Wer zuerst kommt, küsst zuerst
gemacht. Sein Bauch ging hoch und runter. Vielleicht war es ein Krampfanfall oder so.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich wusste nicht, was ich tun soll. Es war schrecklich. Ich habe ihm nicht wehgetan, das schwöre ich. Das würde ich niemals tun. Er schläft in meinem Bett und ich … ich habe ihn lieb. Er ist doch noch so klein. Ich würde ihm niemals etwas antun.“
„Ich weiß“, beruhigte Lexi sie. „Lass uns zurück in dein Zimmer gehen.“
Kendra ging voran, ihre Schultern zuckten vom Weinen.Lexi wollte ihr das Kätzchen geben, aber das Mädchen schüt telte den Kopf.
„Ich will ihm nicht wehtun.“
„Das tust du nicht. Klingt ganz so, als hätte sich ein Haar-ballen gebildet. Das kommt häufig vor. Wenn Katzen sich putzen, schlucken sie Haare. Ich werde eine Bürste kaufen, dann kannst du ihn jeden Tag bürsten. Das sollte eigentlich helfen.“
Kendra blieb im Türrahmen stehen. „Ein Haarballen?“
„Mhm. Wenn das noch öfter passiert, gehen wir mit ihm zum Tierarzt, um zu fragen, ob wir noch etwas unternehmen sollen. Aber regelmäßiges Bürsten wird schon mal helfen.“
Kendra streckte die Arme nach C.C. aus, der vertrauensselig auf ihren Arm wanderte. Sie drückte ihn sanft an sich.
„Stirb nicht“, flüsterte sie.
„Er wird nicht sterben.“
Kendra hob den Kopf. „Sind Sie sauer?“
„Weil die Katze einen Haarballen hatte? Nein.“
„Wegen der anderen Sache. Was ich vorher gesagt habe. Beim Reiten.“
Ach so. Das. Lexi wusste nicht, was sie sagen sollte. „Ich verstehe, warum du dich so verhältst. Ich wünschte nur, du wärst nicht so gemein dabei.“
Kendra stiegen noch mehr Tränen in die Augen. „Ich weiß. Ich bin furchtbar. Ich will gar nicht so sein. Die Worte kommen einfach so raus. Ich bekomme Angst und … ich weiß auch nicht.“
„Ich glaube, ich kann ein bisschen nachfühlen, wie es dir geht.“ Lexi wusste, dass sie vorsichtig sein musste. „Mit Vätern ist es ganz schön kompliziert.“
Kendra ließ sich auf ihr Bett fallen. „Ich habe kein Problem mit meinem Vater.“ Sie vergrub das Gesicht in C.C.’s Fell. „Es braucht sich nichts zu ändern.“
Lexi zog sich den Schreibtischstuhl heran und setzte sich.„Mein Vater ist ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Er wuchs in dem großen Haus auf, das du gesehen hast. Glory’s Gate. Aber er wollte mehr, und so vergrößerte er das Familienvermögen, bis er alles hatte, was er wollte. Wo er auch hinging, die Leute wussten, wer er war. Die Frauen versuchten unaufhörlich, sich ihn zu schnappen, und die Männer wollten seine besten Freunde sein. Für ein Kind war es wirklich schwer, da mitzuhalten.“
Lexi ließ die Vergangenheit an sich vorbeiziehen, um in die Gefühle von damals einzutauchen. „Ich erinnere mich daran, dass ich die meiste Zeit einsam war. Meine Eltern trennten sich, und meine Mom ließ mich bei meinem Vater zurück. Ich habe nie verstanden, warum.“
Kendra sah sie an. „Ihre Mutter hat Sie nicht behalten?“
Lexi schüttelte den Kopf. „Ich hatte Kindermädchen, aber die blieben niemals lange. Dann hat mein Vater wieder geheiratet, und Pru, seine neue Frau, war nett. Ich mochte sie. Sie bekam Skye und Izzy, und ich war nicht mehr alleine. Aber es war nicht genug. Ich wollte mehr. Ich wollte, dass mein Vater mich beachtete.“
„Und, hat er?“
„Nein. Und ich versuche es immer noch. Ich bin dreißig Jahre alt und wünsche mir, dass mein Vater mich akzeptiert. Es hört nicht auf. Diese Gefühle. Wir alle haben sie. Wenn du hier bist, musst du dich mit deinem Vater auseinandersetzen, und das ist nicht besonders angenehm. Ich bin seinetwegen hier. Deshalb bin ich ein leichtes Ziel.“
Kendra strich sich über die Wangen. „Seien Sie nicht so nett zu mir“, sagte sie. „Das hilft nicht.“
„Ich fände es schön, wenn wir Freundinnen wären.“
„Erwachsene bleiben nicht lange mit Teenagern befreundet.“
„Wir könnten es versuchen.“
„Warum sollten Sie das tun? Ich war gemein zu Ihnen.“
„So schlimm war es nun auch wieder nicht.“
Kendra schluckte. „Okay. Wir könnten was zusammen unternehmen. Nur so, aus Spaß.“
„Wie wäre es mit Pediküre? Ich besitze nämlich zufällig ein ziemlich cooles Day Spa. Was meinst du, dieses Wochenende?“
Kendra lächelte. „Ist das Ihr Ernst? Das wäre toll.“
„Gut. Dann mache ich einen Termin. Und hör bitte endlich auf, mich zu siezen.“
13. KAPITEL
D u weißt genau, dass ich so was hasse“,
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