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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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des Flusses ziehen und dort Vieh züchten, wie wir es geplant hatten.«
    Sprachlos starrte Lydia ihre Tochter an. »Aber, mein Liebling, das wolltest du gemeinsam mit Grady nach eurer Hochzeit tun. Du, eine unverheiratete Frau, kannst das nicht alleine!«
    »Ich kann es, und ich will es.« Ihre Stimme war voller Überzeugungskraft. Früh am Morgen war es Banner in den Sinn gekommen, dass es jetzt nur einen Weg gab, der sie retten konnte, und der war, bis zur Erschöpfung zu arbeiten, sich in ein Vorhaben zu stürzen, das sie körperlich und geistig forderte, ein Vorhaben, bei dem sie ihre Selbstachtung wiedergewinnen konnte. »Ich muss es tun, Mama. Du verstehst das doch, nicht wahr?«
    Lydia seufzte, als sie Banners entschlossenes Gesicht eingehend betrachtete. »Ja, ich verstehe es, aber ich bin mir nicht sicher, ob Ross das auch tut.«
    Banner umklammerte Lydias Hände. »Überzeuge ihn, Mama. Ich kann nicht hier herumsitzen und müßig darauf warten, dass ein anderer Kavalier auftaucht. Das habe ich hinter mir. Ich will es auch gar nicht. Wenn ich weiterhin nur Ross und Lydia Colemans arme, unglückliche Tochter bin, deren Hochzeit schiefgegangen ist, werde ich verdorren und eingehen. Ich muss es einfach tun.«
    »Ich werde mit ihm reden«, versicherte Lydia ihr ruhig. »Du ruhst dich aus. Bist du sicher, dass du dich wohlfühlst? Du siehst blass aus.«
    »Ja, Mama, mir geht es gut. Aber erzähl Papa, was ich gesagt habe. Ich brenne darauf, Pläne zu schmieden. Je eher ich mich beschäftigen kann, desto besser.«
    Lydia küsste sie auf die Stirn. »Ich werde sehen, was ich tun kann. Aber handle nicht zu impulsiv, Banner. Triff keine übereilten Entscheidungen.«
    Warum hatte ihre Mutter sie nicht gestern Abend davor gewarnt? Hätte sie ihren Rat beherzigt? Banner bezweifelte das aufrichtig. »Ich weiß, was ich tue, Mama«, meinte sie sanft. Sie hoffte nur, dass das auch stimmte.
    »Ich will nur nicht, dass du zu hart zu dir bist. Gebrochene Herzen brauchen Zeit, um zu heilen.«
    Lydia bezog sich auf Grady. Aber nach der vergangenen Nacht schienen die Erinnerungen an das, was in der Kirche geschehen war, zu verschwimmen. Was zwischen Jake und ihr vorgefallen war, ließ Gradys Betrug nicht mehr so wichtig erscheinen.
    Als Lydia den Raum verlassen hatte, ging Banner zu ihrer Frisierkommode, zog den Morgenmantel aus und ließ ihr Nachthemd auf den Boden gleiten. Sie tauchte einen Waschlappen in das kühle Wasser und befeuchtete ihr Gesicht damit, presste das Tuch gegen ihre brennenden Augen. Als sie es nicht länger vermeiden konnte, betrachtete sie ihr Spiegelbild. Es erschien auf bemerkenswerte Weise unverändert, obwohl sie das Gefühl hatte, sich unwiderruflich verändert zu haben. Ihr ganzes Inneres war herausgerissen worden, neu angeordnet und zusammengesetzt und dann in dieselbe Form zurückgepresst worden. Nichts war geblieben, wie es war.
    Zögernd berührte sie ihre Lippen und erinnerte sich an das erste Mal, als Jake sie mit seinem Mund berührt hatte. Sie berührte ihren Hals. Ein schwacher Bluterguss, so hell, dass ihre Mutter ihn nicht bemerkt hatte, brachte die Erinnerungen auf schnellen Flügeln zurück.
    Es war nicht möglich. Bestimmt erinnerte sie sich nicht richtig. Jake hatte sie nicht berührt, geküsst, in dieser Weise von ihr Besitz genommen. Nein.
    Aber sie log sich selbst etwas vor. Ihr Körper sagte es ihr. Wenn sie die Augen schloss, spürte sie immer noch seinen stählernen Druck tief in ihr, den sanften Hauch seines Atems auf ihrer Haut, die süße Überredungskraft seiner Lippen auf ihren. Sosehr sie sich auch bemühte, es zu vergessen, sie konnte es nicht. Sosehr sie auch diese Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis bannen wollte, die Hitze ihres Blutes ließ es nicht zu.
    »Hallo, Jake.«
    Er betrat die Schlafbaracke und ging schnurstracks zum Herd, wo stets ein Riesentopf mit heißem Kaffee stand. »Ja?«, knurrte er, als er das starke Gebräu in eine Porzellantasse goss.
    »Ross möchte dich sehen, sobald du gefrühstückt hast«, informierte ihn einer der Cowboys. »Er hat mich gebeten, dir das zu sagen.«
    Die Tasse hielt auf dem Weg zu Jakes Lippen inne. »Hat er gesagt, was er wollte?«
    »Nee.«
    »Danke.«
    Jake hätte es nicht gewundert, wenn er an diesem Morgen von der Mündung von Ross’ Pistole begrüßt worden wäre. Es stand felsenfest, dass Ross ihn töten würde, wenn er je erführe, was in der vergangenen Nacht in der Scheune vorgefallen war. Er hätte sicher nicht

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