Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
hinter ihren Fächern und machen sich ihre eigenen Gedanken. Aber auf der Party sind sie gezwungen, mit dir zu reden, und dann wird es keinen Zweifel mehr geben, dass es dir wunderbar geht. Es wird nicht festlich sein, nur ein Barbecue draußen. Was meinst du?«
»Na gut.« Ihr Blick wanderte zu Jake. Er weigerte sich, sie anzuschauen, und das schmerzte. Als er sie in den Armen hielt, hatte er da nur seinen Hunger nach einer Frau gestillt? Wäre jede Frau ihm recht gewesen? War sie heute Abend nur in bequemer Reichweite gewesen? Und hasste er sie und sich selbst jetzt, weil er seine Gefühle für Lydia besudelt hatte?
Banner hatte geplant, ihn zur Ehe mit ihr zu verführen. Wie närrisch sie gewesen war! Andere Männer fielen vielleicht auf solche weiblichen Ränke herein, aber Jake niemals. Hatte er gewusst, was sie vorhatte, und nur zu seinem eigenen Vergnügen mitgespielt? Auf jeden Fall hatte sie ihre Chance gehabt, und sie hatte in einer Katastrophe geendet.
»Ich muss wohl wieder anfangen, mich mit Leuten zu treffen.« Mit »Leute« meinte sie Männer. Offensichtlich war das die Idee, die der Party zugrunde lag.
Forsch erhob Lydia sich, als sei ihre Mission erfüllt. »Wunderbar. Natürlich kommst du auch, Jake.« Ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, ging sie zu Banner und schloss sie fest in ihre Arme. »Ross und ich vermissen dich schrecklich, aber wir sind auch stolz auf dich und auf das, was du hier leistest. Ist alles in Ordnung?«
»Ja, Mama, alles bestens. Ich werde dich jetzt öfter besuchen kommen.« Sie küsste Lydia auf die Wange. »Musst du schon wieder fort?«
»Ja. Ich habe Ross versprochen, dass ich nicht lange wegbleibe. Gute Nacht«, sagte sie und küsste Banner auf die Schläfe. »Bis Samstag.«
»Ich bringe dich hinaus«, sagte Jake und nahm seinen Hut und den Pistolengürtel vom Ständer. »Ich war gerade auf dem Weg nach draußen, als du kamst. Danke für das Essen, Banner.«
Banner stand allein in der Tür, während Jake und Lydia gemeinsam über die Veranda gingen und die Stufen hinunterstiegen. Jake hatte fürsorglich die Hand unter Lydias Arm gelegt, ihre Köpfe waren nahe beieinander.
»Ist wirklich alles mit ihr in Ordnung, Jake? Wir machen uns solche Sorgen um sie«, hörte Banner ihre Mutter flüstern.
»Ihr geht es gut.«
»Ross und ich würden vor Sorge den Verstand verlieren, wenn wir dich nicht hätten, um auf sie aufzupassen.«
»Ich tue mein Bestes.« Er half ihr in den Wagen. »Was denkt sich Ross eigentlich dabei, dich alleine nach Anbruch der Dunkelheit hierherfahren zu lassen?«
»Also, Jake Langston, ich kann selbst auf mich aufpassen, vielen Dank«, entgegnete Lydia hochmütig und klapste ihm spielerisch auf den Arm.
»Hast du eine Waffe?«
»Ja«, sagte sie voller Überdruss. »Ohne die würde Ross mich nirgendwo hinlassen. Also wirklich, ihr seid schon so welche! Du glaubst wohl, ich bin völlig hilflos, und man muss sich um mich kümmern.«
»Sei vorsichtig, wenn du über die Brücke fährst. An einigen Stellen ist sie etwas wackelig. Sobald ich hier mit der Arbeit etwas beigekommen bin, werde ich sie abstützen.«
»Mach dir um mich keine Sorgen. Ich komme schon zurecht. Dann bis am Samstag um sieben. Habe ich Banner eigentlich die Zeit gesagt?«
»Ich gebe sie ihr weiter. Mach dich jetzt auf den Weg, bevor es noch später wird.«
»Gute Nacht, Jake«, sagte sie und schnalzte mit der Zunge, um das Pferd anzutreiben.
»Nacht, Lydia.«
Noch lange nachdem sie losgefahren war, stand Jake auf dem Hof und schaute ihr nach. Banner beobachtete, wie er ihre Mutter beobachtete, die er zu ihrem Ehemann zurückgeschickt hatte, der sie liebte.
Tränen strömten ihr jetzt wieder aus den Augen, so wie während der ganzen Nacht. Sie hatte sich zum Narren gemacht! Wie hatte sie glauben können, dass sie Jake in Versuchung führen könnte, sie zu lieben, und sei es auch nur ein klein wenig, wenn sein Blick und sein Verstand und sein Herz so voll waren von Lydia? Es hatte ihr fast das Herz gebrochen zu sehen, wie er mit niedergeschlagen herunterhängenden Schultern in die Scheune zurückgegangen war.
Wie konnte sie ihm wieder ins Gesicht sehen, nachdem sie sich ihm gestern Abend an den Hals geworfen hatte? Nachdem sie mit ihm geredet hatte über …
Mein Gott, hatte sie ihm wahrhaftig enthüllt, wie sie sich damals gefühlt hatte, die Gedanken ausgesprochen, die sie wochenlang für sich behalten hatte, Gedanken, über die nachzudenken sie sich geschämt
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