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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fricke
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niedrig ansetzen und je nach Wirkung erhöhen – oder wieder senken, wie Sony Kapoor anregt.
    Effizienzcheck Transaktionssteuer
    Es dürfte kaum eine einzelne Maßnahme geben, die – wenn man nur will – so einfach umsetzbar ist und so viele Kernursachen der Finanzwirren trifft wie die Transaktionssteuer. Schon ein bisschen Sand im Getriebe würde die aufgeblähten Handelsvolumen reduzieren (Ziel A) und angesichts der breiten Wirkung auf alle Finanzmärkte die Wucht der Herdenschübe dämpfen. Durch die Steuer würde zudem das Renditepotenzial von Finanzanlagen gesenkt, zumindest für sehr kurzfristige Geschäfte (Ziel C) – was die eine oder andere realwirtschaftliche Investition im direkten Vergleich wieder lohnenswerter erscheinen ließe. Die Steuer könnte auf realwirtschaftlich gekoppelte Finanzgeschäfte sogar ganz ausgesetzt werden, ebenso wie für Kleinsparer. Über beide Kanäle dürfte die Steuer auch dazu beitragen, das Vermögensgefälle zu verringern (Ziel D).
    Sollten die Finanzminister dann noch Mehreinnahmen durch die Steuer haben, ließen sich mit dem Geld auch sinnvolle öffentliche Investitionen finanzieren, von der die Wirtschaft profitiert, also de facto Mittel vom Bankensektor in die produzierende Wirtschaft umlenken. Selbst der prozyklischen Eigendynamik der Kreditwirtschaft könnte bei entsprechender Ausgestaltung der Finanzmarktsteuerentgegengewirkt werden (Ziel B) – wenn Regierungen, Aufseher oder Notenbanker dafür sorgen, dass die Steuersätze antizyklisch variieren, sprich: wenn sie bei überhitzenden Finanzmärkten automatisch steigen und in Krisen dafür sinken, um schlimmere Einbrüche in Panikzeiten zu verhindern.
    Auch die Finanztransaktionssteuer taugt noch nicht zur Allzweckwaffe, da sie die Ausschläge nur bremst und noch nicht beseitigt. Die Anfälligkeit für stetes Überschießen ist damit nicht gebannt. Es gab an den Finanzmärkten auch vor dem Hochfrequenzhandel, der sich erst in den späteren 90er Jahren zu beschleunigen begann, schon manisch-depressive Schwankungen. Als Grundausstattung für ein neues Finanzsystem wäre eine Steuer auf den Umsatz mit Finanztiteln aber extrem nützlich – weil sie die zweifelhafte Dynamik stark bremst. Und weil sie den Vorteil hat, auf allen Finanzmärkten ohne Einzelfallentscheidung und heikle Interventionen ein bisschen Sand ins Getriebe zu streuen.
    John Maynard Keynes äußerte schon 1936 folgende Vermutung: »Die Einführung einer nicht unerheblichen Verkehrssteuer auf alle Transaktionen könnte sich als die brauchbarste Reform im Hinblick auf die Abschwächung der Vorherrschaft der Spekulation über Unternehmen erweisen.«
    Manche Erkenntnis kommt halt immer wieder.
    Säule 2: Neues Weltwährungssystem – betreutes Handeln
    Von einem System zu sprechen, wäre Hohn, wenn es um die Welt der Währungen in den dreißig Jahren seit Anfang der 70er Jahre geht. Was Regierungen, Notenbanker und Devisenhändler da treiben, gleich eher einem ziemlich unkoordinierten Chaos mit stark autistischen bis anarchischen Zügen – und teuren Kollateralschäden für Mensch und Unternehmen. Auf kurz oder lang wird das kaum zu halten sein: Dann wird die Zeit reif für ein Weltwährungssystem, das den Namen wieder verdient – als zweite Säule für eine bessere Finanzära.
    Formell sind die Wechselkurse seit Aufgabe des Bretton-Woods-Systems 1973 frei und sollen durch Angebot und Nachfrage an den Devisenmärkten ermittelt werden. De facto macht fast jeder, was erwill. Da lassen die einen überhaupt nichts frei, wie die Chinesen, die ihre Währung über zwei Jahrzehnte fix und schön günstig halten – und eine Aufwertung seitdem nur gelegentlich via hoch offiziellem Beschluss der Regierung zuließen. Nicht vom Markt. Da gibt es die Euro-Zone, wo die Wechselkurse abgeschafft wurden, und drumherum Länder, die das zwar doof fanden, ihre Währung jetzt aber trotzdem fest an den Euro gebunden haben. Was wiederum auch nichts mit freien Wechselkursen zu tun hat. Ebenso wenig wie die Anbindung vieler asiatischer Währungen an den US-Dollar.
    Da gibt es umgekehrt Länder, die sich ans Prinzip freier Kurse halten – nur mit zweifelhafter Konsequenz. Da gibt es die Amerikaner, die es verstehen, den Dollar-Kurs herunter zu reden, wenn die Exporteure wie zuletzt einen günstigeren Wechselkurs gut brauchen können, um mehr zu verkaufen. Ein Rezept, das auch EZB-Chef Jean-Claude Trichet probierte, als der Euro zwischenzeitlich viel zu stark aufwertete. Andere

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