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Wer ist eigentlich Paul?

Wer ist eigentlich Paul?

Titel: Wer ist eigentlich Paul? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Göttlicher
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kein Missverständnis aufkommt: Wir tun dies alles nicht, um uns anzubiedern und ihm zu gefallen. Es interessiert uns wirklich mehr als alles andere, welche Bücher er liest, Filme er sieht, wo er sich aufhält und wie er lebt. Wir wollen die Welt mit seinen Augen sehen. Vielleicht können wir ihn dann ein wenig besser verstehen.
     
    Es ist gut, dass die Männer nicht wissen, was mit uns Frauen passiert, wenn wir verliebt sind. Zum Glück kriegen sie von alledemnichts mit, denn wir sind leise, schlau und unauffällig am Werk. Und Männer kriegen ja sowieso erst sehr spät etwas mit. Wenn die wüssten. Sie würden von blanker Panik überwältigt und – alle gleichzeitig – vor den Frauen in die Berge fliehen. Die Autobahnen wären wochenlang verstopft, die Profifußballer, sofern nicht selbst geflüchtet, bekämen die Sinnkrise angesichts gähnend leerer Stadien, und der Bierabsatz im Deutschland nördlich der Alpen würde rapide absinken. Die Frauen hingegen würden wahnsinnig werden, weil sie nicht mehr genug Beschäftigung für ihre leistungsstarken Hirne und Herzen hätten. Und das will ja schließlich keiner.

MONTAG, 11.   NOVEMBER 2002 – NOBODY SAID IT WAS EASY
    Meine schlechte Laune war hartnäckig. Am liebsten wäre ich Freitag und Samstag mit einem guten Buch zu Hause geblieben und hätte meine kleine Novemberdepression ausgelebt. Doch es kam sowieso anders.
     
    Vroni hat Liebeskummer. Ihre süße Neueroberung Marc, dessentwegen sie mich neulich allein an der Bar des Café Forum sitzen ließ, ist nach drei rauschhaften Nächten über Tag zum Arschloch mutiert.
    «Er sagt, er kann keine Beziehung mit einer Frau eingehen, die er übers Bett kennen gelernt hat!», erzählt Vroni mir schniefend und zwischen Empörung und Verzweiflung schwankend.
    «Aber er war doch derjenige, der von dem
ganz Besonderen
zwischen euch geredet hat   …»
    «…   ja, und dass er diese ganzen Dating-Regeln – von wegen Sex erst beim 105.   Treffen und so – verkrampft und albern findet   …»
    «…   und dass er sich noch nie zu einer Frau so schnell so hingezogengefühlt hat wie zu dir und auf Frauen steht, die tun, wozu sie Lust haben?»
    «Ja!!!» Vroni versteht die Welt nicht mehr.
    «Und jetzt sagt er, er will dich nicht, weil ihr in die Kiste gehüpft seid, bevor ihr zweimal essen wart?»
    «Wir waren eigentlich nie essen», sagt Vroni nach kurzer Denkpause, «meinst du, das war falsch?»
    «Hey, erinnere dich bitte daran, warum ihr nie essen wart», gebe ich zu bedenken, «weil er dich nämlich beim Abholen lieber im Flur vernascht hat.»
    «Ja», schnieft Vroni, «und er sagte, wie toll er das fände, dass ich so spontan und leidenschaftlich sei und nicht so verspießt wie andere Frauen, die vor jeder Berührung um Erlaubnis gebeten werden wollen!»
    «Vergiss ihn, der wollte nur seinen Spaß!», rate ich meiner Freundin und verdränge den Gedanken daran, wie oft ich Paul getroffen habe und wie oft wir dabei
nicht
miteinander im Bett waren. «Zieh dir was Nettes an, wir gehen uns betrinken!»
    Das klappt natürlich so nicht. Das Thema «Marc-der-zum-Arschloch-wurde» beherrscht den Abend, und bei den Lychees im Sushi+Soul haben sie offensichtlich den Wodka vergessen. Aber wir haben es zumindest versucht.
     
    Sonntagabend dann das Konzert von Coldplay. Ich fahre in Begleitung von Max, meinem Ex, ins Zenith in Freimann. Weil er der Einzige ist, der einen wirklich guten Musikgeschmack hat, und weil wir die Musik der vier Briten vor zwei Jahren zusammen in Schottland «entdeckt» haben. Nachdem ich dem Zwei-Meter-Schrank vor mir verklickert habe, dass sein AC/​D C-Tour -Shirt (was macht der überhaupt hier??) sehr schön ist, ich es aber jetzt auswendig kann und lieber den Sänger von Coldplay sehen würde, wird es ein gigantischer Abend. Die Musik rieselt durch meinen Körper, Chris Martins Worte berühren meine Seele:
    Nobody said it was easy
    It’s such a shame for us to part
    Nobody said it was easy
    No one ever said it would be this hard
    Oh take me back to the start
    Tell me you love me
    Come back and haunt me
    Oh and I rush to the start   …
    Ich lehne mich an Max an, der hinter mir steht und sich zur Musik wiegt, seine Hände sind über meinem Bauch gefaltet, Bilder von schottischen Landschaften ziehen durch meinen Geist, und auf einmal fällt alles, was mich seit Wochen belastet, von mir ab.
     
    Später liege ich allein im Bett und spüre dem Konzert nach. Wie gerne hätte ich jetzt jemanden

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