Wie ein Blütenblatt im Sturm
ging, schrieb er seinem Agenten einen Brief, in dem er beide sofort nach Paris bat.
Robin sah müde und besorgt aus, was ungewöhnlich war.
Daher bestand Maggie darauf, daß er mit ihr einen Mitter-nachtsimbiß zu sich nahm. Sie setzten sich an den Kü-
chentisch und machten sich über die Pate, Täubchen und allerlei andere Delikatessen her, die Maggies Köchin übriggelassen hatte.
Als sie fertig waren, schob er die Reste beiseite. »Es gibt nichts Besseres als gutes Essen, um den Optimismus zu stärken. Hast du heute abend irgend etwas Nützliches erfahren?«
Maggie beschrieb ihr Treffen mit Oberst von Fehrenbach und teilte ihm ihre Meinung mit, daß jener wahrscheinlich nicht der Verschwörer war. »Jetzt bist du dran, Robin. Was ist passiert, daß du so besorgt aussiehst?«
Er fuhr sich ungeduldig mit der Hand durchs Haar. Es war von hellerem Blond als Maggies und wirkte im Kerzenlicht fast silbrig. »Ein Informant erzählte mir, daß jemand diskrete Nachforschung nach einem Kerl anstellt, der den >Eroberer des Eroberers der Welt< stürzen will.«
Maggie biß sich auf die Lippe. Die Pariser hatten dem Duke of Wellington nach seinem Sieg bei Waterloo diesen Spitznamen verpaßt. Er paßte, da Napoleon sich angewöhnt hatte, sich als Eroberer der Welt zu betrachten, und Wellington hatte diese leichte Selbstüberschätzung deutlich richtiggestellt.
»Also geht es wirklich um Wellington«, stellte sie deprimiert fest. »Man könnte kaum eine bessere Wahl treffen, wenn es darum geht, einen Aufruhr zu erzeugen. Gibt es irgendwelche Hinweise darauf, wer diese Nachforschungen anstellt?«
»Nur, daß es sich um einen Franzosen handelte, was zu deiner Einschätzung von Fehrenbach paßt. Wie läuft es mit Candover?«
Maggie zuckte die Achseln und zog in ein paar Tropfen vergossenen Weines auf dem Tisch ein Muster. »Du hattest recht. Er eignet sich hervorragend als Verschleierung meiner Nachforschungen. Zudem ist er sehr aufmerksam
- er ist bei von Fehrenbach zum selben Schluß gekommen. Aber ich frage mich …« Ihre Stimme verebbte.
»Was?«
»Obwohl er sich sehr kooperativ verhält, hat er heute abend eine Bemerkung gemacht, daß ich ihn wie einen Muff mit mir herumschleppe.« Robin lachte in sich hinein, sagte aber nichts.
»Im Augenblick macht es ihm Spaß, dieses Spiel zu spielen. Ich zweifle nicht an seinem Patriotismus, aber ich mache mir Sorgen, was er wohl tun wird, wenn ihn die Sache nicht mehr amüsiert.«
Robins Augen verengten sich. »Was meinst du damit?«
»Nur, daß er es gewöhnt ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, um das zu tun, was er will. Der Mann ist kein Narr, aber wenn er zum falschen Zeitpunkt den snobi-stischen Adeligen herauskehrt, dann könnten wir ernsthaft Ärger bekommen.«
In Robins Augenwinkeln zeigten sich Lachfältchen. »Ich verlasse mich auf dich. Du hältst ihn schon an der Kanda-re.«
Maggie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und fühlte sich plötzlich erschöpft. »Du überschätzt meine Fähigkeiten, mein Lieber.«
»Das bezweifle ich.« Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Ich verschwinde jetzt. Wer ist unser nächstes Opfer?«
»Ich hoffe, ich kann in ein oder zwei Tagen an den Comte de Varenne herankommen. Er lebt außerhalb von Paris, aber er ist oft am Hof des Königs und auf gesellschaftlichen Ereignissen. Meine Bekanntschaft mit ihm zu vertie-fen, sollte kein Problem sein.«
Maggie folgte Robin zur Hintertür. Als er ihr einen Ab-schiedskuß gab, schlang sie ihm die Arme um seinen Nak-ken und legte einen Moment ihre Stirn an seine Schulter.
Plötzlich hatte sie das intensive Bedürfnis, ihn heute nacht bei sich zu haben. Sie sehnte sich nicht nur schrecklich nach Wärme und Zärtlichkeit, sondern sie hoffte auch, sie könnte Rafe dadurch aus ihrem Kopf verdrängen.
Doch sie schwieg. Robin auf solche Art und Weise zu benutzen, wäre unverzeihlich gewesen. Und schließlich würde es auch nur eine vorübergehende Erleichterung ihrer Qual bedeuten. »Wann wird das alles endlich vorbei sein, Robin?« fragte sie traurig.
Der Unterton ihrer Stimme rührte ihn. Maggie klang einen Augenblick wie das Mädchen, das sie vor ein paar Jahren nicht hatte sein können. Er schlang die Arme um sie und hielt sie eine ganze Weile länger, als gut war, fest.
»Bald, Liebes. Und dann kehren wir alle heim nach England.«
Sie blickte mit geweiteten Augen auf. »Du willst auch nach England zurück?«
»Vielleicht.« Er lächelte. »Vielleicht sollte
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