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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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in Kirtinagar habe zu einer Frühgeburt ihres Kindes geführt. Der Leibarzt der Maharani und eine erfahrene Hebamme seien aber Gott sei Dank zur Stelle gewesen. Das Kind sei unbeschadet auf die Welt gekommen, und sie seien beide wohlauf. Man habe ihr jedoch geraten, mindestens noch einen Monat in Kirtinagar zu bleiben, damit das selbstverständlich sehr kleine Baby zunehmen und wachsen könne. Olivia schrieb auch Arthur Ransome, Sir Joshua, Lady Bridget und ihrer Schwiegermutter. An ihre Familie schickte sie einen langen, unverfänglichen Brief mit allen möglichen wahren und unwahren Einzelheiten, von denen sie wußte, man würde sie mit großer Anteilnahme lesen. Von allen Lügen, zu denen sie greifen mußte, empfand sie das, was sie ihren Lieben in Hawaii schrieb, am verwerflichsten, denn sie vertrauten ihr völlig.
    Die kurze idyllische Zeit ging zu Ende. Die Zukunft lag finster vor ihr. Nur das große Staunen, mit dem sie stundenlang ihren Sohn betrachtete, erleichterte ihr den Gedanken daran. Sie konnte immer noch nicht glauben, daß dieses winzige, vollkommene Menschenkind ohne ihr bewußtes Zutun in ihrem Körper entstanden war. Aber sie haderte mit dem Schicksal, weil das Baby überhaupt nicht der Mutter glich, die es geboren hatte. »Warum soll mein kleiner Sohn ohne eigene Schuld ein schweres Kreuz tragen müssen?« fragte sie Kinjal immer wieder.
    »Vielleicht ist es kein Kreuz«, tröstete sie Kinjal. »Viele Menschen Ihrer Rasse haben graue Augen und schwarzes Haar. Vermutlich wird niemand einen Zusammenhang zwischen ihm und Jai sehen.«
    »Freddie bestimmt«, erwiderte Olivia untröstlich, »und das Wenige, das in ihm noch nicht zerbrochen ist, wird dann in Stücke gehen.«
    Darauf wußte auch Kinjal keine beruhigende Antwort.
    Zehn Tage nach der Geburt bat Arvind Singh um die Erlaubnis, Olivia in ihren Räumen besuchen zu dürfen, um dem Kind seinen Segen zu geben. Der Maharadscha erschien oft während ihres Besuchs in der Zenana und speiste mit ihnen zusammen. Olivia unterhielt sich gerne mit ihm über Politik, erzählte von Hawaii und Amerika und lernte viel von den mannigfaltigen Aufgaben einer indischen Regentschaft. Obwohl ein gewisses Maß an Förmlichkeit zwischen ihnen herrschte, hatte sich ihre Freundschaft entwickelt. Trotzdem sprachen sie nicht über den gemeinen Anschlag auf das Bergwerk und die Rolle, die ihr Onkel dabei gespielt hatte. Aber Raventhornes Name fiel oft, denn der Maharadscha ahnte nichts von ihrer Beziehung zu ihm.
    Ich hoffe, Sie haben nie Anlaß, Ihren Besuch in Kirtinagar zu bereuen.
    Erinnerte sich Arvind Singh an seine Warnung, die er vor langer Zeit in kluger Voraussicht ausgesprochen hatte, überlegte Olivia, während sie ihn erwartete.
    »Wie ich von meiner Frau höre, ist Ihr Sohn das schönste Baby, das je geboren wurde.« Er setzte sich zu ihr auf die Veranda und wirkte wie immer heiter und gelassen. »Meine Kinder sind derselben Ansicht.«
    »Nun, Sie müssen sich selbst eine Meinung bilden«, erwiderte Olivia und lächelte. »Darf ich Ihnen trotzdem eine Tasse brasilianischen Kaffee anbieten?«
    Während sie den duftenden Kaffee tranken, sprachen sie über ihre Arbeit bei Farrowsham, und der Maharadscha drückte noch einmal seine Bewunderung darüber aus, daß sie in einer Männerwelt ihre Stellung behauptete. »Wie ich höre«, sagte er plötzlich, »haben Sie sogar Templewood und Ransome aus ihren Schwierigkeiten geholfen.«
    Er meinte offenbar den geglückten Versand der Teelieferung. Olivia überraschte es nicht, daß der Maharadscha davon wußte. Er war bemerkenswert gut über die Vorgänge in Kalkutta unterrichtet. »Ja, aber mein Zutun war unerheblich, ihre Schwierigkeiten sind es nicht.«
    Ein Diener brachte dem Maharadscha die Hooka und stellte sie bedächtig vor seinen Herrn. Arvind Singh nahm zufrieden ein paar Züge und meinte dann: »Bedauerlicherweise haben sie sich die Schwierigkeiten selbst zuzuschreiben. Verzeihen Sie meine Offenheit, Mrs.Birkhurst, aber Sir Joshua kann von Glück reden, daß ein größerer Skandal abgewendet wurde.« Er lächelte trocken. »Die Engländer sind sehr geschickt darin, bei anderen Uneinigkeit zu schaffen, sie selbst aber kann nichts auseinanderbringen.«
    Zum ersten Mal sprach er dieses Thema so direkt an. Olivia staunte, aber da die Angelegenheit sie inzwischen kaum noch beschäftigte, konnte sie offen zugeben: »Ja, mein Onkel war entsetzlich irregeleitet. Aber ich muß zu seiner Verteidigung sagen, man hat ihn

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