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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Zurückweisungen ge-faßt machen.« Sie lächelte maliziös. »Wenn du Sorge hast, daß meine Gegenwart für deine Selbstbeherrschung zu anstrengend ist, dann schlage ich vor, du sprichst mal mit den Zimmermädchen in deinem Hotel. Sie werden sich ge-wiß freuen, Abhilfe zu schaffen.«
    »Ich bin Besseres als Zimmermädchen gewöhnt«, antwortete er trocken. »Und mach dir keine Sorgen um meine Selbstbeherrschung. Die Frau, die mich in einen triebhaf-ten Barbaren verwandelt, muß erst noch kommen.«
    Maggie fand, es sei an der Zeit, zum Schluß zu kommen.
    Also zog sie ein Stück Papier aus ihrer Innentasche und reichte es ihm. »Hier sind Namen und Beschreibung verschiedener anderer Personen, die wir in Betracht ziehen.
    Lies es und vernichte es, bevor du morgen früh ausgehst.
    Ich habe sie nicht extra erwähnt, um dich nicht mit zuviel Information zu verwirren, aber diese Leute sollten alle genau beobachtet werden, wenn du sie zufällig treffen kannst.«
    Rafe warf einen Blick auf die Liste. Sorbon, Dietrich, Lemercier, Dreyfus, Taine, Sibour und Montcan. Er legte den Zettel beiseite.
    »Morgen abend findet ein Empfang in der britischen Botschaft zu Ehren der preußischen Delegation statt«, sagte Maggie. »Von Fehrenbach wird da sein, also sollten wir auch dort auftauchen. Ich wohne siebzehn Boulevard des Capucines. Kannst du mich um acht abholen?«
    »Mach’ ich. Versuch, pünktlich fertig zu sein.« Dann, unfähig eine Frage zu unterdrücken, die schon die ganze Zeit an ihm nagte, setzte Rafe hinzu: »Übrigens, was sagt denn dein Mann zu deiner Tätigkeit?«
    »Mein wer?«
    »Graf Janos natürlich.«
    Die Spannung im Raum schwand, als Maggies Augenwinkel sich in stummem Gelächter in Falten legten. »Oh, mein geliebter Andrei!« Sie preßte die Hände auf ihr Herz und ließ die Wimpern flattern. »Er war unvergleichlich.
    So wunderschön in seiner Husarenuniform, und diese herrlichen Schultern.«
    »Weilt der unvergleichliche Graf noch unter den Lebenden?«

    »O Unglück! Sein edles Leben ward in der Schlacht bei Leipzig ausgelöscht. Oder vielleicht war es auch Austerlitz.«
    »Diese Schlachten liegen neun Jahre auseinander«, be-lehrte er sie. »Hast du ihn in dieser Zeit irgendwie verlegt oder einfach festgestellt, daß ihr nicht zusammenpaßt?«
    Maggie wedelte lässig mit der Hand in der Luft, dann nahm sie den Mantel und warf ihn sich schwungvoll um die Schultern. »Ach, nun, man sagt, zuviel gemeinsame Zeit bekommt einer Ehe schlecht.«
    »Ist es wahr?« fragte er trocken. »Warum habe ich nur das Gefühl, daß du nicht mehr Gräfin bist als ich?«
    Maggie war bereits auf dem Weg zum Fenster, warf ihm jedoch über die Schulter ein entwaffnendes Lächeln zu.
    »Ich habe zumindest die Möglichkeit, eine Gräfin zu werden, was du niemals von dir behaupten kannst«, sagte sie mit neckendem Spott.
    Dann zog sie die Vorhänge unter Rafes Blick zur Seite.
    »Wäre es nicht einfacher, die Tür zu benutzen?« fragte er.
    »Einfacher ja«, gab sie zu, »aber ich habe einen Ruf zu verteidigen. Gute Nacht, Euer Hoheit.« Als die schlanke Gestalt durch die Vorhänge schlüpfte, drang eine kühle Brise ins Zimmer.
    Rafe schlenderte zum Fenster und sah hinaus. Sie war bereits fort, aber die Ranken, die unter seinem Zimmer wuchsen, waren kräftig. Für eine geübte Person war es keine große Herausforderung.
    Er schüttelte amüsiert den Kopf und ließ den Vorhang zurückfallen. Sie war eine reizende Hexe, die ihn gerne zum Wahnsinn treiben wollte, aber er konnte das Spiel genauso spielen. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. Sie mochte glauben, sie besäße genug Willensstärke, um sich gegen die Leidenschaft zu wehren, aber er war sich nicht so sicher.

    Dies versprachen sehr interessante Wochen zu werden.
    Der Engländer trug eine Binde über den Augen, als sie ihn durch die Straßen von Paris fuhren, und er vermutete, daß sie ein paarmal im Kreis gefahren waren, um ihn zu verwirren. Seine Kiefer preßten sich zusammen, wann immer er an das bevorstehende Treffen dachte. Der Mann, der nach ihm verlangte, war nur als Le Serpent bekannt. Wie die Schlange, nach der er benannt war, betrachteten ihn die wenigen Leute, die von seiner Existenz wußten, mit Furcht und Abscheu. Der Engländer wußte, daß es gefährlich war, Le Serpent zu treffen, aber ohne Risiko gab es auch keinen Gewinn.
    Die schäbige Kutsche kam rumpelnd zum Stehen. Wie lange waren sie herumgefahren? Eine Viertelstunde? Ei-ne halbe? Es war schwer,

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