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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

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Überbringung einer Botschaft zu entlohnen.
    Außerdem würde jede Botschaft, die ich an meine Familie zu schicken gedächte, Monate unterwegs
    sein, bevor sie ihr Ziel erreichte - falls überhaupt jemals - und noch viele weitere Monate würden
    dahingehen, bevor mein Vater in den Kolonien ankommen könnte. Wenn man mich überhaupt noch
    findet, dann wird es wohl nicht mehr im Verlauf dieses Jahres geschehen, denke ich.«
    Gage hing lange Sekunden schweigend seinen Gedanken nach. Er verstand, wie glücklich das
    Mädchen wäre, wenn ihr Vater sie hier fände und zurück nach England brächte, aber er wußte auch,
    welche Enttäuschung er selbst erleiden würde, wenn er sich von neuem auf die Suche machen müßte.
    Da er selbst eine abrupte Trennung von Heim und Familie erlebt hatte, versuchte er die Ängste des
    Mädchens bezüglich seiner Zukunft zu beschwichtigen. »Manchmal, Shemaine, wenn man uns zwingt,
    die schützenden Mauern, hinter denen wir aufgewachsen sind, zu verlassen, haben wir die Chance,
    unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Jahrelang habe ich in England davon geträumt, ein
    Schiff nach meinem eigenen Entwurf zu bauen, aber mein Vater brauchte meine Fähigkeiten für den
    Bau der gewaltigen Schiffe, die er produzierte. In all diesen Jahren mußte ich annehmen, daß er
    entweder meine Entwürfe nicht verstand oder mir aufgrund meiner Jugend nicht genügend traute, um
    mich ganz allein ein Schiff bauen zu lassen. Da ich mehrere Jahre bei einem sehr begabten
    Möbelschreiner in die Lehre gegangen bin, verstand ich mich weit besser auf die Feinarbeiten als alle
    anderen Männer in den Diensten meines Vaters. Aber als er mich im Zorn verstieß und sich weigerte,
    auch nur in Betracht zu ziehen, daß ich das unschuldige Opfer von Christines Ränken sein könne, war
    ich plötzlich frei, meinen eigenen Wünschen und Zielen zu folgen.«
    Shemaine jedoch wußte vor allem eins: wie sehr sie sich nach ihren Eltern und der Sicherheit ihrer
    Obhut sehnte. Daher erwiderte sie ernst: »Was Sie da sagen, mag durchaus die Wahrheit sein, Sir, aber
    ich habe kein größeres Ziel, als von meinem Vater gerettet zu werden und wieder nach Hause zu
    kommen.«
    »Wollen wir abwarten, wie du in sieben Jahren dazu stehst«, gab Gage nicht unfreundlich zurück.
    Seine Bemerkung quittierte Shemaine mit einem beunruhigten Blick, denn er schien damit
    anzudeuten, daß nichts als der Tod ihre Dienstjahre bei ihm vorzeitig beenden könne. Ihr blieb nur
    übrig, sich zu fragen, was wohl geschehen würde, falls ihr Vater sie doch eines Tages fand. In den
    englischen Gesetzen gab es keine Bestimmungen, die einen Dienstherren zwingen konnten, sich gegen
    seinen Willen von einem Vertragsarbeiter zu trennen. Würde dieser Mann die Großmut besitzen, sie
    an ihren Vater zu verkaufen? Oder würde er von ihr verlangen, auch gegen ihren Willen bei ihm zu
    bleiben?
    Gage, der auf einmal die Nähe eines anderen Menschen spürte, drehte sich um und sah sich einer
    dünnen, ältlichen Matrone gegenüber, die sich eifrig vorbeugte, um soviel von ihrem Gespräch
    mitzukriegen, wie der stürmische Wind es ihr erlaubte. Unter seinem indignierten Blick richtete sie
    sich auf, aber die Tatsache, daß er sie beim Lauschen ertappt hatte, schien sie nur geringfügig aus der Ruhe zu bringen. Obwohl sie darauf brannte, seine Dienstverpflichtete näher in Augenschein zu nehmen, beschränkte sie ihren Gruß auf ein knappes Nicken.
    »Nun, Gage Thornton, was führt Sie heute nach Newportes Newesr«
    Gage wußte, daß die Frau allenthalben für ihre Schwatzhaftigkeit bekannt war. Tatsächlich hoffte sie
    wahrscheinlich, daß er ihre einfache Frage Zuvorkommenderweise in großer Ausführlichkeit
    beantworten würde. Aber es verlangte ihn überhaupt nicht danach, dieser aufdringlichen Frau, die in
    alles ungebeten ihre Nase hineinsteckte, einen Gefallen zu tun. Also fiel sein eigener Gruß höflich,
    aber zurückhaltend aus. »Guten Tag, Mrs. Pettycomb.«
    Die Matrone zeigte mit einer knappen Kopfbewegung auf das Mädchen. »Und wer ist diese Fremde?«
    Obwohl Gage spürte, wie sehr es Shemaine widerstrebte, vorgestellt zu werden, nahm er ihren Arm
    und drehte sie sanft um, so daß sie der älteren Frau gegenüberstand, die dem Mädchen mit ihren
    neugierigen Blicken beinahe ein Loch in den schmalen Rücken gebohrt hätte. »Darf ich Ihnen Mistress
    Shemaine O'Hearn aus England vorstellen?«
    Alma Pettycombs kleine, dunkle Augen senkten sich anzüglich

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