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White Horse

White Horse

Titel: White Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Adams
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beschützen, die in der Finsternis lauern. Glücklich werde ich sein,
wenn ich mein Ziel erreicht habe. Dann und nur dann.
    Â»Er darf die Wahrheit nicht erfahren«, sage ich sanft. »Wer der Vater
deines Kindes ist, meine ich.«
    Sie starrt geradeaus. Ihre Wange zuckt.
    Â»Lass dich nicht von ihm benutzen. Er ist nicht …«
    Â»Er ist nicht wie sie.«
    Â»Du …«
    Â»Er ist nicht wie sie.«
    Â»Da magst du recht haben. Er ist anders als normale Menschen. Als wäre
sein Verstand … gestört. Ich weiß nicht, ob das schon immer so war oder erst
nach der Katastrophe kam, aber jedenfalls ist irgendetwas mit ihm nicht in
Ordnung. Ich halte ihn für gefährlich, Lisa. Nimm dich in Acht!«
    Â»Das hatte ich nicht gemeint.«
    Â»Was dann?«
    Aber sie will nicht mehr reden, zumindest nicht über dieses Thema.
    Â»Ich wäre glücklich«, sage ich, »wenn ich diese verdammte Angst
abschütteln könnte.«
    Lisa hebt mit einem Ruck den Kopf, wie von einer unsichtbaren Kraft
gesteuert. Der Schweizer kommt zurück.
    ZEIT: DAMALS
    Â»Tut mir leid«, sagt die Frau. »Ich kenne Sie nicht.« Ihre
bleistiftdünne Figur ist in einen Trainingsanzug aus schwarzem Nylon verpackt.
Sie hat starke Ähnlichkeit mit Raoul, bis auf das vorspringende Kinn, das eine
Spur zu massiv wirkt.
    Ãœber ihre Schulter hinweg sehe ich, dass Raouls Apartment mit
schlichter Eleganz eingerichtet ist. Er hat eine Vorliebe für Beige, obwohl das
wahrscheinlich eine zu gewöhnliche Bezeichnung ist. Er würde die Farbe wohl
Ecru, Karamell oder Gebrannter Ton nennen. Beige käme ihm zu fantasielos vor.
    Als ich der Frau erkläre, wer ich bin, wirken ihre mit Kajal
umrandeten Augen auf einmal schmal und hart.
    Â»Mein Bruder war ein anständiger Mensch. Und ganz bestimmt nicht
homosexuell.«
    Â»Mein herzliches Beileid«, lenke ich ab. »Ich mochte Ihren Bruder.«
    Â»Niemand kannte ihn besser als ich. Niemand. Er hat mir nie von
diesem Mann erzählt.«
    Â»James. Er hieß James.«
    Â»James.« Sie spricht den Namen wie eine Seuche aus. »Hat Ihr Bekannter
etwas in Raouls Wohnung zurückgelassen? Was genau suchen Sie?«
    Also erkläre ich ihr, worum es mir geht.
    Â»Ich habe ihn weggegeben. Diese schmutzigen Biester verbreiten nur
Krankheiten.«
    Â»Wohin?«
    Â»Ins Tierheim. Sollen die sich um ihn kümmern. Ich habe genug mit
der Beerdigung meines Bruders zu tun.«
    Â»James ist ebenfalls gestorben«, sage ich leise.

    Im Tierheim haben sie weder etwas von Raouls Schwester gehört
noch den Kater aufgenommen.
    Â»Wahrscheinlich hat sie ihn ausgesetzt. Das erleben wir täglich.
Manche Leute ziehen um und vergessen, dies der Katze oder dem Hund mitzuteilen – wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Ich weiß, was gemeint ist. Auch wenn es mir nicht gefällt.

    Es gibt viele Arten von Lärm, die das menschliche Herz
unvermittelt bis zum Hals schlagen lassen: das Schreien eines Kindes, das nicht
vom Spiel herrührt, sondern Ausdruck von Schmerz ist; ungewöhnliche
Triebwerksgeräusche in einer Höhe von fünfunddreißigtausend Fuß; Das Quietschen
von Reifen, Sekunden vor dem Zusammenprall mit einem Beton-Pfeiler; die Sirene
eines Krankenwagens, nahe an deinem Haus.
    Krankenwagen sind in dieser Gegend keine Seltenheit. Sie gehören zu
jeder normal bevölkerten Stadt. Aber mein Wohnblock ist voll von Leuten, die zu
stolz sind, sich und anderen einzugestehen, dass sie krank sind. Sie schleppen
sich bis zur nächsten Straße und warten dort im Freien auf die Sanitäter, mitten
im Gewühl vorbeihastender Fremder, anstatt in der Umgebung vertrauter Gesichter.
So spielen sich Leben und Tod rund um die Wohnung ab, die Sam und seine Mutter
mir hinterlassen haben.
    Es ist nach zehn. Im Wohnzimmer befinden sich nur ich und das Gefäß.
Ben ist tot. Raoul ist tot. James ist tot. Das ist kein Zufall. Wie hoch ist
die Wahrscheinlichkeit, dass ein einzelner Mensch so viel Pech hat?
    Drei Menschen tot. Genau die drei, die mit dem Gefäß in Berührung
kamen. Alle drei Katzenbesitzer. Ein Wohnblock mit einundvierzig Katzen, die
seit Tagen niemand mehr gesehen hat. In den Korridoren machen Gerüchte die
Runde. Das war bestimmt der neue Chinese am Ende der Straße, raunt einer. Ich tippe eher auf den Inder, wirft ein
anderer ein. Verdammt, es könnte doch auch diese Grillstation
mit ihren

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