Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Fotografieren suchte, wandte sich die Robbe zu ihr um, was Becca und Ivar die Gelegenheit gab, zu sehen, was Annie meinte. Für Becca sah es aus wie ein alter Garagentüröffner, den man am Fell der schwarzen Robbe befestigt hatte. Sie betrachtete das Ding mit zusammengekniffenen Augen und hörte Annie sagen: »Es sieht aus, als wäre es an ihren Hals geklebt. Geklebt, Chad, geklebt!«, als wäre das das wichtigste Detail. Sie machte noch mehr Fotos und rief aus: »Ach, du lieber Gott, ich fass es nicht!«, während Ivar ununterbrochen wiederholte: »Weg! Weg!«
    Becca begriff, dass Ivar gar nicht mehr mit Chad oder Annie redete. Vielmehr sprach er mit der Robbe. Wie es schien, drang er sogar auf rätselhafte Weise zu ihr durch, denn Nera tauchte schließlich ins Wasser und außer Sichtweite ab. Sie kam in etwa zweihundert Meter Entfernung wieder an die Wasseroberfläche und schwamm hinaus in die Passage.
    Annie Taylor sah von der Robbe zu Ivar und sagte: »Sie wissen etwas über diesen Sender, stimmt’s? Sie wissen, warum sie ihn trägt. Und Sie wissen, warum sie ihn nicht verloren hat, oder?«
    »Ich weiß überhaupt nichts«, war Ivars Antwort.
    Aber Becca konnte ihm ansehen, dass er log.

Kapitel 20
    E in paar Tage vor ihrer nächsten Tauchstunde hatte Jenn endlich Zeit für ihr Dribbeltraining. Annie war nicht da, Jenns Mom war mit ihren Brüdern nach Langley gefahren, um im Secondhandladen Schuhe für sie zu kaufen, und Jenns Dad war in der Köderhütte und arbeitete an etwas, das mit viel Poltern und Fluchen einherging. Da sie ein wenig Zeit zur Verfügung hatte, baute sie ihren Hindernisparcours auf und legte mit dem Training los. Damit war sie seit dreißig Minuten zugange, als Annie eintraf.
    Annie hielt nicht an, um sich zu unterhalten. Sie wartete lediglich, dass Jenn die Hindernisse aus dem Weg kickte und ließ den Motor ein paar Mal aufheulen. Sie sah sehr zerstreut aus, sodass Jenn, sobald sie den Weg für sie freigeräumt hatte, dem Wagen folgte, um herauszufinden, was los war.
    Als sie den Wohnwagen betrat, machte Annie gerade Feuer. Sie hatte ihren Laptop neben dem Ofen auf einen Stuhl gestellt und ihre Digitalkamera angeschlossen, um Fotos herunterzuladen. Als sich hinter Jenn die Tür schloss, sah Annie auf. Geistesabwesend sagte sie: »Jenn. Hi«, und ging zurück zum Laptop und der Kamera.
    Irgendetwas war geschehen, und kurz darauf sah Jenn, was es war. Irgendwie und irgendwo hatte Annie Fotos von Nera gemacht. Die Aufnahmen waren so nah, dass sie mit der Robbe im Wasser hätte gewesen sein können.
    »Wow. Wo hast du sie gefunden?«, fragte Jenn. » Wie hast du sie gefunden?«
    »Mutiny Bay«, antwortete Annie, die schnell die Fotos durchklickte. »Die Website der Robbenbeobachter. Diesen Spinnern sei Dank.«
    »Du bist total nah an sie rangekommen.«
    »Sie ist direkt an Chads Boot herangeschwommen«, sagte Annie.
    »Oh«, erwiderte Jenn.
    »Was?« Annie sah sie scharf an. Sie las etwas in Jenns Gesichtsausdruck, das Jenn nicht preisgeben wollte, denn sie sagte: »Hey, Mädel. Ich hab’s dir doch schon gesagt. Ich hab jemanden zu Hause in Florida. Chad gehört ganz dir. Wenn du ihn willst, meine ich.«
    »Herzlichen Dank«, sagte Jenn. »So scharf bin ich auch noch nicht auf ihn, aber ich halt dich auf dem Laufenden.«
    Annie kicherte. Sie streckte die Hand aus und packte Jenn an der Taille. Den Arm fest um sie gelegt, zog sie sie an sich. »Schau dir das an«, sagte sie und lehnte den Kopf kameradschaftlich an Jenns Arm, »ich glaube nicht, dass es sich bei ihr um eine Rossrobbe außerhalb ihres Lebensraums handelt. Weißt du, was das bedeutet?« Sie sah zu Jenn auf.
    Ihr nur wenige Zentimeter entferntes und zu ihr aufblickendes Gesicht strahlte im Licht, das von oben auf sie herabschien. Jenn ging durch den Kopf, dass es schön wäre, sie zu küssen. Dann fragte sie sich, was sie sich denn eigentlich dabei dachte, und rückte schnell ab. Sie versuchte, ihr Manöver zu verbergen, indem sie einen zweiten Stuhl heranzog, um sich hinzusetzen und das Foto auf dem Bildschirm anzuschauen. Sie spürte Annies Blick auf sich und ein Hitzegefühl stieg in ihr auf. Auf Annies Frage antwortete sie: »Für mich ist eine Robbe eine Robbe.«
    »Nicht, wenn man sie nicht als solche bestimmen kann«, erwiderte Annie. »Wie ich schon gesagt habe, könnte sie eine noch unbekannte Robbenspezies sein, aber das halte ich für unwahrscheinlich. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass eine Robbe jedes Jahr im

Weitere Kostenlose Bücher