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Wer wir sind

Wer wir sind

Titel: Wer wir sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Friedrich
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heißen die Kinder? Vielleicht kann ich etwas herausfinden.«
    »Ich habe eine Spur, die zu den Kindern führen könnte«, sagt Harald Poelchau zu Clarita. »Sie sollen sich in einem Kinderheim in Deutschland befinden, unter anderem Namen. Aber es geht ihnen gut. Und ich habe über eine sichere Verbindung nun Ihre Familie von Ihrer Inhaftierung informieren können.«
    »Dieses Verräterschwein, Ihr Mann. Hören Sie auf, ihn zu decken. Wie können Sie den Kerl decken, der Sie belogen hat, diesen Volksschädling.«
    Erika von Tresckow wird von Habecker verhört. Sie hat seit ihrer Ankunft in der Prinz-Albrecht-Straße kaum ein paar Stunden geschlafen. Habecker verhört sie, Stunde um Stunde. Erika schweigt. Sie hat geschwiegen, nun aber weint sie.
    »Ihr Mann, das gewissenlose Schwein.«
    Hennings schmales Gesicht, der verlorene Ausdruck der Augen.
    »Ja, das haben Sie nicht gewusst, was? Wie Sie belogen worden sind. Wie Ihr Mann Sie hintergangen und betrogen hat, das hätten Sie sich nicht träumen lassen, was? Was für ein Schuft. Was für ein gewissenloser Lump.«
    »Was machen die da?«
    Jürgen von Tresckow und der junge Mietschick sind auf dem Rückweg von den Feldern. Mieczystaw Grzeskowiak, 1940 mit seinen Eltern von den Nazis von ihrem Hof bei Posen vertrieben und seitdem Zwangsarbeiter in Wartenberg: Er sitzt im Einspänner neben dem Gutsherrn.
    »Was machen die da, was treiben die?«
    Am Friedhof vor der Wartenberger Kapelle parkt ein Lkw. Auf dem Friedhof wimmelt es von SS-Männern. Jürgen ist vom Wagen gesprungen. Einer der SS-Leute stellt sich ihm in den Weg.
    »Zutritt gesperrt!«
    »Aber was machen Sie denn da!«
    »Zutritt zum Friedhof ab sofort gesperrt.«
    »Sie schänden die Gräber. Sie graben den Sarg meines Bruders aus.«
    »Auftrag der Reichsregierung. Fahren Sie weiter. Striktes Verbot, sich der Grabstelle zu nähern.«
    Neuhardenberg ist unheimlich. Ursula Kardorff wollte drei Tage bleiben, aber sie weiß nicht, ob sie es so lange aushält. Das Schloss ist verwunschen, nicht mehr von dieser Welt. Fritzi Schulenburg, Claus Stauffenberg, Werner Haeften, der junge Klausing: Sie sind alle tot. Der Park in voller Sonne liegt schweigend, schattenlos, bis an den Rand gefüllt von ihrer Abwesenheit. Und in der Bibliothek Kugelspuren: Hier hat sich der Schlossherr bei seiner Festnahme zweimal in dieBrust geschossen. Graf Hardenberg ist aber seinen Verletzungen nicht erlegen, sondern ins KZ Sachsenhausen eingeliefert worden. Seine Tochter Reinhild ist mit den anderen in Moabit inhaftiert.
    Über Hans von Dohnanyi ist vollständige Kontaktsperre verhängt worden. Aber Schwester Hanna im Lazarett hat das Bett direkt ans Fenster geschoben, und so kann Christel ihn sehen, ihn berühren. Es ist zum Glück gutes Wetter. Hans kann sich nicht bewegen, nicht gehen, kaum hören, sehen oder schlucken. Er kann atmen. Christel und ihre Tochter Bärbel stehen wie jeden Tag am Fenster, streicheln wie jeden Tag seine Hand und sprechen ihm Mut zu, als eine Limousine und ein Krankenwagen vor dem Lazarett halten. Kriminalkommissar Sonderegger steigt aus. SS begleitet ihn. Christel hält die Hand ihres Mannes fest, sie starrt Sonderegger entgegen.
    »Frau von Dohnanyi. Gehen Sie ruhig hinein. Gehen Sie hinein und verabschieden Sie sich.«
    »Was haben Sie vor? Wo wollen Sie meinen Mann hinbringen?«
    Sonderegger sieht aus, als wäre es ihm peinlich.
    »Ich persönlich glaube ja, dass er krank ist. Ich glaube nicht, dass er simuliert. Aber ich habe Befehl, ihn auf die Krankenstation von Sachsenhausen zu bringen.«
    »Ins KZ? Sie wollen einen so kranken Mann ins KZ bringen?«
    »Ich habe darauf nicht bestanden«, sagt Sonderegger. »Ich war es nicht. Dahinter steht sein Vorgesetzter. Oster. Es ist eine Schufterei von Oster, die dahintersteht.«
    Möge deine lügnerische Zunge in deinem Maul verfaulen
    »Sorgen Sie sich nicht, Frau von Dohnanyi. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass Ihr Mann gut behandelt wird.«Klaus Bonhoeffer steht im Kinderzimmer vor den leeren Betten seiner Kinder. Er steht vor Dürers Druck ›Ritter, Tod und Teufel‹. Seine Einsamkeit wird täglich tiefer. Emmi ist mit den Kindern in Holstein. Er würde ihr ohnehin nichts sagen, er will sie nicht bedrücken. Aber Klaus kann an nichts anderes mehr denken als daran, wie entsetzlich angreifbar, wie leicht zerstörbar, wie zerbrechlich der menschliche Körper ist. Das Wissen lässt Klaus keinen Moment der langen Tage mehr los. Haubach, Dahrendorf,

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