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Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Titel: Wiedersehen in Hannesford Court - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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festgehaltenvor dem dunklen, schweren Teppich und den helleren Steinen des Stallhofs. Es wirkte seltsam anrührend, ein ganz gewöhnlicher Augenblick, den die Kamera bedeutsam und denkwürdig erscheinen ließ. Und doch erinnerte ich mich kaum an die Aufnahme. Sie wiederzusehen, erfüllte mich mit plötzlicher Wehmut.
    »Ihr habt ewig gebraucht, bis ihr losgefahren seid«, sagte ich. »Also bin ich umhergewandert und habe die beiden bei der Arbeit überrascht. Ein gutes Foto, nicht wahr?«
    »Ein ausgezeichnetes Foto.« Masters betrachtete es noch immer.
    »Ich habe es Mrs Hodge gezeigt, und sie ist bereit zu beschwören, dass es an einem Samstag aufgenommen wurde. In Hannesford gibt es für alles und jedes eine feste Zeit, Teppichklopfen eingeschlossen.«
    Freddie schaute sich das nächste Foto an. Zwei Automobile parkten auf dem Kies, die Insassen winkten zum Haus hinüber. Ich war zu weit entfernt gewesen, um ihre Gesichter einzufangen, doch die Fotos beschworen den Geruch von Politur, Motoröl und heißem Leder herauf, genau wie das aufgeregte Juchzen, als sie schließlich losfuhren.
    »Und, wer ist mitgefahren?«, fragte ich. »Du, die Eversons, Tippy Hibbert. Wer sonst noch?«
    »Dieser Cartwright, der auf Gallipoli gefallen ist. Hier, man sieht ihn nur von hinten. Und Buttercup und Daisy Flinders natürlich. Mal überlegen … Da war doch noch jemand …«
    »Harry?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, er wollte nicht mitkommen. Ich weiß noch, wie überrascht ich war. Er schien ganz versessen darauf, hierzubleiben.«
    »Was ist mit Oliver Eastwell?«
    »Der auch nicht.« Wieder klang Freddie sehr sicher. »Ich nehme an, er wollte Susan anhimmeln. Oder eher Margot. Wer weiß? Wie du schon sagtest, Reggie war auch nicht dabei.Er sei schon verabredet, sagte er. Das weiß ich genau, weil er so gut gelaunt war. Gute Laune war bei Reggie selten, darum erinnere ich mich daran.« Dann schnippte er mit den Fingern. »Natürlich! Jetzt hab ich’s!«
    »Wer?«
    »Bill Stansbury. Er war noch ein Junge. Ist mit Tippy Hibbert und den Mädchen im Lanchester gefahren. Wann immer Buttercup ihn angesprochen hat, wurde er rot bis über beide Ohren.«
    Es war seltsam, doch nachdem Freddie es ausgesprochen hatte, kehrte meine Erinnerung zurück. Sie waren den ganzen Tag unterwegs gewesen, hatten an einem Pub gehalten und am Flussufer Cider getrunken. Und während sie weg waren …
    »Allen, alter Junge …« Freddie bereitete einen Stoß vor, überlegte es sich aber anders. »Verrätst du mir, was du denkst?«
    Aber das tat ich nicht. Nicht in diesem Moment. Es gab noch zu vieles, das ich nicht verstand.
    Kurz darauf fuhr ich im Zweisitzer zum Pfarrhaus. Mrs Uttley saß in einem Sessel am Kamin und rief aufgeregt nach Anne, als ich hereinkam.
    »Liebes«, sagte die alte Dame, als Anne erschien, »Tom ist mit dem Wagen da und möchte Sie zum Mittagessen ausführen. Ist das nicht aufregend? Ich habe ihm gesagt, dass Miss Thomson sich um mich kümmert, also brauchen Sie wirklich nicht hierzubleiben …«
    »Es kann natürlich sein, dass Miss Gregory etwas anderes vorhat«, warf ich ein.
    Doch Miss Gregory hatte nichts anderes vor. Sie müsse sich nur kurz umziehen …
    Wir aßen im George in Hanbury. Weiter wollte ich nicht fahren, falls es wieder zu schneien begann und die Straßeübers Moor unpassierbar wurde. Selbst so war die schmale Landstraße, die nach Hanbury führte, ein wenig tückisch, und ich fuhr langsam. Wir beide verspürten nicht den Drang, über den vergangenen Abend zu sprechen, doch unser Schweigen war angenehm zwanglos. Als wir nach Hanbury hineinfuhren, erzählte ich Anne von der Widmung in Julia Woodwards Buch.
    »Ich war ziemlich bestürzt«, gestand ich, nachdem man uns in dem alten holzgetäfelten Speisesaal einen Tisch zugewiesen hatte. »Ich habe Reggie immer als sehr düster empfunden. Aber diese Widmung ist so zärtlich . Vermutlich war die ganze Sache nur ein Missverständnis.«
    Als ich von der Speisekarte aufblickte, bemerkte ich die Skepsis in Annes Blick.
    »Das würde ich auch gern glauben. Aber ich kann es nicht. Jemand hat den Professor geschlagen, und jemand hat Julia Woodward geschlagen. Das können wir nicht ignorieren.«
    Sie sah sich um, wollte sich wohl vergewissern, dass niemand mithörte. Der Speisesaal war zum Glück so voll, dass niemand unser Gespräch beachtete.
    »Ich habe wirklich versucht, es zu verdrängen.« Sie schaute mich offen an. »Und wissen Sie auch, warum? Weil ich nicht

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