Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)
Du kannst dem Trainer ausrichten, ab morgen sei er wieder dabei.«
»Da wird sich Marsh aber freuen«, erwiderte Julie. »Ich hab mich übrigens in die Liste für die Abschlussparty eingetragen. Sag mir Bescheid, wenn ich irgendwie helfen kann.«
Jude nickte abwesend. Eigentlich hörte sie schon gar nicht mehr zu. Sie packte fest ihre Wagenschlüssel und marschierte energisch durch die Menge, ohne irgendjemanden anzusehen. Am Wagen blieb Molly neben ihr stehen. »Also hat er sich nicht den Knöchel verstaucht?«
»Dieser kleine verlogene Mistkerl«, sagte Jude. »Er ist jeden Tag dieser Woche pünktlich vom Training nach Hause gekommen. Er hatte sogar nasse Haare.«
»Wo war er denn dann?«, fragte Molly.
»Genau das würde ich auch gerne wissen.« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Bleibt es bei morgen Mittag?«
»Natürlich. Schließlich bin ich neugierig.«
Jude nickte und stieg in ihren Wagen. Den ganzen Weg nach Hause redete sie mit sich selbst und probte für die Unterredung mit Zach.
Kaum war sie zu Hause, rief sie Zach auf seinem Handy an und hinterließ eine Nachricht, als er sich nicht meldete. Dann tigerte sie im Haus umher. Sie hätten den Kindern sagen sollen, dass sie heute zum Abendessen zu Hause sein mussten.
Zu dieser Uhrzeit sah man draußen nichts mehr. Der dunkle Himmel ging nahtlos in das schwarze Wasser des Sundes über. Nur ein paar helle Lichter waren hier und da am gegenüberliegenden Ufer zu sehen. Im orangefarbenen Licht ihrer Veranda sah Jude sich plötzlich wie in einem Glas gefangen.
Sie stand immer noch ungeduldig am Fenster und starrte auf ihr Spiegelbild, als die Zwillinge wie ein Überfallkommando durch die Haustür stürmten und sich gegenseitig überschrien.
»Zachary, ich muss mit dir sprechen«, verkündete Jude.
Gleichzeitig kamen die beiden schlitternd zum Stehen und blickten auf.
»Häh?«, sagte Zach und bewies damit seine Sprachgewalt.
Jude wies zur Couchgarnitur im Wohnbereich.
»Auf der Stelle.«
Langsam ging Zach zur Couch und ließ sich fast wie Sirup auf die Polster gleiten. Er verschränkte die Arme und kniff die Augen zusammen. Eine Strähne seiner blonden Haare fiel ihm ins Gesicht.
Mia plumpste neben ihm in die Kissen.
»Du kannst gehen, Mia.« Judes Ton duldete keinen Widerspruch.
»Bitte, Mom …«
»Geh!«, wiederholte Jude.
Mit einem dramatischen Seufzer stand Mia auf und stolzierte aus dem Zimmer. Jude rechnete damit, dass sie nicht weit ging, wahrscheinlich hörte sie vom Flur aus zu.
Sie setzte sich Zach gegenüber in einen Sessel. »Was hast du mir zu sagen, Zachary?«
»Was meinst du denn?«, fragte er, mied aber ihren Blick. »Wir sind heute Abend Pizza essen gegangen. Schließlich hattest du den Elternabend. Du hast uns gesagt, wir sollten auswärts essen. Und es ist noch nicht mal spät.«
»Hier geht es nicht um das heutige Abendessen. Du hast mir etwas zu sagen, das wissen wir beide genau.« Judes Ton war scharf.
»Ach, du meinst das Footballtraining.« Zach wirkte gleichzeitig bedrückt und wachsam. »Der Trainer hat dich angerufen.«
»Glaubst du wirklich, auf einer so kleinen Insel wie dieser hier wäre ich auf einen Anruf vom Trainer angewiesen? Im Ernst, Zach? Und was hätte Coach Williams mir wohl bei seinem Anruf erzählt?«
»Dass ich seit fünf Tagen nicht beim Training war.«
»Ich habe gehört, du wärst verletzt. Komischerweise hab ich gar nicht bemerkt, dass du humpelst.«
Seine hochgezogenen Schultern waren Antwort genug.
»Du hast mich angelogen.«
»Wenn man es genau nimmt, habe ich nicht gesagt …«
»So fangen wir erst gar nicht an, Zach. Das führt zu nichts. Warum bist du nicht zum Training gegangen?«
Mia kam wieder ins Zimmer und setzte sich neben ihren Bruder. Sie nahm seine Hand. »Sag’s ihr«, bat sie leise. »Wir wollten es dir sowieso heute Abend erzählen, Mom. Ehrlich.«
Jude verschränkte die Arme und lehnte sich abwartend zurück. Es hatte keinen Sinn, Mia wegzuschicken. Die Mühe hätte sie sich sparen können. »Ja, bitte, Zach. Klär mich auf.«
»Ich war mit Lexi zusammen.«
»Was soll das heißen?«, hakte Jude nach.
»Ich liebe sie«, sagte er.
Liebe. Lexi.
Bei all den Entschuldigungen, mit denen sie gerechnet hatte, war diese nicht dabei gewesen. Zach liebte die beste Freundin seiner Schwester.
Jude sah zu Mia, die zwar nicht lächelte, aber auch nicht wütend wirkte. »Mia?«
»Ich find’s cool, madre «, gab sie zu.
Jude wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Aber hier
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