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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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und er hat Achtung vor dir. Er steht auf ewig in deiner Schuld, weil du dich um Nhung Thi gekümmert hast, bevor sie starb. Du stehst auf seiner Liste mit den guten Menschen.«
    »Ich würde auch nur äußerst ungern auf seiner Liste der bösen Menschen stehen.«
    »So eine Liste gibt es eigentlich nicht. Alle Menschen, die er für böse hält, scheinen zu verschwinden. Und er wäre todunglücklich, wenn er denken müsste, er hätte dich beleidigt.«
    »Ich war nicht beleidigt.«
    Sylvia sah ihm direkt in die Augen. »Die Wahrheit, Alan.«
    »Na gut.« Er wandte den Blick ab. »Diese Bemerkung, dass er dich nicht ›allein‹ lassen könne, hat mich getroffen. Ich meine, was bin ich denn – ein Dekoartikel? Ich weiß, ich sitze im Rollstuhl, aber ich bin nicht hilflos.«
    »Natürlich bist du das nicht. Und Ba weiß das auch. Es ist einfach nur so, dass er sich schon seit so vielen Jahren als meinen Beschützer sieht, dass er mittlerweile glaubt, er sei der Einzige, der das tun könne. Selbst wenn ein ganzes Regiment von Marines hier im Haus campieren würde, hielte er mich immer noch für schutzlos, solange er nicht an meiner Seite ist.«
    »Es ist schon komisch«, sagte Alan und blickte dabei die Wand an. »Man hört immer wieder, wie sich Frauen beschweren, dass sie als ›das schwächere Geschlecht‹ bezeichnet werden und keine Möglichkeit haben, zu beweisen, dass sie genauso fähig und intelligent und vielleicht sogar besser sind als Männer. Sie sehen nicht die andere Seite der Münze. Die Männer sind mit dem Macho-Ethos geschlagen. Man erwartet von uns, hart zu sein, wir müssen mit allem fertig werden können, in jeder Situation einen kühlen Kopf bewahren, nie zurückweichen, nie kapitulieren, nie zugeben, dass wir verletzt sind, und verdammt noch mal, nie, niemals weinen. Das alles ist schon schwierig, wenn man in Topform ist, aber wenn dann etwas passiert, das einen von den Füßen fegt, dann – das kann ich dir sagen, Syl – dann wird das zu einer entsetzlichen Belastung. Und manchmal … manchmal ist es einfach nicht zu schaffen.«
    Sylvia wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie streckte einfach ihre Hand aus und ergriff die seine. Und hoffte, damit sei alles gesagt.
    WNYW-TV
    CAMERON: Dr. Sapir, können Sie uns erklären, wie Sie zu diesen Zahlen gekommen sind?
    SAPIR: Ich habe einfach nur die Zeiten des Sonnenauf- und -untergangs und die daraus resultierenden Tageslichtstunden in einer Grafik dargestellt. Diese Zeiten ergeben die Kurve, die Sie hier sehen. Ich habe die Kurve dann extrapoliert.
    CAMERON: Und daraus ergibt sich …?
    SAPIR: Sie müssen es sich nur ansehen. Heute haben wir ungefähr elf Stunden Tageslicht, morgen sind es etwas weniger als zehn Stunden, Dienstag sind es noch acht Stunden und vierzig Minuten, ungefähr sieben Stunden am Mittwoch, und dann – Sie sehen, was für einen steilen Abfall die Kurve zeigt – vier Stunden und zweiundvierzig Minuten Tageslicht am Donnerstag.
    CAMERON: Und Freitag?
    SAPIR: Am Freitag null.
    CAMERON: Nichts mehr?
    SAPIR: Richtig. Wenn die Kurve sich bewahrheitet, dann wird die Sonne um 15:01 am Donnerstag unter- und nicht wieder aufgehen. Es gibt am Freitag keinen Sonnenaufgang.
    CAMERON: Aber wie ist das möglich?
    SAPIR: Gar nicht.
    CAMERON: Aber wie …?
    SAPIR: Es ist nun mal so. (mit erstickter Stimme) Es ist … wie es ist.
    Manhattan
    Bill Ryan saß erschüttert vor dem Fernseher in Glaekens Arbeitszimmer. Er hatte die Sendung in der Hoffnung eingeschaltet, der Anblick von Nicks ehemaligem Kollegen würde ihm einen Schock versetzen, der ihn wieder in die wirkliche Welt zurückholte. Stattdessen war jetzt er es, der einen Schock erlitten hatte.
    Kein Sonnenaufgang am Freitag? Es schien unmöglich, aber Doktor Harvey Sapir war ein Wissenschaftler von Weltruf. Und jetzt mit anzusehen, wie er nicht mehr an sich halten konnte und in Tränen ausbrach …
    »Nick. Was wird geschehen? Du machst in letzter Zeit alle möglichen Vorhersagen. Wie wird das alles enden?«
    Nick antwortete nicht. Sein leerer Blick war auf das Muster der Tapete gerichtet.
    Bill schloss die Augen und versuchte, nicht seine Frustration herauszuschreien. Nichts war, wie es sein sollte. Vor allem Nick nicht. Denn jedes Mal, wenn er Nick ansah, erinnerte ihn das an all die Menschen, die leiden mussten, weil sie ihm nahestanden, weil sie ihm am Herzen lagen. Seine Eltern, der kleine Danny Gordon, Lisl und jetzt Nick. Sie waren alle entweder tot oder verrückt. Und

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