Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)
Daunendecke liegen.
Das Fernsehprogramm am Spätnachmittag war traurig. Ich blieb bei einer romantischen Komödie hängen, über eine verwöhnte Eiskunstläuferin, die sich für die Olympiade mit einem trampeligen Ex-Hockeyspieler zusammentun muss. Mir fiel auf, dass Komödien oft mit einer Hochzeit endeten, dass es aber so gut wie nie um Ehen ging. Filme über Ehen waren Dramen. Für Verheiratete ging es immer eher schlecht aus. Jack Nicholson versuchte mit der Axt ins Badezimmer einzudringen. Glenn Close wurde in der Badewanne erschossen. Thelma entfloh ihrem gemeinen Ehemann nur, um mit Louise von der Klippe zu fahren.
Matt platzte in unser Zimmer, als die Eiskunstläuferin dem Hockeyspieler gerade eins mit dem Puck auf die Rübe gab. Er musterte mich, wie ich so in BH und Unterhose dalag, und meinte: »Wäre doch nicht nötig gewesen, dass du dich für mich so in Schale schmeißt. Aber es freut mich trotzdem!«
Ich lachte. »Das gehörte zu meinem Masterplan. Und jetzt sieh zu, dass du dich rüberschwingst, damit ich endlich kriege, was ich will.«
Er setzte die Ledertasche ab, hängte seinen Trenchcoat auf und zog sich die nassen Schuhe und Strümpfe aus. Mit drei Schritten war er am Bett und beugte sich zu mir herunter, um mich zu küssen. Kurz bevor sich unsere Lippen berührten, schüttelte er seine regennassen Haare, ich quietschte überrascht. Dann ließ er sich neben mich aufs Bett fallen und stützte sich auf seine Ellbogen. Ich zog vielsagend die Augenbrauen hoch und machte mich daran, ihm das Hemd aufzuknöpfen.
»Komm, jetzt ziehen wir dir erst mal die nassen Sachen aus«, sagte ich. Als er mir sein Gesicht zuwandte, streiften seine Füße meine Knöchel und ich erstarrte. »Aber erst nimmst du bitte deine Fingerzehen von mir weg.«
Er grinste und drückte seine Füße noch fester gegen meine Knöchel.
Ich krümmte mich. »Ganz im Ernst, in diesem Moment liebe ich dich wirklich ein bisschen weniger.«
»Ach, halt den Mund und küss mich!«
Am nächsten Tag fand die Zeremonie statt, ganz in Weiß und lichtdurchflutet. Das Kircheninnere war in Eierschalenweiß gestrichen und badete im Licht, das durch die hohen Bogenfenster hereinfiel. Sogar das Brautpaar war blond. Während Tom und Casey schworen, für den Rest ihres Lebens zusammenzubleiben, rutschte ich unbehaglich auf unserer Bank hin und her. So wie einen das Fliegen dazu zwingt, gründlich über sein Leben nachzudenken, so bringen einen Hochzeiten dazu, gründlich über seine Beziehung nachzudenken. Würden Matt und ich uns eines Tages auch diesen Spruch sagen? Oder würden wir ihn zu jemand anderem sagen, den wir noch nicht mal kennengelernt hatten? Der Gedanke machte mich ganz traurig, und ich drückte Matts Hand, als müsste ich mich vergewissern, dass er noch da war.
Beim Empfang wurde ich Matts Exfreundin vorgestellt – sie waren fünf Jahre zusammen gewesen – und ihrem Verlobten. Ihre Hochzeit sollte in zwei Wochen stattfinden. Ihr Verlobter und ich schüttelten uns die Hand und versuchten, die Vorstellung zu vermeiden, wie unsere jetzigen Partner Sex miteinander gehabt hatten.
Nachdem sie gegangen waren, fragte ich Matt: »Und, wie war das? War es komisch, sie zu sehen?«
»Nö, wir haben uns doch schon vor acht Jahren getrennt.« Als er meine angespannte Miene sah, fügte er hinzu: »Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.«
Ich lächelte ihn an. »Ich weiß. Darum geht’s mir auch gar nicht. Ich hab nur meine furchteinflößende Aufgabe für heute noch nicht gefunden«, erklärte ich. »Normalerweise müsste sich jetzt schon irgendwas ergeben haben, aber bis jetzt Fehlanzeige.« Ich warf einen verzweifelten Blick durch den Saal und hielt Ausschau nach einer beängstigenden Situation, in die ich mich stürzen konnte.
Er überlegte kurz. Dann breitete sich langsam ein schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht aus. »Ich hab da eine Idee. Komm mal mit.«
Bevor ich protestieren konnte, hatte er sich mit einer übertrieben ritterlichen Geste meine Hand auf den Unterarm gelegt und führte mich zur Treppe. Am Ende des Flurs machte er eine Tür auf und führte mich in einen Raum. Plötzlich standen wir auf einem dicken, weichen, pfirsichfarbenen Teppich, der geradezu danach schrie, dass man barfuß auf ihm lief. In der Mitte stand ein großes Himmelbett.
Matt trat hinter mich. »So«, sagte er und ließ die Hände über meine nackten Schultern gleiten, »jetzt ziehen wir dir erst mal die nassen Sachen aus.«
»Aber
Weitere Kostenlose Bücher