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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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mit den Nerven am Ende, als er den Boulevard des Capucines erreichte. Er wußte nicht, was ihm mehr Sorgen machte: das bevorstehende Gespräch mit Roussaye oder die Tatsache, wieder mit Margot zusammenkommen zu müssen. Er konnte sie nicht mehr als Maggie sehen; dieser Name gehörte zu der verführerischen, trick-reichen Gräfin. Während ihrer Liebesnacht war sie für ihn wieder ganz zu Margot Ashton geworden, und er weigerte sich, davon abzugehen.
    Schon kam ihm ihre gemeinsame Nacht schrecklich weit entfernt vor, obwohl erst knapp ein Tag vergangen war. Er fragte sich, ob Margot ihn irgendwann wirklich wollte, wenn erst Anderson ganz aus ihrem Leben verschwunden war. Es mochte eine lange Zeit dauern, aber er konnte warten. Bei Gott, er hatte dreizehn Jahre lang gewartet!
    Er legte die Stirn in Falten, als der Butler ihm verkündete, daß die Gräfin noch nicht zurückgekehrt war, und wartete volle fünfzehn Minuten, bis er nach Cynthia Northwood fragte. Obwohl Maggie ihm gesagt hatte, warum sie hier war, war Rafe dennoch schockiert, wie schlimm ihr Mann sie zugerichtet hatte. »Wie fühlst du dich, Cynthia?«

    »Besser als seit langer, langer Zeit«, antwortete sie traurig. »Ich wünschte nur, ich wäre schon früher fortge-laufen.«

    »Du mußt ziemlich viel Mut aufgebracht haben, überhaupt diesen Schritt zu tun«, sagte Rafe, der froh war, daß ihre geistige Verfassung in Ordnung zu sein schien. »Es tut mir leid, daß ich dich belästige, aber ich muß wissen, ob die Gräfin gesagt hat, daß sie noch irgendwo anders hinwollte. Wir haben eine wichtige Verabredung, und es überrascht mich, daß sie nicht hier ist.«
    »Maggie ist vor etwa einer halben Stunde aus der Botschaft zurückgekehrt, ist aber gleich wieder gegangen, oh-ne erst ins Haus zu kommen«, antwortete Cynthia. »Ich habe zufällig am Fenster gestanden, als ich einen Mann in einer Kutsche kommen sah. Sie redeten ein wenig, dann sind beide zusammen weggefahren.«
    Rafe wurde es augenblicklich speiübel. »Du kennst doch Robert Anderson aus der Delegation. War er derjenige?«
    »Nein, es war ein dunkler Typ, nicht viel größer als Maggie«, antwortete sie ohne Zögern. »Ein Franzose, denke ich.«
    Rafe zwang sich, seine aufkeimende Eifersucht zu unterdrücken und klar zu denken. Es wäre denkbar, daß Margot mit Anderson einfach so verschwunden war, aber ganz und gar unwahrscheinlich, daß ein anderer Maggie mir nichts, dir nichts dazu bewegen konnte, die Verabredung mit Roussaye nicht einzuhalten. Das legte die Vermutung nah, daß sie nicht freiwillig gegangen war. »Sag mir genau, was du gesehen hast, Cynthia - jede Einzelheit, an die du dich erinnern kannst.«
    Bis auf die Farbe der Kutsche konnte sie wenig hinzufü-
    gen, denn die Vorhänge am Fenster hatten die Sicht behindert. Die Beschreibung des Mannes hätte auf die Hälf-te der männlichen Bevölkerung Frankreichs zutreffen können.
    Zuerst war Anderson verschwunden, jetzt Margot. Rafe empfand nun langsam eine wachsende Angst, und das beste Gegenmittel war Tatkraft. Nun war es wichtiger denn je, mit Roussaye zu reden. Wenn der General Margot entführt hatte …
    Er stand auf und sagte rauh: »Ich muß die Verabredung einhalten. Bitte schick Madame Sorel eine Nachricht, daß sie mich hier treffen möchte. Ich müßte in einer Stunde et-wa zurück sein, und wir haben Dringendes zu besprechen.«
    Dann ging er und ließ die besorgte Cynthia einfach stehen.
    Auf der Fahrt zu Roussayes Haus entschied Rafe, daß die beste Strategie darin bestand, den Mann mit Beschuldigungen zu schockieren und zu hoffen, daß er sich irgendwie verriet, wenn er schuldig war. In seiner momentanen Stimmung würde es Rafe überhaupt nicht schwerfallen, ankla-gend zu wirken.
    Roussaye empfing ihn freundlich hinter seinem Schreibtisch. Er stand auf und bot Rafe die Hand. »Guten Tag, Euer Hoheit. Ich freue mich über Ihren Besuch, obwohl ich es bedaure, daß Gräfin Janos nicht mitgekom-men ist. Meine Frau hatte sich sehr darauf gefreut, sie wiederzusehen.«
    »Dies ist kein gesellschaftlicher Besuch, Roussaye«, sagte Rafe barsch. »Ich habe eine geheime Untersuchung für die britische Regierung durchgeführt, und ich bin hier, um Ihnen mitzuteilen, daß das Spiel aus ist. Selbst Le Serpent kann dieses Mal nicht entkommen.«
    Das Gesicht des Generals wurde bleich, und er sank in seinen Stuhl zurück. Nach einem reglosen Moment griff er nach einer Schublade.

    Rafe zog in Windeseile eine geladene Pistole unter

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