Wie es mir gefaellt
Aufmerksamkeit... die Bergkönigin!
Blair hatte ihre
kurzen Haare mit einer schmalen goldenen Herzchenspange zurückgesteckt. An
ihren Ohrläppchen baumelten die langen Jadeohrringe, die Les Best Serena
geschenkt hatte, nachdem sie während der Fashion Week für ihn gemodelt hatte.
Außerdem hatte sie Serenas hellblauen Kaschmirpullover an, was okay war, weil
Serena ihn ihr sowieso hatte schenken wollen. Er saß um den Busen rum ein
bisschen sehr stramm, was aber auch okay war. Blair gefiel es so.
Den Jungs von der
Bergwache auch. Sie stießen sich unauffällig gegenseitig an, scharrten mit den
Füßen und grunzten anerkennend. Wie Stiere auf einer Weide.
Erik genoss es, dass
die anderen Blair so mit Blicken verschlangen. »Hey. Du siehst umwerfend aus.«
Er hielt ihr voll Besitzerstolz die Hand hin. »Sollen wir?«
Blair war froh, so
viel Zeit auf ihr Styling verwendet zu haben. Sie hatte sogar den schlichten
weißen Slip von Hanro angezogen, den Serena immer lachend ihre »Oma-Unter-
hose« nannte. Aber Blair fühlte sich in ihrer Oma-Unterhose nun mal wohler als
in den aulwändigen Pantys und Strings aus Spitze, die sie sonst meistens trug.
Sie stand ihr auch besser. In ihren Träumen hatte sie immer diesen weißen Slip
an, wenn sie ausgezogen wurde.
Und heute Nacht würde
sie garantiert ausgezogen werden.
stillleben
mit Zahnbürsten
Jenny
war immer noch so verwirrt von dem, was sie an diesem Abend mit Leo erlebt
hatte, dass sie lange aufblieb und ein Stillleben malte, um ihre Gedanken zu
ordnen. Wie üblich war außer einer tausend Jahre alten verschimmelten Orange
kein Gemüse oder Obst im Kühlschrank gewesen, weshalb sie kurzerhand ein paar
Zahnbürsten und ein Stück Dove-Seife malte.
Allmählich hielt sie
es für immer wahrscheinlicher, dass Leo weder einen Hund hatte noch in dem
umwerfenden Penthouse auf der Park Avenue wohnte.
Vielleicht ist er
einfach ein ganz normaler Durchschnittsmensch, überlegte sie, während sie
liebevoll die blauen Borsten von Dans Zahnbürste auf die Leinwand strichelte. Genau
wie ich. Tatsache war, dass sie immer noch
nicht wusste, wer er war. Wieso spielte er nicht endlich mit offenen Karten?
Sie starrte wütend auf
ihr Bild. »Das ist doch scheiße!«, fluchte sie und stopfte es in den Papierkorb
unter ihrem Schreibtisch. Alles war scheiße. Plötzlich fühlte sie sich
selbst... scheiße.
Und Leute, die sich
scheiße fühlen, brauchen Gesellschaft.
»Ach, jetzt hast du
plötzlich Zeit für mich?«, sagte Elise schnippisch, als Jenny bei ihr anrief.
»Tut mir Leid«,
entschuldigte sich Jenny zerknirscht. »Ich hab mich echt blöd benommen.«
»Na ja, macht nichts«,
lenkte Elise gnädig ein. »Ich versteh sowieso nicht, wieso du so ein
Riesenproblem daraus machst. Überleg doch mal, wenn er wirklich so stinkreich
wäre und die verrückte Alte, die ihren Hund so ausstaffiert, tatsächlich seine
Mutter wäre, dann wäre er wahrscheinlich kein besonders toller Freund, oder?«
Jenny dachte nach.
»Woher willst du das wissen?«, fragte sie skeptisch. »Wie viele Freunde hattest
du denn schon?«
Elise gab darauf nicht
gleich eine Antwort. Jenny hatte ihren wunden Punkt getroffen. »Ehrlich gesagt
hab ich irgendwie gedacht, dein Bruder würde vielleicht mein erster Freund
werden. Aber da hab ich mich wohl geirrt.«
Jenny schnaubte. »Das
wäre doch sowieso nie gut gegangen. Du rauchst nicht und du trinkst noch nicht
mal Kaffee.«
Sie spürte, dass Elise
am anderen Ende der Leitung lächelte, und das war ein gutes Gefühl.
»Jedenfalls glaub ich,
du solltest aufhören, dir Leo so vorzustellen, wie er wahrscheinlich nicht ist,
und einfach abwarten, ob du ihn so magst, wie er wirklich ist.«
Jenny kauerte sich hin
und zog das verschmierte, noch feuchte Stillleben wieder aus dem Papierkorb.
Vielleicht klappte es besser, wenn sie das Bild mit den Zahnbürsten nicht als
Stillleben, sondern einfach als ein Bild mit Zahnbürsten betrachtete.
Vielleicht malte sie sogar noch irgendetwas ganz und gar nicht Stilles dazu,
Marx den Kater zum Beispiel. Sie legte sich auf den Bauch und hob eine Ecke
ihrer rosa Tagesdecke an, um unter dem Bett nach ihm zu suchen.
»Und wie geht es jetzt
weiter...?«, fragte Elise. »Willst du ihn anrufen, oder was?«
Marx war nicht da.
Jenny stand auf und ging zu ihrem PC. »Nein. Er mailt lieber.« Sie setzte sich
an den Schreibtisch. Ihr war eine Idee gekommen.
Sie würde sich selbst
bei ihm einladen - sie war sich jetzt ziemlich sicher,
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