Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)
meine Sachen sind nicht nass.«
Er grinste spitzbübisch. »Wir ziehen sie trotzdem aus.«
»Warte! Wir können doch nicht Caseys Brautsuite besudeln!«, zischte ich, während ich mich aus seinem Griff befreite. »Das ist respektlos. Und unhygienisch obendrein.«
»Das ist nicht Caseys Suite, ihr Zimmer ist auf der anderen Seite des Hotels. Heute Abend findet hier noch eine andere Hochzeitsfeier statt. Aber keine Sorge«, murmelte er mir ins Ohr, »die werden noch stundenlang unten bleiben.«
»Es ist trotzdem nicht richtig«, beharrte ich. »Komm, gehen wir.«
Als ich mich zum Gehen wandte, fasste Matt mich bei der Hand und zog mich in das luxuriöse Badezimmer, das in elfenbeinfarbenem Marmor glänzte. Er drückte mich mit dem Rücken gegen die Badezimmertür und presste seinen Körper gegen mich. Die Tür schloss sich mit einem fast unhörbaren Klicken. Er fuhr mit den Fingern über meine Hüften und schloss die Tür ab.
Ich gehöre nicht zu den Leuten, denen es einen Kick gibt, Sex an ungewöhnlichen Orten zu haben. Der abenteuerlichste Ort, an dem ich jemals Sex gehabt hatte, war unsere Dusche in Aruba, und das war auch nicht wirklich abenteuerlich gewesen – wenn man davon absieht, dass wir hätten ausrutschen und uns die Schädel einschlagen können, sodass unsere ineinander verschmolzenen toten Körper vom nächsten Zimmermädchen gefunden worden wären. Machte es mich nervös, Sex im Hotelzimmer fremder Menschen zu haben? Ja? War es technisch gesehen eine Angst? Normalerweise wäre die Antwort wohl negativ ausgefallen. Aber was soll’s, ich würde es durchgehen lassen. Abgesehen von der Zwangsteilnahme an späteren Polonaisen war das hier wahrscheinlich meine letzte Chance für heute, etwas Beängstigendes zu tun.
»Aber an einem Badezimmer findest du nichts Sakrosanktes, oder?« Matts Lippen wanderten bereits über meinen Hals nach unten.
»Wenn wir hier fertig sind, dann nicht mehr«, lachte ich und gestattete ihm, mich von der Tür wegzuziehen. Während er mich küsste, zog er mir kaum hörbar den Reißverschluss meines Satinkleides auf. Ich schloss die Augen und entspannte mich unter seinen Händen.
»Was ist das?«, flüsterte ich plötzlich.
»Was?«
Wir lauschten, und durch die Stille drang ein ganz unverwechselbares Geräusch: Da rüttelte jemand am Türknauf.
»Warum ist die Tür abgeschlossen?«, ertönte eine schrille Stimme.
»Oh mein Gott!«, sagte ich beinahe lautlos zu Matt. Wie ein Hund, der seinen eigenen Schwanz jagt, versuchte ich verzweifelt, den Reißverschluss an meinem Rücken zu fassen zu kriegen. Ich zog ihn so schnell zu, dass ich mir ein bisschen Speck am Rücken einklemmte. Ich unterdrückte einen Aufschrei.
Matt sah sich nach einem Versteck um. Kein Duschvorhang, kein Wäscheschrank, nichts.
Ein Chor aus weiblichen Stimmen versuchte, die nervöse Frau zu beschwichtigen. Die Brautjungfern.
»Vorhin war es noch nicht abgeschlossen!«
»Bist du sicher, dass die Tür abgeschlossen ist? Vielleicht klemmt sie ja nur.«
»Hier muss doch irgendwo ein Schlüssel sein. Ich bin sicher, dass die alte Dame von der Rezeption einen hat.«
»Gut, dann suchen wir die jetzt«, kommandierte die schrille Stimme. »Verdammt, auf meiner eigenen Hochzeit werde ich bestimmt nicht die Gemeinschaftstoiletten benutzen!«
Ich drückte mein Ohr an die Tür. Das Holz war kühl und roch schwach nach Chemikalien. Ich hörte, wie das Brautkleid empört rauschte, als sie sich umdrehte und in den Flur hinauslief, gefolgt von den leicht panischen Schritten der Brautjungfern. Als das Geräusch von rauschendem Taft in der Ferne verklungen war, flüsterte ich Matt zu: »Okay, ich glaube, jetzt sind sie weg. Schnell raus hier! Bis sie die Empfangsdame gefunden haben …«
Doch bevor ich den Satz zu Ende bringen konnte, kamen die Stimmen schon wieder zurück.
»Es dürfte wirklich nicht abgesperrt sein«, hörte man eine ältere Dame sagen. »Ich kann Ihnen versichern, das ist Ihre Brautsuite. Niemand anders hat dort Zutritt.«
Matt warf einen hoffnungsvollen Blick zum Fenster. Zwei Stockwerke. Ich schnappte mir ein paar von den flauschigen pfirsichfarbenen Handtüchern – vielleicht konnten wir die ja zusammenknoten und uns aus dem Fenster herunterlassen wie in einem Cartoon? Nein, keine Zeit mehr. Die Stimmen waren jetzt direkt vor der Tür. »Ich glaube, das hier ist der richtige«, sagte die Hoteldame, während man ihren Schlüsselbund rasseln hörte.
Vergiss die Handtücher. Ich ließ sie
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