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Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition)

Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition)

Titel: Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Skidelsky , Edward Skidelsky
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Arbeiter ignorieren. Seine Beschreibung der entfremdenden Auswirkungen der Arbeitsteilung nimmt Marx vorweg:
    Wer sein ganzes Leben damit zubringt, einige wenige Verrichtungen auszuführen, deren Wirkungen vielleicht noch dazu immer oder fast dieselben sind, hat keinen Anlass, seinen Verstand anzustrengen oder seine Erfindungsgabe zu bemühen, um Auswege aus Schwierigkeiten zu ersinnen, die doch nie auftreten. Natürlich entwöhnt er sich solcher Anstrengung und wird im Allgemeinen dumm und unwissend, wie es ein Mensch nur werden kann. Seine geistige Abstumpfung macht ihn nicht nur unfähig, an einem vernünftigen Gespräch Gefallen zu finden oder teilzunehmen, sondern auch unfähig zu jeder großmütigen, edlen oder zarten Regung und infolgedessen auch zum richtigen Urteil selbst über viele alltägliche Aufgaben des Privatlebens.[ 19 ]
    Abschließend bekundet Smith, etwas lahm, die Hoffnung, dass die Bildung diesen Verdummungstendenzen entgegenwirken werde. Dann lässt er das Thema fallen. Er betrachtete die todlangweilige Arbeit in einerNadelfabrik ganz offenkundig als ein notwendiges und durch seinen künftigen Nutzen gerechtfertigtes Opfer.
    Es lohnt, einen Moment innezuhalten und zu fragen, was durch Smiths Umsturz der klassischen Einteilung von Tugenden und Lastern gewonnen wurde und was verloren ging. Der Gewinn bestand in der Freisetzung von Motiven, die das ökonomische Wachstum förderten. Die Gewinnsucht wurde für gut befunden, unter der Bedingung, dass sie letztlich dem gesellschaftlichen Wohl dienlich ist. Was verloren ging, war die Vorstellung vom Allgemeinwohl als einem kollektiven Werk. Stattdessen wurde es zum Ergebnis von Individuen gemacht, die auf Märkten ihre Eigeninteressen verfolgen. Die Logik des Vertrags wurde getrennt von der Logik der Reziprozität, die in den meisten menschlichen Kulturen und Gesellschaften seit jeher ein integraler Bestandteil der Wirtschaft war. Und mit der weiteren Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften wurde es zunehmend schwerer, Begierden und Bedürfnisse auseinanderzuhalten. In dieser Hinsicht stand Keynes im Erbe der neoklassischen Tradition, was auch der Grund sein dürfte, warum sein Konzept der »Sättigung« etwas merkwürdig erscheint.
    Smith, der vor Beginn des industriellen Zeitalters lebte, stellte sich den wirtschaftlichen Fortschritt nicht als ein Wachstum ohne Ende vor, sondern als ein Wachstum innerhalb der von den Institutionen, Gewohnheiten und politischen Entscheidungen eines Volkes gesetzten Grenzen. Tatsächlich sprachen er und seine Zeitgenossen ja auch nirgendwo von Wachstum, sondern stets von »Verbesserung«, ein Begriff, der eine ebenso moralische wie materielle Komponente umschließt. Am Ende dieses Weges lag der »stationäre Zustand« – ein Zustand, in dem die Möglichkeiten zur weiteren Verbesserung ausgeschöpft waren. Alle klassischen Ökonomen gingen von einem solchen Endpunkt der Entwicklung aus, wenn auch bei unterschiedlichen Wohlstandsniveaus.
    Thomas Malthus und David Ricardo, zwei von Smiths berühmten Nachfolgen, waren deutlich weniger optimistisch als Smith selbst. Malthus’ 1798 erschienener Essay
Das Bevölkerungsgesetz
zielte ab auf die Widerlegung von William Godwins utopischer Behauptung, dass durchdie Umverteilung des Eigentums Überfluss für alle Menschen erreichbar sei. Seine Argumentation war rein zyklisch. Ohne stringente moralische »Kontrollen« würde die Bevölkerung irgendwann unweigerlich zu groß für das Land, das zu ihrer Versorgung zur Verfügung stand, und Schwankungen des Bevölkerungsdrucks würden Zyklen von steigenden und fallenden Einkommen bedingen. Als dann Ricardo 1817 in seinen
Grundsätzen der politischen Ökonomie
das Malthus’sche Bild um die fallenden Grenzerträge des Bodens ergänzte, konnten die Ökonomen nur noch bescheidene Verbesserungen gegenüber der Vergangenheit anbieten, die zudem noch bis dato unerreichte Leistungen in Sachen moralischer und praktischer Effizienz voraussetzten. Damals erwarb sich die Wirtschaftswissenschaft das Etikett der »dismal science«, der »trostlosen Wissenschaft«.
    Eine utopischere Aussicht schließlich eröffnete John Stuart Mill Mitte des 19. Jahrhunderts, also nachdem die Industrialisierung angefangen hatte, ihr Werk zu tun. Mill hielt es angesichts des bereits erreich ten Wohlstandsniveaus – und vorausgesetzt, dass das Bevölkerungswachstum kontrolliert wurde – für möglich, dass Großbritannien bereits zu damaligen Zeiten allen seinen

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