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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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jetzt an wollte er darauf achten, dass er vor Banner ritt, nicht hinter ihr.
    Nicht lange, und sie sichteten in einiger Entfernung ein Weidenwäldchen. Als sie darauf zuritten, stießen sie erfreut auf ein gurgelndes Flüsschen. Die Jahreszeit war so heiß gewesen, dass Wasser knapp war. Banner bot an, den Kaffee zu machen, weil sie sich an das grässliche Gebräu erinnerte, das die Männer am Vorabend fabriziert hatten. Sie erklärte sich auch bereit, das Essen zu kochen, wenn sie Holz sammelten, das Feuer machten und hinterher aufräumten. Niemand widersprach.
    Nach dem Essen versammelten sie sich rund ums Feuer, aber nicht zu nah, denn es war ein warmer Abend. Jake lehnte sich gegen seinen Sattel, um eine Zigarre zu rauchen. Lee verschwand im Gebüsch, um einem natürlichen Bedürfnis zu folgen.
    Jake hätte Micah wahrscheinlich gar nicht genauer angeschaut, wenn der jüngere Mann nicht so still dagesessen hätte. Diese Reglosigkeit und der leere Gesichtsausdruck weckten Jakes Interesse. Er folgte Micahs versunkenem Blick und stellte fest, dass er auf Banner gerichtet war.
    Sie saß mit dem Rücken zum Feuer da. Ihr Hemd hatte sie ausgezogen. Ihr Unterhemd hob sich weiß gegen die Dunkelheit ab. Sie zog eine Bürste durch ihr dickes dunkles Haar.
    Während Jake sie beobachtete, hob sie die schweren Flechten hoch, beugte den Kopf leicht und ließ die schwache Brise gegen ihren Hals blasen. Ihre Haut wirkte im Schein des Feuers golden und hell. Der Widerschein der Flammen fing sich in den rabenschwarzen Strähnen, die allmählich auf ihre Schultern zurücksanken.
    Sie seufzte müde und streckte sich. Dabei zeichnete sich das Profil ihrer Brust scharf gegen die samtene Schwärze der Nacht ab.
    Pochend reagierte Jakes Männlichkeit darauf. Verärgert über diese Reaktion wandte er sich ab, nur um wieder Micahs Verzückung zu bemerken. Er stupste ihn mit dem Stiefel an. »Wenn du den Mund so offen stehen lässt, kannst du Fliegen damit fangen«, flüsterte er.
    Schuldbewusst sprang Micah hoch, warf aber noch einen letzten sehnsüchtigen Blick auf Banner. »Sie ist doch wirklich hübsch, nicht?«
    Auch Jake riskierte noch einen verbotenen Blick. »Ja, sie ist hübsch. Und jetzt kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten.«
    Micah spürte die Gereiztheit seines Bruders. »Ich hab mir nichts dabei gedacht, als ich sie angeschaut habe, Jake.«
    »Schau woandershin.« Jake stand auf. In diesem Moment kehrte Lee zurück. »Ich gehe zum Bach hinunter, um mich ein wenig abzukühlen. Ich schlage vor, ihr schlaft jetzt alle ein wenig. Morgen haben wir noch mal einen harten Tagesritt vor uns«, sagte Jake zu den beiden Männern.
    Banner beobachtete, wie Jake sich entfernte, bis seine Gestalt von der Dunkelheit verschluckt wurde. Er war immer noch schlechter Laune und mürrisch. Den ganzen Tag über war sie eine vorbildliche Reisende gewesen und hatte niemandem Ärger verursacht. Hatte er ihr auch nur ein Iota Anerkennung gezollt? Nein. Er war so stur!
    Seufzend steckte sie ihre Bürste in die Satteltasche zurück. Sie fühlte sich ein wenig besser, nachdem sie Gesicht und Hals in einem Eimer Wasser gebadet hatte, das Lee aus dem Flüsschen geholt hatte. Ihren letzten Cent hätte sie für ein Bad hergegeben. Morgen Abend , dachte sie sehnsüchtig, im Hotel. Da werde ich mir ein Bad gönnen . Sie legte sich auf ihre Decke.
    Die jungen Männer flüsterten leise miteinander. »Worüber tuschelt ihr denn?«
    »Nichts«, antwortete Lee rasch – so rasch, dass ihr Misstrauen geweckt war.
    »Wir, ähm, dachten, wir machen noch einen kleinen Ausritt«, sagte Micah.
    »Einen Ausritt?« So eine Idee lag jenseits ihres Fassungsvermögens. »Ihr seid doch den ganzen Tag geritten!«
    »Ja, also, wir, ähm …«
    »Um uns abzukühlen«, sagte Micah.
    »Genau! Um uns abzukühlen«, stimmte Lee ihm zu und erhob sich. »Du kannst Jake ja Bescheid sagen, wenn er zurückkommt – dass wir reiten, um uns abzukühlen.«
    Bevor Banner noch irgendwelche Gegenargumente einwenden konnte, sattelten sie ihre Pferde und führten sie leise aus dem Lager. Banner ließ sich auf ihre Decke fallen. Wenn sie sich mitten in der Nacht herumtreiben wollten wie die Narren, so war das nicht ihre Sorge.
    Jake nahm es nicht ganz so ruhig wie sie hin, dass die beiden jungen Männer das Lager verlassen hatten. »Und du lässt sie einfach wegreiten, ohne sie aufzuhalten!«, rief er, als er zum Feuer zurückkehrte und sie ihm erzählte, was in seiner Abwesenheit

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