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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Abgeschiedenheit, das sie sich selbst auferlegt hatte, hatte sie traurig und einsam gemacht, und doch strahlte sie von Natur aus Zuversicht und Liebe zum Leben aus. In manchen Dingen war Willa für ihr Alter sehr klug und erfahren, in anderen noch furchtbar einfältig. Sie wirkte weich, war aber so hart und stark wie der Toledostahl, der inzwischen bei der Schwertherstellung so begehrt war. Wenn Eada alles in Betracht zog, kam sie nicht umhin, Willa als ein außergewöhnliches Mädchen zu bezeichnen. Eines Königs würdig. Und erst recht eines Earls würdig – Eada hatte nicht daran gezweifelt, dass Dulonget diese Tatsache schließlich einsehen würde. Fürwahr, jetzt bekundete er großes Interesse an dem Mädchen, aber Eada wusste, dass dieser Sinneswandel höchstwahrscheinlich darauf zurückzuführen war, dass der Ritter mittlerweile erfahren hatte, wem das Vermögen des Verstorbenen zugefallen war. Beizeiten würde er indes feststellen, dass Willas Wert nicht allein in den Geldkassetten und Juwelen begründet lag. Die Frage war nur, ob er ihren Wert rechtzeitig erkannte, um sein Leben zu retten, oder erst im Augenblick seines Todes, wenn ohnehin alles zu spät war.
    „Ich gehe zu Bett.“
    Bei dieser unerwarteten Ankündigung ihres Mündels entspannte Eada sich ein wenig. Zwar war es recht früh, um schon zu Bett zu gehen, aber es war auch ein langer, ermüdender Tag gewesen; der dauernde Regen hatte sie gezwungen, in der kleinen, schlecht durchlüfteten Hütte zu bleiben, die nur von dem unbeweglichen Ritter bewacht wurde. Daher hoffte sie, der morgige Tag möge Sonnenschein bringen und der Langeweile ein Ende bereiten. Denn Eada beschlich die Furcht, das weichherzige Mädchen könnte das Heiratsangebot annehmen, bevor es ratsam war, den Freier anzusprechen.
    Hugh blinzelte im Regen und heftete den Blick entmutigt auf die Hütte. Ein kleiner Seufzer entfuhr ihm, als er sah, dass die Kerzenflamme, die in einer der winzigen Fensteröffnungen geleuchtet hatte, erlosch. Übellaunig kam er zu dem Schluss, dass Lucan nie einen schlechteren Vorschlag gemacht hatte. Und er selbst hatte wieder einmal seine Dummheit unter Beweis gestellt, indem er dem Vorhaben auch noch zugestimmt hatte. Es zeigt mir nur einmal mehr, wie der Umgang mit dem schwachen Geschlecht mich aus der Fassung bringt, dachte er. In Gegenwart von Frauen hatte Hugh sich noch nie recht wohl gefühlt. Sie waren alle so zierlich und zerbrechlich. War er von Frauen umgeben, kam er sich groß und ungeschickt vor, wie ein Riese, der durch einen kleinen Raum voller zerbrechlicher Gegenstände wankt.
    Männer waren anders. Ein Mann konnte seinem Freund überschwänglich auf den Rücken klopfen, und der Mann würde lachen und es seinem Gefährten gleichtun. Ließ man hingegen diese Art von Begrüßung einer Frau zuteilwerden, würde sie höchstwahrscheinlich mit einem Schmerzensschrei zu Boden sinken. Frauen mochten es auch nicht, wenn Männer bei einem Becher Ale von ihren Kriegserlebnissen berichteten. Was sollte ein Mann in Gegenwart von Damen denn sagen? Sie schienen am liebsten zu hören, wie bezaubernd sie doch aussahen oder was für ein hübsches Gewand sie trugen.
    Hugh neigte dazu, die Frauen wegen dieses Verhaltens zu meiden. In ihrer Gegenwart kam er sich wie ein Narr vor, dem es die Sprache verschlagen hatte, und das erregte seinen Zorn und entlockte ihm lediglich kurze, schroffe Aussagen, die er im Nachhinein meistens bereute. Wie an jenem Tag, als er der singenden Willa auf der Lichtung begegnet war. Eigentlich hatte es ihn gar nicht gekümmert, was sie gerade tat oder warum sie nicht den Knoblauch erntete, wie man ihr aufgetragen hatte, und doch hatte er sie schroff angefahren. Es war nicht das erste Mal, dass er sich in Gegenwart von Frauen zum Narren gemacht hatte, weil ihm unbehaglich zu Mute war. Genau aus diesem Grund hatte er ursprünglich einen Mann bezahlt, der für ihn auf Brautschau gehen sollte. Dieser Mann hatte mehrere Damen am Königshof angesprochen, ob sie womöglich geneigt seien, eine Heiratsverbindung mit Hugh Dulonget einzugehen. Hugh hatte es für ratsam gehalten, jemanden vorzuschicken, der die Damen nicht mit einem barschen Tonfall und unpassenden Worten vergraulte.
    Unglücklicherweise waren die Antworten auf seine Heiratsgesuche alles andere als erfreulich ausgefallen. Alle „fügsamen Jungfrauen“, die sein Bote angesprochen hatte, hatten geantwortet, Hugh sehe zwar recht gut aus und sei obendrein als geschickter

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