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Wie ein Flügelschlag

Wie ein Flügelschlag

Titel: Wie ein Flügelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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deutschen
Schwimmverbandes.
    Bei einem tragischen Verkehrsunfall wurde der Sportstudent Ralf
Wagner so schwer verletzt, dass er voraussichtlich für immer querschnittsgelähmt
bleiben wird. Der deutsche Schwimmverband reagierte
mit Fassungslosigkeit auf diese Nachricht, zumal ein weiteres
Verbandsmitglied, der Medizinstudent Klaus Wieland, maßgeblich
an dem Unfall beteiligt gewesen sein soll. Gegen Klaus Wieland wird
derzeit wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt

    Meine Stimme versagt. Am anderen Ende der Leitung bleibt
es lange still.
    »Mika? Hast du das gehört? Wenn das stimmt, was damals
in der Zeitung stand, dann ist dein Vater vielleicht schuld daran,
dass Bernges heute im Rollstuhl sitzt.« Mir fällt auf, dass ich
wieder Bernges sage, an seinen richtigen Namen kann ich mich
nicht gewöhnen.
    »Jana, du musst da weg. Mach, dass du aus der Wohnung verschwindest,
verstanden?«
    »Gleich. Ich will nur noch wissen, was er hier auf seinem
Schreibtisch hat. Was meinst du, Mika? Warum ist Bernges
zurückgekommen? Was will er an diesem Internat? Wozu das
ganze Theater?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich finde, wir sollten jetzt die Polizei
einschalten. Bitte komm da raus, Jana.«
    »Ja, sofort.«
    Ich greife nach einem Stoß Papier, der ordentlich gestapelt in
der rechten oberen Ecke des Tisches liegt. Zunächst kann ich
gar nichts mit den Unterlagen anfangen. Erst auf den zweiten
Blick erkenne ich, dass es Rechnungen sind. Schnell überfliege
ich die Seiten. Rechnungsempfänger ist irgendein ausländischer
Name. Es geht um Geld, viel Geld. Die Rechnungsbeträge beinhalten
jeweils mehrere Tausend Euro. Mein Blick fällt auf die
linke Spalte. Was kostet so viel Geld? Dann lese ich es.
Construnit
.
Es geht um
Construnit
. Große Mengen dieses Medikaments,
die hier in Rechnung gestellt werden. Ich suche nach der Unterschrift.
    Drexler.
    »Jana, bist du noch da?«
    »Ja. Ich habe hier noch was gefunden. Du wirst es nicht glauben:
Drexler verkauft riesige Lieferungen von
Construnit
ins
Ausland. Jedenfalls glaube ich, dass er sie ins Ausland verkauft.
Drexler handelt mit dem Zeug, Mika, deshalb hat er es auch in
der Tasche gehabt.«
    »Jana, bitte, das reicht jetzt. Leg das zurück und verschwinde.
Bitte, ich …«
    Ein langer Piepton unterbricht unsere Verbindung.
    »Mika?« Ich schüttele mein Handy. »Mika, bist du noch
da?« Mist. Mein Akku ist leer. Ich schaue auf das Display, aber
das Handy ist tot. Verdammt. Ich stopfe es in die Hosentasche.
Dann greife ich nach dem nächsten Zeitungsartikel.

    Als ich die Musik höre, erschrecke ich nicht sofort. Es ist, als
hätte ich im Grunde mit ihr gerechnet von dem Augenblick an,
in dem ich diese Wohnung betreten habe. Italienisch. Eine Oper.
    »Na, hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«
    Ich fahre herum. Bernges steht mit seinem Rollstuhl hinter
mir.
    »Du bist spät dran. Ich hatte schon viel früher mit dir gerechnet.
«
    Ich überlege nicht lange, sondern mache einen Satz an ihm
vorbei in Richtung Tür. Mit dem Rollstuhl ist er nicht schnell
genug, um mich aufzuhalten. Ich sprinte in den Flur und will
die Wohnungstür aufreißen. Nur raus hier. Panisch zerre ich am
Griff und im gleichen Moment schießen mir vor Wut Tränen in
die Augen. Die Tür ist abgeschlossen. Ich hätte es wissen müssen.
Bernges hat mich in seiner Wohnung eingesperrt.
    Ich fahre herum, suche nach einem Fluchtweg. Vielleicht
eines der Fenster. Da kommt Bernges in den Flur gerollt. Er
scheint es überhaupt nicht eilig zu haben. Erst als er den Arm
hebt, sehe ich die Pistole in seiner Hand. Mir wird schlecht vor
Angst.
    Meine Hand gleitet in die Jeanstasche, in der mein Handy
steckt. Ein fataler Fehler. Sein Blick folgt meiner Bewegung sofort.
Dann deutet er mit der Pistole auf mich.
    »Bring es her.« Seine Stimme ist ganz ruhig.
    Ich fange an zu zittern. Erst ist es nur die Hand, dann der ganze
Arm, dann zittern auch meine Beine. Fieberhaft suche ich nach
einem Ausweg, aber ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Mein Kopf fühlt sich an, als hätte ihn jemand mit Watte gefüllt.
Bernges zielt weiter ungerührt mit der Waffe auf die Stelle,
wo er mein Telefon vermutet. Langsam ziehe ich die Hand hervor,
bewege mich auf ihn zu und reiche ihm das Handy.
    »Braves Mädchen.«
    Er wirft einen Blick auf das Display, dann holt er den Akku aus
dem Gerät und wirft es achtlos hinter sich auf den Boden.
    »Ich finde, wir sollten uns ein bisschen unterhalten, du und
ich.«
    Er deutet

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