Wie ein Prinz aus dem Maerchen
benötigte er mehr Zeit.
Ungeduldig drängte Nikolas: „Isabel sollte ihren Ehemann frei wählen dürfen.“
„Das Beste für Isabel ist nicht unbedingt auch das Beste für Veronia“, entgegnete sein Vater.
„In diesem Fall schon“, warf sie ohne Zögern ein. „Ich kenne Boyd seit Jahren, wir teilen dieselben Interessen. Niemand wird sich wundern, wenn wir heiraten.“
„Du meinst damit, die Separatisten würden es ebenfalls akzeptieren“, überlegte der König.
Sie nickte.
„Glaubwürdigkeit ist in diesem Fall immens wichtig.“
Erleichtert atmete Nikolas auf. „Du gibst also dein Einverständis?“
„Bist du in Boyd verliebt?“, fragte Dimitri Isabel erneut.
„Darauf kommt es nicht an“, warf Nikolas irritiert ein. „Mach es Isabel bitte nicht unnötig schwer!“
„Von dir will ich jetzt nichts mehr hören!“, wandte der König sich verärgert an seinen Sohn.
„Ich schweige erst, wenn du aufhörst, mit Isabel zu spielen.“
„Danke, Nikolas. Mir macht es nichts aus, diese Frage zu beantworten. Ja, ich liebe ihn.“
Ihre Worte trafen ihn wie ein Keulenschlag, er empfand beinahe körperlichen Schmerz. Das hatte er noch nie erlebt! Letzte Nacht hat sie nichts davon gesagt, dachte er verzweifelt.
„Boyd ist mein bester Freund …“, fuhr Isabel inzwischen fort, „… und gleichzeitig so etwas wie mein älterer Bruder. Romantische Gefühle existieren zwischen uns nicht. Wir würden der Form halber heiraten und uns scheiden lassen, sobald die Sicherheitslage in Veronia es zulässt.“
Erleichtert atmete Nikolas auf. Er beneidete Boyd jedoch um seine gute Beziehung zu Isabel.
„Du bringst Veronia ein großes Opfer“, meinte Dimitri.
Isabel zuckte lediglich mit den Schultern. „Nicht im Vergleich zu dem, was meine Eltern und Onkel Frank auf sich genommen haben. Sie gaben ihr Leben für ihr Land. Ich dagegen kann immer noch meine Träume verwirklichen.“
„Du hast wirklich gründlich über alles nachgedacht“, lobte Dimitri sie, und Nikolas sah sie bewundernd an. Sie war ebenso mutig wie schön.
„Ich bin damit einverstanden, dass du ihn heiratest“, gab der König seine Entscheidung bekannt.
Vor Freude riss Isabel die Arme hoch. „Vielen Dank, Dee … ich meine, Majestät.“
Schmunzelnd schüttelte Nikolas den Kopf. Eine perfekte Prinzessin war sie immer noch nicht.
„Wir verschieben euren Termin bei Gericht auf Dienstag. Bis dahin kann Boyd hier eintreffen. Jovan soll derweil alle nötigen Papiere für die Hochzeit vorbereiten, auch für die Übertragung der Erbschaft.“
„Er arbeitet bereits daran, Vater“, sagte Nikolas.
„So sicher warst du dir?“
„Ich habe auf deine Zustimmung gehofft.“ Außerdem hatte er vor Sorge um Isabel nicht schlafen können.
„Dann ist also alles geregelt.“
„Noch nicht ganz, Sir.“ Isabel erhob sich, und Nikolas tat es ihr gleich. „Erst muss Boyd in die Heirat einwilligen.“
„Er wäre ein Narr, wenn er es nicht täte!“
„Mehr als das: ein Vollidiot“, behauptete Nikolas und beobachtete voll Interesse, wie Isabel errötete.
„Ich hoffe, er ist weder das eine noch das andere.“ Isabel machte einen Knicks vor dem König. „Wenn Sie mich entschuldigen, rufe ich ihn sofort an.“
Als sie gegangen war, wandte Dimitri sich an seinen Sohn. „Ich hätte nie geglaubt, dass du dich eines Tages als Narr bezeichnest.“
„Inwiefern habe ich das getan?“
„Du bist mit Isabel verheiratet, gibst sie aber frei!“
„Das ist etwas anderes“, protestierte Nikolas. „Aliano verfügt über ausgezeichnete Handelsverbindungen und Beziehungen zu den anderen europäischen Staaten. Juliana erhält eine riesige Mitgift, wesentlich größer als Isabels Erbe, und sie ist dazu erzogen worden, eines Tages eine Königin zu sein. Sogar die Separatisten unterstützen unsere Verbindung. Isabel dagegen ist Amerikanerin. Sie weiß nicht, was von einer Prinzessin erwartet wird, geschweige denn von einer Monarchin.“
„Dafür ist sie ehrlich, loyal, gescheit und von königlicher Herkunft. Nach allem, was sie für unser Land auf sich zu nehmen bereit ist, solltest du ihr die Qualifikation zur Königin nicht absprechen.“
Betroffen senkte Nikolas den Kopf.
„Denk lieber noch einmal nach, was eine gute Königin ausmacht“, riet Dimitri.
„Mach schon!“ Frustriert schüttelte Isabel ihr Handy. „Wieso bekomme ich hier keinen Empfang?“
Die Entfernung zur Stadt war nicht groß, irgendwo musste es doch einen Funkmast geben!
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