Wettlauf mit dem Tod
Räumlichkeiten des Klubs führte. Dort befanden sich die Küche, die Toiletten und wahrscheinlich auch ein Büro.
Dass er unverrichteter Dinge und ohne neue Informationen abziehen musste, ärgerte ihn maßlos, denn das Erscheinen der Männer deutete darauf hin, dass er die richtigen Fragen gestellt hatte und dass das irgendjemandem aufgefallen war.
Mit einem einzelnen Kerl und vielleicht auch mit zweien oder dreien hätte er es noch aufgenommen, in der Hoffnung, etwas herausfinden zu können. Doch sich mit fünf durchtrainierten Schlägern anzulegen wäre reiner Selbstmord.
Er steuerte auf die Toiletten zu, überlegte es sich aber in letzter Minute noch einmal anders und bog zu den metallenen Schwingtüren ab, die zur Küche führten, in der emsiges Treiben herrschte. Er trat hindurch und stieß beinahe mit der kleinen Rothaarigen zusammen.
Sie balancierte ein Tablett mit Getränken und machte einen Schritt zurück, während er auf sie zukam und sie beide außer Sichtweite des Gastraums manövrierte.
Automatisch setzte sie zu einer Entschuldigung an, bis sie erkannte, wer vor ihr stand, und sofort verstummte.
In ihren wunderschönen blauen Augen zeichnete sich eine Vielzahl an Emotionen ab – Verwunderung, Freude, Misstrauen. Dann wurde ihr Blick vorwurfsvoll. »Sie dürfen sich hier hinten nicht aufhalten.«
Rowdy konnte es nicht fassen. Was für ein unverschämtes Glück, sie wiederzusehen, und das ausgerechnet zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Rowdy wog das, was er tun wollte, gegen das ab, was er tun musste.
»Das Tablett wird nicht gerade leichter.«
Temperamentvoll wie eh und je. Er kaute unschlüssig auf seiner Oberlippe herum. »Ich hatte gehofft, Sie noch einmal wiederzusehen«, entgegnete er und ging auf ihren gereizten Tonfall nicht weiter ein.
»Ich kann mir nicht vorstellen, warum.«
Just in diesem Augenblick durchsuchten skrupellose Schläger den Klub nach ihm, und wenn sie ihn fänden, wären sie sicher nicht auf eine höfliche Konversation aus. Warum grinste er also vor sich hin? »Wir beide, wir haben noch etwas miteinander zu klären.«
Sie sah ihn unbeirrt aus blassblauen Augen an. »Und ich dachte doch tatsächlich, zwischen uns wäre bereits alles klar.«
»Oh, keineswegs, aber sosehr ich es auch bedaure, muss ich zugeben, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist.« Er nahm ihr das Tablett aus den Händen und stellte es geräuschvoll ab.
»Was tun Sie da?«
Ja, genau. Was tat er da eigentlich? »Ich sorge dafür, dass Sie nicht mit ansehen müssen, wie ich ermordet werde.«
»Ermordet!«
»Pst.« Ein schneller Blick über die Schulter verriet ihm, dass die Männer näher kamen. »Ich muss einen Weg nach draußen finden.«
Sie klappte verblüfft den Mund auf, schloss ihn jedoch sofort wieder. »Stecken Sie in Schwierigkeiten?«
»So wie immer eigentlich.«
»Na, das überrascht mich aber sehr«, bemerkte sie mit beißendem Sarkasmus.
Es blieb keine Zeit für eine Unterhaltung. »Nicht die Polizei ist hinter mir her, Schätzchen. Und halten Sie mich ja nicht für einen Schlappschwanz, denn es sind immerhin fünf Kerle. Ich werde zwar auch ein paar Treffer landen können, doch die Sache dürfte trotzdem unschön enden. Mir bleiben noch dreißig Sekunden, bevor … Was zum …« Sie packte seine Hand und zog ihn mit sich zum Hinterausgang, blieb abrupt wieder stehen, schob ihn schließlich durch einen anderen Durchgang, der zu einer Vorratskammer führte, und zog hastig die Tür hinter ihnen zu.
Drinnen zog sie an einer Kordel, die von der Decke hing, und in dem kleinen Raum wurde es dunkel.
Rowdy drückte sich eng an ihren Rücken. »Vielleicht haben Sie es nicht ganz verstanden …«
»Pst.« Sie tastete nach ihm und berührte dabei versehentlich seinen Schritt. Sie riss die Hand zurück, und er hörte, wie sie schwer schluckte und »Entschuldigung« flüsterte.
»Das macht gar nichts«, hauchte er ihr ins Ohr.
Sie wandte ihm das Gesicht zu. »An der Hintertür warten ebenfalls ein paar Männer«, erklärte sie leise.
Aha. Also hatte sie die Kehrtwende hingelegt, um ihn zu beschützen? Wie nett.
Beinahe so nett wie die Wärme ihres Atems auf seinen Lippen, ihr Duft, der ihn umfing, oder die Tatsache, dass sie ihm gerade durch ihr Verhalten bewiesen hatte, dass sie ihm vertraute.
Leider konnte er sich an diesen Dingen nicht in dem Ausmaß erfreuen, wie er es gern getan hätte, denn er wusste nur zu gut, dass sie in genauso großen Schwierigkeiten
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