Werwolf-Spuk
schlimm an. Sofort schickte Maxine eine Frage nach. »Wollen Sie mich umbringen? Versuchen Sie es!«, keuchte sie den Mann an. »Bitte, tun Sie es. Aber ich garantiere Ihnen, dass sie dann nicht mehr lange in Freiheit sind.«
Maxine erreichte nichts bei den Männern. Abgesehen von einem spöttischen Lachen, worüber sie sich wieder ärgerte.
»Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Frau Doktor. Wir werden Sie nicht aus dem Weg räumen.«
Lester hatte die Betonung auf das erste Wort gelegt, was Maxine wieder zum Nachdenken brachte. Wieso hatte er »wir« so stark betont? Das war ein Problem für sie. Reichten er und seine Kumpane nicht? Gab es da noch andere Helfer?
Die drei anderen Männer kannte sie nicht. Auch in Dundee hatte sie diese Gestalten nicht gesehen, die auf ihren Köpfen Kappen trugen und deshalb beinahe wie Drillinge wirkten.
»Was habe ich Ihnen getan, dass Sie zu derartigen Mitteln greifen müssen? Was wollen Sie vertuschen, Lester?«
»Nichts, im Prinzip. Oder alles. Es kommt darauf an. Man hätte uns in Ruhe jagen lassen sollen. Genau das haben Sie nicht getan. Sie haben sich gegen uns gestellt und damit den Bären gereizt. Das kann einfach nicht gut gehen.«
Maxine war sich keiner Schuld bewusst. So weit reichte ihre Fantasie einfach nicht, aber die Gedanken ließen sie trotzdem nicht los, und sie erinnerte sich an Carlotta’s Worte, die Lester’s Besuch mit den Vorkommnissen der Nacht in einen Zusammenhang gebracht hatte. Wenn das zutraf, musste er etwas mit den Werwölfen oder auch nur den Wölfen zu tun haben. Maxine wusste es nicht. Sie war völlig durcheinander und musste sich erst mal um ihr eigenes Schicksal kümmern, das leider nicht mehr in ihrer Hand lag.
»Schafft sie in den Wagen.«
Zwei Typen griffen zu. Maxine wollte sich erst wehren, doch es war sinnlos. So ging sie mit den beiden, die sie zu dem Verfolgerwagen führten, in den sie einsteigen musste. Sie kletterte auf die Ladefläche. Dort war eine Sitzreihe befestigt worden. Einer der beiden Typen setzte sich neben sie.
Jetzt kam sich die Tierärztin wirklich wie eine Gefangene vor, die in den Knast transportiert werden wollte.
Richard Lester und einer seiner Kumpane stiegen vorne ein. Der letzte Helfer bekam den Auftrag, den Range Rover wegzufahren und ihn so zu verstecken, dass er nicht schnell gefunden wurde.
»Sitzen Sie gut, Frau Doktor?«
»Hören Sie auf, Lester!«
Er konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Ab jetzt wird für Sie alles anders, Frau Doktor, glauben Sie mir.«
Komisch, sie glaubte Lester aufs Wort...
***
Es war alles glatt gegangen. Der Flug sowieso, aber wir hatten uns schon Gedanken um Amos Irving gemacht. Der jedoch blieb völlig normal. Es gab keine Anzeichen, die darauf hindeuteten, dass er sich wieder verwandeln würde. Er verhielt sich normal, wenn auch vielleicht etwas zu ruhig. Das war in seiner Situation wirklich nicht ungewöhnlich.
Wäre ich in seiner Lage gewesen, dann hätte ich mich auch mit meiner Zukunft beschäftigt und wäre dabei sehr ruhig gewesen.
Im Flugzeug hatte er neben mir gesessen. Gesprochen hatten wir kaum miteinander, doch wenn ich etwas gesagt hatte, dann hatte ich immer versucht, ihm Mut zu machen. Ich wünschte mir, dass wir ihn von seinem Fluch befreien konnten, doch leicht würde dies nicht werden. Es konnte auch sein, dass er sein Leben dabei verlor.
Nachdem wir sicher gelandet waren, hatten wir den von Suko bestellten Leihwagen abgeholt. Es war ein Ford Bronco, mit dem wir auch durch das Gelände fahren konnten. Da hatte mein Freund und Kollege schon gut vorgedacht.
Der Wagen war fast neu, und ich überließ Suko das Steuer. Zusammen mit Irving saß ich auf dem Rücksitz. Er hatte mir nach dem Einsteigen erklärt, dass er die Stadt nicht kannte, obwohl er sie so oft angefahren hatte. Da war er froh gewesen, schlafen zu können, denn nach dieser Pause hatte er wieder zurückfahren müssen.
Ich war schon einige Male hier oben gewesen, ohne behaupten zu können, die Stadt zu kennen, doch ich wusste, wie wir fahren mussten, um zu Maxine Wells zu langen.
Das Wetter sah nicht anders aus als in London. Es war vielleicht etwas kühler geworden, aber der Himmel war ebenfalls bleigrau, und den Wind vom Meer her merkten wir auch nicht.
Ich hatte überlegt, ob ich Maxine anrufen sollte. Darauf hatte ich dann verzichtet. Sie wusste ja, dass wir kommen würden, und ich freute mich auf sie.
Maxine und ich waren uns sehr sympathisch. Gemeinsam hatten wir
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