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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Mutter Juliana Evelake hieß. Sie war eine wunderschöne Frau. In jeglicher Hinsicht. Du siehst ihr sehr ähnlich, abgesehen von Deiner Haarfarbe. Deine Mutter hatte lange, kastanienbraune Haare. Deine rotgoldene Haarfarbe hast du von Deinem Vater geerbt. Julianas Eltern schickten sie zur Erziehung zu der Frau meines Bruders. Mein Bruder Pelles und seine Gemahlin Margawse waren als Lehrmeister sehr begehrt, als sie noch auf Claymorgan lebten. Pelles war vielleicht einer der besten Kämpfer, die England je hervorgebracht hat, und eine vollkommenere Gemahlin als Margawse sucht man anderswo vergeblich. Wie ich schon sagte, sie waren sehr begehrt. Ich schickte sogar meinen eigenen Sohn Thomas zu Pelles, damit der Junge in der Kunst der Waffenführung unterwiesen wurde. Und so kam es, dass Juliana und mein Sohn einander begegneten. Ich kenne nicht sämtliche Einzelheiten ihrer Freundschaft, aber ich weiß sehr genau, dass es nichts gab, dessen man sich zu schämen brauchte. Ihre gegenseitige Zuneigung war so wie zwischen einem Bruder und einer Schwester. Beinahe zehn Jahre waren sie eng befreundet, und in dieser Zeit strebte Thomas danach, ein guter Kämpfer zu werden, während Juliana jene Pflichten lernte, die eine gute, treue Gemahlin auszeichnen. Sodann, kurz nach ihrem sechzehnten Geburtstag, war ihr Hochzeitstag. Die Verbindung war bereits vor vielen Jahren geschlossen worden. Genau genommen vor zehn Jahren. Ihr Verlobter war Tristan D’Orland, ein kühner und viel gerühmter Kämpfer. Er war fast zwanzig Jahre älter als sie, und Juliana – wie Thomas mir später berichtete – befürchtete, einen widerwärtigen alten Mann heiraten zu müssen. Ich muss noch heute lächeln, wenn ich an Julianas Ängste denke. Einem blutjungen Menschen kommt jemand, der zwanzig Jahre älter ist, offenbar uralt vor. Aber Tristan war alles andere als betagt. Mit seinen fünfunddreißig Jahren stand er in der Blüte seines Lebens, ein kraftvoller und gesunder Mann. Er war ein gut aussehender, geschickter Kämpfer und besaß ein selbstbewusstes Auftreten. Ich glaube, Juliana verliebte sich in dem Moment in ihn, als sie ihn das erste Mal sah. Es war ein sehr viel versprechender Anfang, und alle glaubten, die beiden würden gut zueinander passen. Alle – außer mir.“
    Willa hielt wieder inne, um sich zu räuspern, und dankte Jollivet, der ihr einen Becher mit Met reichte. Sie nahm einen Schluck. Dann – als sie merkte, dass es alle vor Spannung kaum aushielten – las sie weiter:
    „Du wirst es mir vielleicht nicht glauben, wenn ich behaupte, dass ich das Unheil kommen sah, aber so war es. Ich war anwesend, als Tristan kurz vor der Hochzeit eintraf. Juliana und Thomas ergingen sich unten im Burghof, und ich war gerade auf der Suche nach meinem Sohn, weil ich ihn etwas fragen wollte. Heute erinnere ich mich nicht mehr, um was es mir damals ging, und es tut auch nichts zur Sache. Viel bedeutsamer war indes, dass ich vielleicht ein Dutzend Schritte vom Tor entfernt war, als Tristan D’Orland in den Burghof ritt. Sein Begleittross war stattlich, sein Banner wehte frei im Wind, und er führte seine Mannen, als wollte er einem Feind begegnen. Es war offenkundig, dass er es kaum abwarten konnte, seine Braut für sich zu beanspruchen. Zehn Jahre hatte er auf diesen Augenblick gewartet. Die Blicke aller im Burghof waren auf den prachtvollen Einzug des Bräutigams gerichtet. Auch ich befand mich unter den Zuschauern. Ich weiß noch wie heute, wann Tristan Juliana erblickte. Selbst aus der Entfernung vermochte ich das frohe Aufleuchten in seinen Augen zu sehen. Er erkannte sie sogleich, und daher nahm ich an, dass er sie in den zurückliegenden Jahren schon einmal gesehen haben musste – auch wenn Juliana behauptete, ihm noch nie begegnet zu sein. Aber dann erstarb das freudige Leuchten in seinen Augen, und unbändiger Zorn verzerrte seine Gesichtszüge. Verwirrt schaute ich zu Juliana hinüber, und erst da bemerkte ich, dass sie in ihrer Unruhe Thomas' Handfest umschlossen hatte. Sie pflegte des Öfteren seine Hand zu ergreifen, denn sie waren eng befreundet, aber diese kleine Geste hatte den unheilvollen Stimmungsumschwung des Mannes bewirkt. Ich glaube, er hätte meinen Sohn am liebsten an Ort und Stelle zu Boden geschlagen. Aber das konnte er natürlich nicht tun. Eilig gesellte ich mich zu Juliana und Thomas, als Tristan heranritt und abstieg. Auch Juliana war die Verstimmung ihres zukünftigen Gemahls nicht entgangen, denn sie stellte

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