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Wie es mir gefaellt

Wie es mir gefaellt

Titel: Wie es mir gefaellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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war so lieb, ihn uns auszuleihen.«
Während sie sprach, zog sie ihren langen grauen Zopf nach vorn und streichelte
darüber. Sie hatte sich einen knallbunten afrikanischen Kaftan über die
breiten Schultern geworfen, der wie eine lila-gelb-grün gemusterte Tischdecke
aussah, in deren Mitte sie ein Loch für den Kopf geschnitten hatte. Gabriela
verweigerte sich dem Modediktat und kleidete sich mit Vorliebe in
Stammestracht. Sie verstand sich als »Botschafterin einer globalen Mode« und
trug deshalb sogar mexikanische Mokassins aus Wildschweinleder.
    Buster war niedlich, unbestritten, aber was machte ihn
zu einem Kunstwerk?, fragte sich Vanessa grübelnd. Sie wanderte zu einem an die
Wand genagelten Objekt hinüber, das sich als Eisenkette entpuppte, an der
Käsereiben hingen. An einigen klebten sogar noch orange Käsekrümel.
    »Du denkst jetzt bestimmt, das hätte ich auch machen können«, rief ihr Vater.
    »Nö«, antwortete Vanessa. Sie wäre
garantiert niemals auf die bescheuerte Idee gekommen, Käsereiben an eine Kette
zu hängen.
    Arlo Abrains, der einen staubigen
schwarzen peruanischen Filzumhang, einen knöchellangen Hanfrock - ja, ganz
recht, einen Rock - und weiße Tennisschuhe trug, schlurfte zu ihr herüber.
Gabriela kleidete ihn ein, er selbst wäre notfalls auch nackt herumgelaufen. Er
hatte schulterlange graue Haare und auf seinem hageren Gesicht lag wie üblich
ein erschreckter Ausdruck. Vanessa war sich sicher, dass diese erschrockene
Miene mit dem LSD zu tun hatte, das er in jüngeren Jahren genommen hatte. Und
womöglich immer noch nahm - wer wusste das schon?
    »Mach mal die Augen zu und fühl
darüber.« Arlo griff nach Vanessas Hand. Sein Atem roch nach dem gegrillten
Tempeh, mit dem Ruby gestern die Lasagne gemacht hatte. Vielleicht war es aber
auch der ranzige Käse auf den Reiben.
    Vanessa schloss gehorsam die Augen und
fragte sich, ob jetzt womöglich der Moment gekommen war, in dem sie endlich die
Genialität und den tieferen Sinn der Kunstwerke ihrer Eltern spüren würde. Ihr
Vater führte ihre Hand über die scharfkantige, riffelige Oberfläche der Reiben.
Sie fühlte sich... scharfkantig und riffelig an, wie sich Käsereiben eben
anfühlen, nicht mehr und nicht weniger. Vanessa öffnete die Augen.
    »Unheimlich, was?«, fragte Arlo mit
irrem Blick.
    Das traf es sehr gut.
    Am anderen Ende des Raums standen Ruby
und Gabriela vor einem mit Erde gefüllten Kochtopf - einem weiteren
gefundenen Kunstobjekt - und giggelten wie Zehnjährige.
    »Worüber lacht ihr?« Vanessa nahm an,
die beiden redeten über einen von Rubys durchgeknallten Musikerfreunden. Dann
bemerkte sie, dass selbst die arrogante blonde Galeristin hinter ihrer Theke in
sich hineingrinste. »Worüber lacht ihr denn so?«, fragte sie noch einmal.
    Arlo fuhr sich mit seinen
farbverschmierten Fingern durch die grauen Strähnen und schmunzelte. »Da sind
Samen drin.« Er riss viel sagend die Augen auf. »Verstehst du? Samen.«
    Samen???
    In der Schule war Vanessa wegen ihres
kahl rasierten Schädels und ihrer schwarzen Kluft eine Außenseiterin - aber das
war eine selbst gewählte Einsamkeit. Diesmal hätte sie gern mitgelacht.
Wirklich. Nur verstand sie den Witz einfach nicht. Und da begriff sie, dass
ihre Eltern, die ein Salat fressendes Pferd, an die Wand genagelte
Küchenwerkzeuge oder einen Topf mit Erde und Samen für Kunst hielten, die düstere
Intensität ihrer morbiden, hintergründigen Filme niemals verstehen würden. Und
sie würde sie ihnen auch niemals zeigen.
    »Sollen wir uns auf die Hufe machen?
Die Rosenfelds warten bestimmt schon«, rief Gabriela. Die Abrains waren von
einem befreundeten Pärchen aus vergangenen Flo- werpower-Tagen an der Kunstakademie
zu einem Kunst- Event eingeladen worden und hatten beschlossen, Ruby und
Vanessa mitzunehmen.
    »Wo ist das überhaupt?«, fragte Vanessa
skeptisch, als sie vor der Galerie auf ein Taxi warteten. Sie sah sich schon
den Rest des Abends in irgendeinem Skulpturengarten in Queens barfuß um ein
Lagerfeuer tanzen, um den Frühling zu beschwören, oder ein ähnlich lahmes
Hippieritual abziehen.
    »Wie hieß es noch mal... ach ja, Frick.
Irgendwo auf der Fifth Street .« Gabriela wühlte in der formlosen Umhängetasche,
die eine ihrer Freundinnen aus einem alten Traktorreifen genäht hatte. »Ich
hab mir die Adresse irgendwo aufgeschrieben.«
    »Das Frick ist auf der Fifth Avenue«, korrigierte Vanessa. »Ich weiß, wo.«
Und sie wusste auch, dass sie dort mit

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