zu meinen Eltern noch zu deinen, und ganz ohne Aufsicht will ich sie nicht in der Wohnung lassen.«
    »Aber sie sind doch groß genug«, sagte van Harm, nicht weil er das wirklich glaubte, sondern um das abzuwehren, was er unweigerlich auf sich zukommen sah.
    »Jetzt mach dich nicht lächerlich: Sie sind minderjährig. Und in einer schwierigen Phase obendrein. Weshalb ich dich bitte, sie so lange zu beaufsichtigen, bis ich zurück bin. Außerdem gibt es im Dorf andere Kinder, mit denen sie sich anfreunden können.«
    »Das sind keine Kinder, das sind Halbstarke«, sagte Kai. Er dachte: Oh Gott, Janne und Erik, Kinder, die keine Kinder mehr waren, aber erst recht nicht erwachsen. Was sollte er mit denen anstellen? Er musste einen Schluck Tee trinken, um sich zu beruhigen. Sein Puls flatterte wie ein aufgescheuchtes Huhn. Dann fragte er: »Und wie lange bleibst du?«
    »Wir haben das Haus für zwei Wochen gemietet …«
    »Ich denke, du fährst allein!«
    »… aber wenn es uns dort gefällt«, fuhr Constanze unbeirrt von Kais lautem Einwurf fort, »werden wir vielleicht verlängern. Du holst sie bitte am Samstag vom Bahnhof ab, genaue Ankunftszeit kommt noch per SMS .«
    »Es fährt ein Bus!«, rief van Harm aufgebracht. Das war alles, was er an Widerstand gegen Constanze noch aufbringen konnte. Gegen ihre unverschämte Art, ihn in die Pflicht zu nehmen. Und vor allem gegen ihren unbekannten Reisebegleiter, den anderen Teil dieses ominösen Wir .
    »Gute Nacht«, sagte Constanze, und schon war Kai weggedrückt.
    »Ham Sie schon dit Neuste jehört«, fragte Bruno. Es war zehn Minuten nach Mitternacht. Immerhin konnte man nicht behaupten, er rufe mehrmals am selben Tag an.
    »Nein, aber Sie werden es mir sagen«, antwortete van Harm, der seit Constanzes Hiobsbotschaft dazu übergegangen war, die Teetasse mit dem Inhalt der Grappa-flasche zu füllen. Und zu leeren. Was ihm die Zunge schwer machte und das Gehör langsam. Dennoch verstand er Bruno jetzt ganz deutlich:
    »Frau Pagel is tot!«

 
    Ankunft der Blagen
    Die Beisetzung der Pfarrersfrau, die ihren schweren Verbrennungen erlegen war, fand nur wenige Tage später auf dem kleinen Friedhof von Vieracker statt, am Sonnabendmorgen. Bruno hatte gefragt, ob er mitkäme, aber Kai, der nicht wusste, was er unter den betrübten Altwassmuthern verloren hatte, von denen er annahm, dass sie um ihr entgangenes Sommerfest mindestens so sehr trauerten wie um Frau Pagel, verweigerte seine Zusage.
    »Wissen Sie, Bruno, meine Kinder kommen am Nachmittag, und da will ich das Haus noch ein wenig auf Vordermann bringen.«
    »Hätten Se doch wat jesagt, Mensch. Hätt ick Ihnen do’ helfen können. Mit dem Grill und so. Wie komm Se denn zum Bahnhof?«
    Kai, der auf diese Frage gehofft hatte, gab sich ratlos: »Tja, mit dem Bus vielleicht?«
    »Janz schlecht am Sonnabend.«
    »Taxi?«
    »Ach wissen Se wat: Sie sagen mir, wann’s losjeht, und ick bin mit’m Wagen zur Stelle.«
    So geschah es dann auch. Und als Kai auf dem Beifahrersitz Richtung Kreisstadt fuhr, fand er mit einem Mal die Musik von diesem Zonen-Johnny-Cash, dessen Namen er vergessen hatte, gar nicht mehr so schlimm. Und auch Bruno selbst war ja eigentlich ganz in Ordnung, dufte oder knorke , wie es in Brunos Sprache vermutlich hieß. Er war hilfsbereit und würde, falls es nötig wäre, seine schützende Hand über ihn halten.
    Ein wenig gehofft hatte Kai van Harm ja schon, dass Janne und Erik sich weiterentwickelt hätten. Andererseits waren sie offenbar ihm gegenüber nicht feindselig gestimmt, so wie er es sich in seinen schlimmsten Befürchtungen ausgemalt hatte. Es war eigentlich wie immer: Ihnen schien alles egal zu sein.
    Sie waren beide ungefähr gleich groß und gleich schlaksig. Die schmalen Jeans, die sie beide kombiniert mit riesigen Turnschuhen trugen, ließen sie noch klappriger erscheinen. Hungerhaken hätte man so etwas früher

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