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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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geräumig wirkte und jede Einzelheit stimmte. Es war ganz die Behausung einer edlen Dame und bestärkte seinen Glauben, daß es nicht ausschließlich mit Agentenlohn finanziert worden sein konnte. Er fragte sich säuerlich, wie viele Liebhaber zu der Einrichtung beigetragen hatten.
    Als Maggie sich an der Hintertür zu ihm umdrehte, entdeckte er erstaunt, wie klein sie ohne Schuhe war. Ihr Scheitel reichte ihm kaum bis ans Kinn. Sie wirkte so jung, weich und höchst begehrenswert, und die Luft um sie herum schien plötzlich belastet mit unausgesproche-nen Andeutungen.
    Einst hatte Margot Ashton ihn mit solch einem Ausdruck in den Augen angesehen. Für einen kurzen Moment war Rafes Welt aus den Fugen, und Gegenwart und Vergangenheit kollidierten. Er begehrte sie mit all der leiden-schaftlichen Intensität eines Einundzwanzigjährigen; er wollte sein Gesicht in ihre goldenen Locken vergraben, wollte die Geheimnisse ihres Lachens, ihres hellen Verstandes und lockenden Körpers entdecken.
    Ein quälender, verstörender Augenblick - doch wenigstens bemerkte die heutige Maggie davon nichts. Ein schwaches Beben durchlief seinen Körper, während er das Bedürfnis zurückdrängte, sie in seine Arme zu ziehen. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß man besser abwartete.
    Sie begehrte ihn auch; sollte die Zeit ihr Verlangen nach ihm wachsen lassen! Wenn er zu schnell voranschritt, wür-de sie sich nur wehren.
    Er verabschiedete sich also höflich und hoffte, daß es eine Spur Enttäuschung war, was da in ihren Augen auf-flackerte. Dann ging er die Stufen hinunter, überquerte den Stallhof und bog links in eine schmale, ausgestorbe-ne Gasse ein.
    Er war noch zu unruhig, um sich brav in sein Hotel zur Ruhe zu begeben. Er überlegte, ob er zum Palais Royal gehen und nach einem Kartenspiel oder einer Frau Ausschau halten sollte, aber die Aussicht reizte ihn nicht besonders. Statt dessen beschloß er, einen Spaziergang zu machen, und wandte sich in Richtung Place Vendome.
    Maggie ließ sich nicht aus seinem Kopf verdrängen.
    Selbst mit achtzehn hatte ihre Unschuld nur in seinem Geist existiert, daher sollte er nicht überrascht sein, daß sie sich in die Gesellschaft der Frauen begeben hatte, die teure Tribute als Gegenleistung für ihre Gunst verlang-ten. Für Frauen, die über mehr Schönheit als Vermögen verfügten, war dies nicht ungewöhnlich. Es war wohl nicht besonders fair, sie eine Kurtisane zu nennen, sie hatte nur einen Weg gefunden, Geschäft und Vergnügen zu vereinen.
    Zumindest hatte sie Ziele, die außerhalb persönlicher Vergnügungen lagen. Vermutlich wählte sie ihre Liebhaber sowohl nach Reichtum als auch nach den Informationen, die sie aus ihnen ziehen konnte, aus. Ein Mann, der mit einer Frau wie Maggie im Bett lag, kümmerte sich wahrscheinlich kaum darum, was er sagte, möglicherweise würde er sich gar nicht mehr daran erinnern.
    Er trat auf den achteckigen Place Vendôme, der zu dieser Stunde praktisch ausgestorben war. In der Mitte stand eine gewaltige hohe Säule, die Napoleon zum Ge-denken an die Schlacht von Austerlitz hatte errichten lassen. Die Bronzespirale, die sich die Säule hinaufwand, war aus den zwölfhundert Kanonen zusammengeschmol-zen worden, die Bonaparte bei der Schlacht erobert hatte. Kein Wunder, daß die Preußen das Denkmal niederrei-
    ßen wollten.
    Sein Mund verzog sich bitter. Es war schwer, sich auf Politik zu konzentrieren, wenn sein Kopf mit Lust und Liebe beschäftigt war. Er konnte sich ebensogut der Tatsache stellen, daß er mit Maggie ins Bett gehen wollte. Obwohl er Frauen erobert hatte, die man durchaus als schöner bezeichnen konnte, hatte er niemals eine kennengelernt, die verlockender auf ihn wirkte.
    Trotz ihrer abwehrenden Haltung war er ihr nicht gleichgültig, und an diesem Abend schien ihre Feindseligkeit ein wenig nachgelassen zu haben. Es war nun an der Zeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen und sich gegenseitig an dem anderen, so wie er geworden war, zu erfreu-en, und dies ohne Vorwürfe oder belastende Erinnerungen.
    Statt mit ihr zu ringen, wollte er ihr lieber ein direktes Angebot machen. Vielleicht lag der Grund ihrer Weigerung zum Teil darin, daß sie nicht einfach verschenken wollte, was ihr normalerweise Gewinn einbrachte.
    Nun, er war schließlich ein vernünftiger Mann. Er konnte einsehen, daß Maggie ihren Lebensunterhalt verdienen mußte. Auch wenn er bisher nicht für eine Mätresse bezahlt hatte, würde er in ihrem Fall gerne eine Ausnahme machen.

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