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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen
    gewissen Einblick in ihre Mängel zu gewähren, wenn sie mit dem Mann auskommen wollte oder gar
    die Hoffnung hegte, lange genug bei ihm zu bleiben, um seine Anerkennung zu gewinnen. Wenn sie
    ihn über Gebühr erzürnte... Es gab ja keinerlei Garantie, daß er sie behielt. Ebensogut konnte er sie an den nächstbesten Fremden verkaufen, der bereit war, seinen Preis zu zahlen. Zu ihrem eigenen Wohle schien es von größter Wichtigkeit zu sein, ihm ihre Bereitschaft zur Unterwürfigkeit zu beweisen. Und
    wenn der Siedler tatsächlich Pläne zur Befriedigung wollüstiger Begierden hegte, dann mußte sie sich
    eben damit auseinandersetzen, wenn es soweit war. Es war weder klug noch gerecht, einen Mann
    vorschnell zu verurteilen.
    »Ich habe kaum Erfahrung im Dienen, Mr. Thornton«, murmelte Shemaine achtsam. »Sie werden
    mich bisweilen zweifellos recht freimütig finden. Vielleicht sogar unverschämt.«
    Sein Blick war fest auf ihr Gesicht gerichtet. »Mir ist es lieber, wenn du sagst, was du denkst,
    Shemaine, als dich in meiner Gegenwart furchtsam zu sehen.«
    Obwohl seine Antwort sie überraschte, fuhr sie fort: »Ich habe viele Fehler, Sir, und einer davon ist
    mein hitziges Temperament. Ich fürchte, in dieser Hinsicht habe ich große Ähnlichkeit mit meinem
    Vater.«
    Gage begegnete ihren Worten mit einer Warnung seinerseits. »Ich bin sicher, du wirst mit der Zeit
    meine Stimmungen kennenlernen, Shemaine, und mich gelegentlich für einen übellaunigen Unhold
    halten. Aber du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich werde dich nicht schlagen.«
    Das Lächeln, mit dem sie ihn daraufhin bedachte, war echt. »Ich bin erleichtert, das zu hören, Sir.«
    »Dann komm jetzt«, drängte er sie und griff nach ihrem Arm. Mit einem Blick auf die bedrohlichen
    Wolken, die sich immer stärker am Himmel zusammenballten, sagte er: »Wenn wir noch lange hier
    herumstehen, werden wir naß bis auf die Knochen.«
    Ohne sie loszulassen, ging Gage den Kai entlang, schritt zügig an anderen Leuten vorbei und
    umrundete die im Wege stehenden
    Holzkisten so energisch, als erwarteten ihn andernorts unaufschiebbare Pflichten. Mit langen Schritten strebte er seinem Ziel entgegen. Er war nicht der Mann, der Zeit verschwendete oder allzulange dem Nichtstun frönte. Seine Kraft und Vitalität waren wertvolle Gaben, und er wußte sie zu nutzen. In
    seiner Hast, nach Hause zu kommen, bevor der Regen einsetzte, achtete er kaum auf die Mattigkeit
    und den schleppenden Schritt seiner Dienerin.
    Shemaine hatte ihre unfreiwillige Fastenzeit im Kabelgatt dermaßen geschwächt, daß sie kaum mit
    ihrem neuen Herrn mithalten konnte. Noch bevor sie das Ende des Hafenbeckens erreicht hatten,
    waren ihre Beine nur noch zerbrechliche Stelzen, die unstet unter ihr zu zittern begannen und
    schließlich gänzlich nachzugeben drohten. Als sich auch noch ihre Sicht trübte und Formen und
    Gestalten sich um sie zu drehen begannen, wurde Shemaine sich der unmittelbar bevorstehenden
    Gefahr bewußt. Taumelnd blieb sie stehen und bat ihren Herrn mit dünner Stimme, ihr eine kurze
    Pause zu gönnen. Als er ihre Hand losließ, stolperte sie einige Schritte auf einen nahen Pfosten zu, den sie sogleich haltsuchend umklammerte. Dann schloß sie die Augen und hoffte inbrünstig, daß ihre Kraft zurückkehren und sie wieder zu Sinnen kommen würde.
    Gage bemerkte jetzt erst, wie sehr das Mädchen zitterte. Auch ihre Blässe fiel ihm auf, und er wußte,
    daß er es hier nicht mit einer gespielten Ohnmachtsattacke zu tun hatte. In der Erwartung, daß sie
    jeden Augenblick zusammenbrechen könne, trat er neben sie. »Bist du krank?«»
    Shemaine, die ihr Gleichgewicht nicht noch weiter gefährden wollte, hob vorsichtig den Blick und war
    überrascht, ihn so nahe zu sehen. Ihr Magen war so leer, daß sie beinahe würgen mußte, und es dauerte
    einige Sekunden, bis es ihr mit Mühe gelang, dieses Drangs Herr zu werden. »Lassen Sie mir einen
    Augenblick Zeit, um wieder zu Atem zu kommen«, flehte sie in gequältem Flüsterton. »Es wird gleich
    besser. Es ist bestimmt nur eine vorübergehende Schwäche.«
    Nun dämmerte Gage langsam, wo das Problem lag. Ihre eingefallenen Wangen und das allzu
    offensichtliche Beben ihres Körpers
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    waren wohl Auswirkungen des Hungerns. »Wann hast du das letzte Mal etwas zu essen bekommen?«
    Obwohl der kalte Wind immer noch an ihr zerrte und sie in einen Zustand nebliger Wahrnehmungen
    hinabzuziehen drohte, kämpfte Shemaine

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