Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
seine Richtung und packte ihn am T-Shirt, was Nealy aus dem Gleichgewicht brachte. »Uups. Sorry!«
Automatisch fing er sie auf, und seine Brust fühlte sich warm an ihrer Seite an. Sie unterdrückte ihre Sexualität schon so lange, dass es ihr zur Gewohnheit geworden war; doch dies wirkte wie eine Schockbehandlung und erinnerte sie daran, dass sie immer noch eine Frau war.
Er wich nicht zurück. Stattdessen breitete sich ein Lächeln auf seinem Mund aus und wanderte bis hinauf zu seinen grauen Augen. »Ich dachte, Sie hätten was gegen Direktheit.«
War es eine Anmache? Keiner machte je Cornelia Case an. Als sie noch auf dem College war, musste sie die Jungen selbst um ein Date bitten, weil sie viel zu schüchtern waren, sich der Tochter des Vizepräsidenten zu nähern. Noch einschüchternder wirkte auf die Knaben die ständige Präsenz des Secret Service, sodass keiner den Versuch wagte, sie ins Bett zu kriegen. Dennoch war sie sicher, dass es ihr gelungen wäre, den einen oder anderen dazu zu überreden – aber sie hatte es nicht getan.
Von klein auf hatte man ihr eingedrillt, dass der harmlose Fehltritt von ihr auf ihren Vater zurückfallen würde, und schließlich war ihr die Vorsicht so zur Gewohnheit geworden, dass sie eine Schattenexistenz führte – ihre natürliche Neugier, Abenteuerlust, Sexualität unterdrückte, all das also, was ihr geholfen hätte herauszufinden, wer sie war. Dennis lernte sie als Jungfrau kennen.
Zum ersten Mal verspürte sie keinen Schmerz beim Gedanken an Dennis. Vielleicht heilte die Zeit ja allmählich ihre Wunden, oder der Mann vor ihr lenkte sie einfach zu sehr ab.
Das Baby bäumte sich erneut auf und wollte zu Mat. Mat nahm Nealy fester in den Arm. Dann blickte er sie nachdenklich an.
»Ich – ich nehme sie mit zum Swimmingpool hinunter«, stammelte sie.
Seine Antwort ließ auf sich warten. »Ja, tun Sie das.«
Button heulte auf, als Nealy sie aus dem Zimmer trug.
Die nächsten paar Stunden verbrachte Nealy am Rand des Babybeckens, immer in Sorge, Button könnte sich einen Sonnenbrand holen oder ertrinken. Da der Pool im Schatten lag und das Baby nur, als Lucy es ins große Becken mitnahm, mehr als ein paar Meter von ihr entfernt war, fand sie sich selbst etwas töricht. Nun, vielleicht kam ein Teil ihrer übertriebenen Sorge ja daher, dass sie nicht so viel an Mat denken wollte.
Oder die Freiheit, einmal aus ihrer starren Rolle hinausschlüpfen zu können, bewirkte mehr bei ihr, als sie gedacht hatte. Wer war diese Nell Kelly? Nicht nur, dass sie eine recht aktive Libido besaß, sie schien sich auch nichts daraus zu machen, anderen Leuten die Meinung zu sagen. Nealy lächelte. Sie mochte alles an Nell, außer ihrer Schwäche für Mat Joriks Figur.
Sie sagte sich, dass es schließlich nicht ungewöhnlich war, an Sex zu denken. Zwar mochte sie reichlich Hemmungen haben, aber trotzdem war sie auch ein Mensch und Mat so ganz anders als die Männer ihrer gesellschaftlichen Kreise. Viel zu selbstsicher im Umgang mit Frauen, um sich absolut korrekt zu benehmen. Wenn sie an Mat dachte, dann sah sie seinen harten, muskulösen Körper vor sich, die eckigen Kiefer, die großen Pranken und die kräftigen Finger. Sie liebte seinen Geruch nach Seife, Rasiercreme und Haut. Er war ein richtiger Schrank, und sie mochte seine Zähne.
Seine Zähne? Himmel, verlor sie noch den Verstand? Mit einem Stöhnen wandte sie sich Button zu und half ihr, Wasser in Styroporbecher zu füllen, ohne es zu trinken natürlich.
Lucy wurde es schließlich langweilig, und sie beschloss, aufs Zimmer zu gehen und ein wenig fernzusehen. Bevor sie ging, warf sie Nealy noch vor, blöd zu sein, weil sie nicht wüsste, dass Button ihr Fläschchen brauchte; kurzerhand nahm sie ihre kleine Schwester mit.
Nealy lehnte sich seufzend im Liegestuhl zurück. Nein, sie würde weder an Lucy noch Button, noch Mat Jorik denken, was sie aber leider auf das Thema Geld brachte. Stahlarbeiter bekamen recht gute Gehälter, aber dies erwies sich als überteuerte Fahrt. Konnte Mat sich die Reparatur von Mabel, zusätzlich zu all den anderen Ausgaben, auch leisten? Und wollte sie wirklich den Rest ihres gloriosen Abenteuers in zwei Paar Shorts, ein, zwei Umstandsblusen und zwei Garnituren Unterwäsche verbringen?
Sie brauchte unbedingt Dollars, und Terry Ackerman war der Einzige, bei dem sie darauf vertrauen konnte, dass er es ihr schickte, ohne sie zu verraten. Stracks suchte sie sich eine Telefonzelle und rief ihn
Weitere Kostenlose Bücher