Wie ein Prinz aus dem Maerchen
ähnelst ihr“, stellte Rowdy fest.
„Schön wär’s!“
„Ja, Sie gleichen Ihrer Mutter. Die Augen haben Sie jedoch von Ihrem Vater“, meinte Nikolas.
Onkel Frank sah ich jedenfalls noch nie ähnlich, erinnerte sie sich an Bemerkungen diverser Bekannter. Sie griff nach den anderen Bildern: Babyfotos, Familienporträts, Schnappschüsse von Menschen, die ihr nicht vertraut waren, aufgenommen an ihr unbekannten Orten. Dann stieß sie auf ein offiziell anmutendes Papier in einer fremden Sprache. „Das kann ich nicht lesen!“
„Gestatten Sie“, bot Nikolas ihr seine Hilfe an, und sie reichte ihm das Dokument.
Er überflog es kurz. „Das ist Ihre Geburtsurkunde. Danach sind Evangelina Poussard-Zondor und Alexander Zondor Ihre Eltern. Ihr Geburtsort ist Sorbia, das liegt im nördlichen Veronia.“
„Vergleichen Sie das Dokument doch mit der Heiratsurkunde“, schlug Jovan vor und legte die Papiere, die sie bereits früher am Tag gelesen hatte, auf den Schreibtisch.
„Mir wäre es lieber, wenn ein unabhängiger Übersetzer den Inhalt bestätigt.“
„Wie können Sie noch immer zweifeln?“, fragte Nikolas ungehalten.
„Ich bin lediglich vorsichtig. Sie haben große Anstrengungen auf sich genommen, um mich zu finden. Wäre es nicht geschickter gewesen, mir die Schatulle einfach abzukaufen und mich zu ignorieren?“
„Sie sind meine Frau, ich kann Ihre Existenz nicht leugnen!“
„Schade, dass ich kein Muttermal habe, das meine königliche Abstammung beweist.“
„Vielleicht existiert es ja. Ich bin gern bereit, danach zu suchen“, erwiderte Nikolas mit einem unverfrorenen Lächeln.
Sie errötete tief, gleichzeitig bemerkte sie zu ihrer Überraschung, dass auch seine Wangen sich zart röteten. Das hatte sie nicht von ihm erwartet! Auf einmal wirkte er viel weniger steif und förmlich.
In der Kassette befanden sich weitere Papiere in einer fremden Sprache, die sie ebenfalls an Nikolas weiterreichte.
„Das ist der Letzte Wille Ihres Vaters. Er bestimmt Sie zur Alleinerbin.“
„Kann ich davon eine Kopie machen, Sir“, bat Duncan.
„Natürlich.“ Nikolas händigte ihm das Testament aus, dann wandte er sich wieder Isabel zu. „Es hieß damals, auch Sie wären bei dem Attentat umgekommen, daher fiel das Erbe an mich als Ihren Ehemann.“
„Von welchem Betrag sprechen wir?“, erkundigte sich Duncan.
„Es handelt sich umgerechnet um circa fünfundzwanzig Millionen Dollar“, erklärte Jovan ihm.
„So viel soll ich im Austausch gegen die Schatulle erhalten?“, fragte Isabel ungläubig.
Rowdy pfiff anerkennend. „Das ist, als hättest du im Lotto gewonnen!“
„Bitte bewahren Sie die Ruhe“, riet der Anwalt seiner Mandantin, die sichtlich um Fassung rang. „Die Rechtsprechung bezüglich Besitz und Vererbung variiert von Land zu Land. Bis zur endgültigen Klärung des Sachverhalts könnten Jahre vergehen!“
„Wir verfügen über ein modernes Rechtssystem, das die Angelegenheit schnell regeln wird“, wandte Nikolas rasch ein.
„Kann man das nicht in den USA klären?“, fragte Isabel.
„Das ist nicht möglich, weil die Ländereien Ihres Vaters in Veronia liegen“, erklärte Nikolas. „Zudem ist in den USA die Gefahr größer, dass die Presse Wind von der Angelegenheit bekommt.“
In diesem Punkt stimmte Duncan ihm zu: „Was die Presse angeht, hat Prinz Nikolas recht. Eine amerikanische Prinzessin wäre gefundenes Fressen für die Medien!“
„Am besten kommen Sie mit mir nach Veronia“, schlug Nikolas vor. „Wenn wir gemeinsam vor Gericht erscheinen, ist die Angelegenheit im Nu geregelt.“
„Ich besitze nicht einmal einen Pass!“
„Das lässt sich regeln.“
„Erst muss ich in Ruhe über alles nachdenken.“
Einen Moment lang herrschte Schweigen im Büro, nur das Dröhnen eines Kompressors drang aus der Werkstatt zu ihnen herüber.
„Es steht viel auf dem Spiel! Pass auf, dass du dir mit deinem Dickkopf nicht selbst im Weg stehst“, warnte Rowdy sie.
Auch Duncan redete ihr zu: „Hören Sie auf Rowdy! Prinz Nikolas ist überzeugt davon, dass Sie Prinzessin Isabel sind. Er bietet Ihnen ein Vermögen. Was gibt es da noch zu überlegen?“
Natürlich hatten die beiden recht. Dennoch zögerte Isabel.
„Die Schatulle ist noch nicht leer“, bemerkte Jovan in diesem Augenblick.
Isabel griff hinein. Tatsächlich lag ganz hinten in der Schublade ein kleines Kuvert in der Größe einer Banknote. Auf dem Umschlag stand: „Isabel“, offensichtlich von
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