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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Bett stehen blieb.
    „Hugh?“
    Bei Willas Stimme hielt Hugh inne. Er drehte sich zu ihr um und lächelte sie müde an. „Ja, meine Gemahlin?“
    „Was ist mit dem Brief?“
    Hugh fasste an seinen Gürtel und atmete erleichtert auf, als er die Schriftrolle fühlte. Er hatte ganz vergessen, dass er den Brief jetzt bei sich trug, aber als Willa ihn darauf angesprochen hatte, hatte er einen Moment lang befürchtet, das Schreiben verloren zu haben. „Ich habe ihn bei mir.“
    „Hast du nicht vor, mich den Brief lesen zu lassen?“
    „Nein, das ist nicht nötig. Ich werde mich darum kümmern.“
    „Ich verstehe.“
    Hugh horchte auf, als er den missbilligenden Tonfall seiner Gemahlin wahrnahm. „Was verstehst du?“
    „Dass du das Geheimnis meiner Herkunft auch vor mir verbergen willst“, erwiderte sie enttäuscht.
    „Ich meinte doch bloß, dass du dir nicht unnötig Gedanken über den Inhalt dieses …“
    „In dem Brief geht es um mich und gewiss auch um die Frage, wer mir nach dem Leben trachtet und warum. Denkst du nicht, dass mir das Recht zusteht, den Inhalt des Schriftstücks zu kennen?“
    Hugh zögerte. Es wäre ihm lieber, wenn sie den Brief nicht lesen würde. Zumindest nicht, bevor er über den Inhalt Bescheid wusste. Aber auch vielleicht dann nicht, sollte der Inhalt sie verletzen.
    Doch als er sie jetzt anschaute, beschlich ihn der Verdacht, dass er noch in Schwierigkeiten geraten könnte, wenn er seiner Gemahlin den Brief verweigerte. Vielleicht würde sie ihm … Die Vorstellung ließ Hugh innerlich zusammenzucken.
    Mit einem leisen Fluch zog er den Brief aus dem Gürtel und reichte ihn Willa.

16. KAPITEL
     
    Willa starrte auf den Brief in ihrer Hand und verspürte beinahe Angst, ihn zu lesen. Sie betrachtete ihren Gemahl. Hugh war ans Fenster getreten, das auf den Burghof hinausging. Da zog Lord Wynekyn mit einer Bewegung ihren Blick auf sich. Er wirkte besorgt und ungeduldig zugleich. Sie nahm an, dass er den Brief gern als Erster gelesen hätte. Alle waren sie begierig, den Inhalt zu erfahren. Aber Willa verspürte jenseits der Neugierde auch Angst.
    Dann schaute sie zu Baldulf. Mittlerweile lag er auf zusammengerollten Pelzdecken, die ihm jemand in den Rücken geschoben hatte. Als ihr alter, treuer Gefährte ihr aufmunternd zunickte, nahm Willa all ihren Mut zusammen, setzte sich auf die Bettkante und öffnete die Schriftrolle. Der Zustand des Pergaments überraschte sie. Es war offenkundig, dass der Brief oft entrollt und gelesen worden war. Sie hielt es für unwahrscheinlich, dass es Lord Hillcrest gewesen war. Derjenige, der Baldulf niedergeschlagen hatte, musste das Schreiben immer wieder zur Hand genommen haben. Sie sah Flecken und Wasserkleckse, als ob irgendeine klare Flüssigkeit auf das Pergament getropft sei. Tränen? fragte sie sich.
    „Mein geliebtes Kind Willa“, las sie laut vor und merkte, dass Hugh sich vom Fenster ab- und ihr zuwandte. Vermutlich hatte er nicht damit gerechnet, dass sie die Zeilen laut vorlesen würde, aber es erschien ihr nur richtig. Zudem brauchten somit nicht alle Anwesenden den Brief nacheinander zur Hand zu nehmen.
    Willa räusperte sich und fuhr fort:
    „Zunächst möchte ich zum Ausdruck bringen, dass ich Dir in Liebe zugetan bin. Ich könnte Dich nicht mehr lieben, wenn Du mein eigenes Kind wärst. Ich liebe Dich wie eine Tochter, und so bricht es mir das Herz, Dir die folgende Geschichte nicht ersparen zu können. Ich bitte Dich, vergib mir, dass ich zu Lebzeiten ein zu großer Feigling war und es einfach nicht fertig gebracht habe, Dir die Wahrheit zu erzählen. Ich hoffe, dass Hugh Dir über die herben Zeilen hinweghelfen kann. Er ist ein guter Mensch. Ich habe seinen Werdegang in all den Jahren verfolgt. Gib ihm die Gelegenheit, und ich bin mir sicher, dass er Dir ein trefflicher Gemahl ist.“
    Willa hielt im Lesen inne und musterte Hugh. Sein Gesicht war ausdruckslos und wirkte wie in Stein gemeißelt. Sie wandte sich wieder dem Brief zu:
    „Jetzt zu der traurigen Geschichte, wie Du meine Tochter wurdest. Willa, schon Dein Name birgt das Geheimnis. Ich nannte Dich Willa, weil Du mir sozusagen durch letztwillige Verfügung vermacht worden bist. Deine Mutter gab Dich in meine Obhut, als sie ihren letzten Atemzug tat, und bat mich, für Dich zu sorgen. Ich sagte Dir, Dein Name sei Willa Evelake. Vergib mir diese Lüge. Ich werde Dir Deinen richtigen Namen im weiteren Verlauf des Briefes nennen, aber zunächst sei angemerkt, dass Deine

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