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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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zu wundern, was Willa an dem jungen Earl fand. Diese Haltung empfand Hugh als äußerst beleidigend. „Sie weiß es zu würdigen, dass ich ihr heute Nacht das Leben gerettet habe.“
    Baldulfs Blick verriet Zweifel. „Dieser Schlag auf den Kopf scheint ernster zu sein, als ich glaubte, Mylord. Er muss Euch ganz verwirrt haben.“ Hugh versteifte sich bei diesen unverhohlenen Worten, als der Ritter bereits fortfuhr: „Zunächst habe ich den Eindruck, dass Wolfy und Fen Eure werte Haut gerettet haben. Zweitens, was veranlasst Euch zu der Vermutung, dass Willas Leben in Gefahr war? Der Bursche hat Euch und nicht sie angegriffen.“
    Hugh holte hörbar Luft und schnaubte. „Er hat mich bloß angegriffen, da ich ihm den Weg zur Hütte versperrte.“
    „Aha.“ Baldulf schien noch nicht überzeugt zu sein. „Und warum sollte ihr nach all den Jahren, in denen nichts dergleichen vorgefallen ist, jemand nach dem Leben trachten?“
    „Vielleicht wollte er nicht, dass sie meine Frau wird. Vielleicht stellt sie als einfaches Bauernmädchen keine Bedrohung dar, aber als meine Gemahlin schon.“
    Ein lang gezogenes „Hm“ folgte, ehe Baldulf entgegnete: „Bedenkt indes, dass sie vor dem Überfall noch gar nicht zugestimmt hat, Eure Frau zu werden. Vielleicht glaubten alle, sie sei längst tot, bis Ihr hier aufgetaucht seid und mit Eurem Schwur, über sie zu wachen, die Aufmerksamkeit wieder auf sie gelenkt habt.“
    „Soll das heißen, Ihr macht mich für diesen Überfall verantwortlich?“ fragte Hugh erbost.
    „Mit Verlaub, Mylord, aber Eada, Willa und ich leben hier seit nunmehr zehn Jahren. In dieser ganzen Zeit sind wir nicht einmal angegriffen worden … bis heute. Diese Tatsache zeigt mir, dass der Überfall …“
    „Mein Fehler war?“ Hugh blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen. Die Mutmaßungen des alten Recken ärgerten ihn, und dennoch brachten sie Hugh ins Grübeln. Schließlich dauerte es nicht lange, bis er kleinlaut einräumte: „Vielleicht hat meine Anwesenheit tatsächlich den Angriff heraufbeschworen. Dennoch, wahrscheinlich war es besser so. Vor dem heutigen Tag wussten wir nicht, ob Willa überhaupt noch in Gefahr schwebt. Jetzt wurden wir eines Besseren belehrt und müssen unsere Bewachung verstärken.“
    „Hm“, meinte Baldulf, als Eada Hugh wieder mit einem Stups bedeutete, den Kopf nach vorn zu beugen. Dann wandte der Recke sich an die alte Frau: „Ist sie in Sicherheit, wenn sie ihn heiratet?“
    „Das stellt Ihr infrage?“ Hugh richtete sich vor Entrüstung zu seiner vollen Größe auf. „Einer Dame würde ich nie etwas zu Leide tun.“
    „Das habe ich nie bezweifelt, Mylord“, versicherte Baldulf ihm und erklärte dann: „Willa ist eine Frau, die sehr schnell verzeiht. Sie hätte schon gestern in die Ehe eingewilligt, wenn da nicht Eadas Vision gewesen wäre.“
    „Es war keine Vision“, verbesserte Eada den Mann mit einem Lächeln, das Hugh für recht boshaft hielt. „Ich las es in dem Bodensatz seines Weinbechers. Sie darf ihn erst heiraten, wenn er auf dem Bauch zu ihr gekrochen kommt, denn sonst wird er noch vor dem nächsten Vollmond sterben.“
    Hugh schnaubte verächtlich, als er sich vorstellte, was die alte Vettel da gesehen haben wollte. Eher würde die Hölle zufrieren, als dass er zu irgendeiner Frau angekrochen käme.
    „Er ist gekrochen“, verkündete Eada mit tiefer Befriedigung.
    „Bin ich nicht!“ empörte Hugh sich und musste sich einmal mehr nach vorn beugen.
    „Doch, Ihr seid gekrochen“, belehrte sie ihn mit unverhohlener Freude, während sie die Kopfverletzung weiter in Augenschein nahm. „Ich habe Euch beobachtet. Ihr seid durch den aufgeweichten Boden zu ihr gekrochen.“ Erst da erinnerte Hugh sich, dass er sich tatsächlich durch den Matsch zu Willa geschleppt hatte. Was wiederum bedeutete, dass der ganze Unsinn von seinem Ableben und seinem letzten Wunsch, den er so übertrieben zum Besten gegeben hatte, umsonst gewesen war. Ebenso das widersinnige Warten im strömenden Regen bei Tag und Nacht. Nichts, was er hätte tun oder sagen können, hätte sie davon überzeugt, ihn zu heiraten, weil sie dank der Prophezeiung in dem Glauben war, sein Leben zu retten, indem sie ihn abwies.
    Hugh schüttelte ungläubig den Kopf und murmelte leise etwas vor sich hin, doch schließlich rief er sich erneut ins Gedächtnis, dass er durch den verregneten Boden gekrochen war und Willa endlich zugestimmt hatte, ihn zu heiraten. Er hatte obsiegt. Sie würde

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