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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nicht begriffen, was ihre Großmutter meinte, aber inzwischen hatte sie das Gefühl, allmählich dahinterzukommen.
    Sie rollte das Stück Papier an Jenns Blume auf und rechnete schon damit, »Alles Liebe vom Elternbeirat« zu lesen. Stattdessen stand da: »Von deinem ganz persönlichen Romeo.« Offenbar hatte sie sich in Jenn McDaniels getäuscht.
    Nach der Schule ging sie in die Stadt, nahm den Inselbus und stieg in der Nähe des Cliff Motel aus. Zu dieser Jahreszeit sah es verlassen und traurig aus, und da Debbie Grieders Geländewagen nicht vor der Tür stand, musste Becca noch warten, bis sie sich bei ihrer älteren Freundin für die netten Worte bedanken konnte: »Für DG und die Zwerge bist du die Beste.« Stattdessen ging Becca zum South-Whidbey-Gemeindezentrum. Seth war bestimmt da, dachte sie.
    Aber es waren auch noch viele andere Leute dort, wie Becca bald merkte. Als sie das Gebäude betrat, sah sie Seth sofort. Er saß an einem Tisch in der Ecke und las ein Buch; »Siddhartha«, wie sich später herausstellen sollte. Er bewegte die Lippen und las mit zusammengekniffenen Augen. Becca wunderte sich, wie er überhaupt lesen konnte. Der Lärm im Gemeindezentrum war unerträglich. Sie versuchte, ihn mit dem Rauschen ihrer AUD-Box zu übertönen, aber selbst das brachte nicht viel. In der Galerie hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Doch es waren zu viele für den Raum, und so ergoss sich die Menge auch in die angrenzende Cafeteria.
    Becca kämpfte sich einen Weg durch die Leute, um zu Seth zu gelangen. Er blickte von seinem Buch auf, und als er sie sah, strahlte er übers ganze Gesicht.
    Sie sagte: »Hey.«
    Er erwiderte: »Selber hey.«
    »Du hast mir eine Nelke geschickt. Das war total nett von dir.«
    »Du kennst mich. Ich bin die Nettigkeit in Person. Wenn ich nicht gerade als Vollpfosten unterwegs bin.«
    »Du bist kein Vollpfosten.«
    »Au contraire«, gab er zurück. »Mindestens einmal die Woche. Wenn ich Pech habe, zweimal. Jedenfalls bin ich ein Typ, der es gerne mit Blumen sagt, und du bist ein Mädel, das Blumen verdient. Also habe ich dir ’ne Nelke geschickt.« Er legte das Buch hin und setzte sich gerade auf. Dann nahm er seinen Filzhut vom Kopf und fuhr sich mit der Hand durch den Pony. »Das heißt aber nicht, dass wir was miteinander haben, klar?«, schob er hinterher. »Ich will nicht, dass du den falschen Eindruck kriegst. Wollte bloß nicht, dass du das Ein-Nelken-Martyrium erleiden musst.«
    »Ich habe drei bekommen«, klärte sie ihn auf.
    »Verdammt. Da hätte ich den Dollar lieber sparen sollen.«
    »Und Jenn McDaniels hat mir ihre auf den Schoß geworfen«, sagte sie noch.
    »Ooooh. Hat sie nur eine bekommen? Das ist bitter. Aber keine Überraschung.«
    »Die war aber nicht vom Elternbeirat«, erklärte Becca. »Sondern von Romeo. Zumindest stand das drauf.«
    »Dann hat sie sich die Nelke wahrscheinlich selbst geschickt«, meinte Seth. »Denn auf so ’ner Kuh will kein Cowboy reiten.«
    Becca runzelte die Stirn. »Du meinst doch nicht...«
    »Und ob. Dann noch ihre ganzen persönlichen Probleme ... Zu der würde ich an deiner Stelle immer einen Sicherheitsabstand von fünfzig Metern halten.«
    Becca wollte gerade antworten, wurde aber von wütendem Geschrei unterbrochen, das aus der Galerie zu ihnen drang, in der das Treffen abgehalten wurde. Ein Mann brüllte: »Meine Güte, Leute, habt ihr denn nichts Besseres zu tun? Ihr tut gerade so, als wäre das Vieh die Erlösung dieser gottverdammten Stadt.« Daraufhin wurden empörte Gegenrufe laut, die aus allen Richtungen kamen.
    Seth sagte: »Wie immer haben die Spinner Hochsaison«, und Becca drehte sich auf ihrem Stuhl um, damit sie sehen konnte, was da los war.
    Sie erkannte einen Mann, der aufgestanden war. Eddie Beddoe, dachte sie, der Typ mit dem Gewehr am Sandy Point. Jemand schrie ihn an: »Halt die Klappe und setz dich hin!« Ein anderer rief: »Wann hast du das letzte Mal irgendwas für diese Stadt getan, Eddie?« Dann sagte eine dritte Stimme: »Beruhigen wir uns wieder, Leute«, und diese Stimme kannte Becca gut. Es war Ivar Thorndyke. Sie wandte sich zu Seth um und fragte: »Was ist da los?«
    »Die Robbenbeobachter haben eine Sondersitzung einberufen.«
    »Geht es schon wieder um die schwarze Robbe?«
    »Allerdings. Wenn sich die Bekloppten, zu einem Schwätzchen zusammenfinden, gibt es dafür nur einen Grund.«
    Becca dachte an die Szene auf dem Boot, als Ivar verhindern wollte, dass Annie Taylor und Chad Pederson

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